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Vertikales Gewerbe

gattererIn der Gewerbezone von Pfalzen treffen sehr viele unterschiedliche Interessen aufeinander. Das macht eine sinnvolle Erweiterung der Zone schier unmöglich.

von Silke Hinterwaldner

Dass selbst ein großes Dorf manchmal ganz klein ist, zeigt sich in Pfalzen. Dort laborieren die Gemeindeverwalter seit Jahren an der Erweiterung der Gewerbezone, aber weil sehr viele unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen, gibt es Stillstand.

Wie vertrackt die Situation ist, zeigte sich in der Gemeinderatssitzung Ende März. Man wollte an diesem Tag eigentlich eine Erweiterung beschließen, aber beinahe die Hälfte der Räte könnte befangen sein. Das machte eine Beschlussfassung schwierig. Der Tagesordnungspunkt wurde deshalb auf Ende April vertagt.

Aber der Reihe nach: Bürgermeister Josef Gatterer selbst ist Busunternehmer, der Sitz des Betriebes liegt in der Gewerbezone am Dorfrand, aber schon lange ist sein Platz zu klein für die vielen Busse. Irgendwann im Laufe der (inzwischen seit Jahren andauernden) Diskussion um die Vergrößerung der gesamten Zone hat der Unternehmer Gatterer relativ kostengünstig ein Waldstück gekauft, um dort seinen Betrieb erweitern zu können. Das Problem dabei: Auf dem Papier ist dieses Grundstück nicht Gewerbegrund, um dort bauen zu können, musste man es umwidmen. Aber das ist nicht ganz so einfach wie Bürgermeister Gatterer dachte, der Gemeinderat lehnte die Ausweisung zwei Mal ab.

So wurde die Idee vom Masterplan geboren: In Zusammenarbeit mit der Landesraumordnung sollte die Gemeinde Pfalzen ein schlüssiges Konzept ausarbeiten, um so eine sinnvolle Erweiterung der Zone erreichen zu können. Aber auch der Masterplan ist an seine Grenzen gestoßen.

Zunächst sollten die Grundstücke im Süden der bestehenden Zone verbaut werden, erst dann sollte der Wald des Bürgermeisters umgewidmet werden. Im Süden gibt es aber zwei Grundbesitzer, die nicht immer zustimmten: die Fraktionsverwaltung und die Pfarrei. Kurios dabei: Drei Gemeinderäte sind als Rechnungsrevisoren bei der Fraktion tätig, zwei Gemeinderäte sitzen im Vermögensverwaltungsrat der Pfarrei – sie alle dürfen (wahrscheinlich) nicht mitstimmen, wenn es um die Erweiterung der Gewerbezone geht. Dazu kommt Josef Gatterer selbst, der befangen ist und auch sein Widersacher Manfred Hainz, der unmittelbare Nachbar, steckt ebenfalls in der Zwickmühle.

Wie kann unter solchen Umständen ein Beschluss zustande kommen, zumal die verbleibenden Mitglieder des Gemeinderates ganz und gar nicht einer Meinung sind? Die einen wehren sich gegen den vorliegenden Plan zur Erweiterung, weil sie darin ein abgekartetes Spiel und Spekulation sehen. Die anderen halten die Umsetzung des Planes für unerlässlich, um die Wirtschaft in Pfalzen zu stärken.

So wartet nicht nur Gatterer selbst darauf, dass die Gewerbezone endlich vergrößert werden kann, auch drei weitere Unternehmer (Martin Hitthaler, sein Sohn Lukas und Hannes Volgger) warten seit Jahren auf die Ausweisung. Zwischen Parkplatz und neuem Gewerbeland im Süden der bestehenden Zone sind die insgesamt 6.500 Quadratmeter längst inoffiziell vergeben. Dazu soll laut Plan das Waldstück von Gatterer kommen, wo er selbst den Betrieb erweitern möchte.

„Wir treten auf der Stelle“, ärgert sich Hannes Volgger. Er ist selbst interessierter Unternehmer in der Zone und im Ausschuss dafür zuständig. Aber langsam weiß er nicht mehr weiter. „Hier spielen sehr viele persönliche Interessen hinein“, sagt er, „so wird die Erweiterung immer wieder verzögert, obwohl sie dringend notwendig wäre. Langsam machen wir uns lächerlich.“ Er möchte auf jeden Fall bei der Gemeinderatssitzung am 29. April abstimmen lassen. Vorher soll es noch eine Aussprache mit dem neu gewählten Vorstand der Fraktion geben (die TAGESZEITUNG berichtete), um ihn doch noch von der Erweiterung zu überzeugen.

Sicher ist: Seine Überzeugungsarbeit wird nicht bei allen Gemeinderäten greifen. Unter anderem legt sich Roland Hainz quer. Neben allen anderen Bedenken stellt er noch einen weiteren Punkt zur Diskussion: „Warum will man hier eine Baudichte von sieben ermöglichen, wo doch in der restlichen Zone 3,8 vorgeschrieben ist? So verschafft man den Bewerbern mit der Möglichkeit, sehr hohe Gebäude zu errichten, einen mächtigen Vorteil. Das ist nicht fair.“ Eine so hohe Baudichte sei nicht üblich, mahnt auch das zuständige Landesamt an, dem könne man wohl nicht zustimmen.

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