Dicke Luft im Klassenzimmer
Bedenkliche Formaldehydwerte, hohe CO²-Konzentrationen, mangelhafte Akustik und jetzt auch noch überhöhte Radonwerte in zwei Unterrichtsräumen: die neue Grundschule in Taufers im Münstertal ruft viel Kritik hervor. Was die Bürgermeisterin und der Planer dazu sagen.
von Karin Gamper
48 Kinder besuchen die Grundschule in Taufers im Münstertal, acht Lehrpersonen unterrichten in dem modernen Gebäude, das im Herbst 2013 eingeweiht wurde. Doch die Freude über den Schulneubau hält sich im Ort in Grenzen. Der Grund: bereits kurze Zeit nach dessen Inbetriebnahme traten erste Mängel auf, die drei Jahre später nur teilweise behoben wurden bzw. zu denen sich weitere gesellt haben. Mittlerweile wurde eine Elterninitiative gegründet.
Es geht um bedenkliche Formaldehyd-Werte, hohe CO²-Konzentrationen, mangelhafte Akustik und überhöhte Radonwerte in einigen Unterrichtsräumen. Der Ärger bei den Eltern, die sich um die Gesundheit ihrer Kinder sorgen, aber auch bei den Lehrpersonen ist groß. Schließlich heißt es von Formaldehyd und Radon, dass sie krebserregend seien.
Bürgermeisterin Roselinde Gunsch-Koch hält den Ball flach. Von großen Polemiken will sie nichts wissen. Auf Anfrage erklärt sie, dass einige der Probleme längst behoben seien: „Das Formaldehyd ist mittlerweile weit unter den gesetzlich vorgeschriebenen Werten und gegen die hohen CO²-Konzentrationen wirkt ausreichendes Lüften“. Was das Radon betreffe, so gehe es lediglich um zwei Räume und die Werte in Taufers „generell hoch“. Die Gemeinde suche derzeit gemeinsam mit den Planern und Eltern in einer Arbeitsgruppe nach Lösungen.
Doch wie kann es sein, dass bei einer neuen Schule so viele Werte überschritten werden? Laut dem Planer Carlo Calderan ist die lange Planungs- bzw. Baugeschichte der Hauptgrund dafür: Der Planungswettbewerb fand bereits 2006 statt, der Bau wurde erst einige Jahre später ausgeschrieben und schließlich 2013 fertig gestellt. Calderan: „Als die Schule entworfen wurde, galten teilweise noch andere Richtlinien“.
Der Architekt kann die Aufregung um die neue Tauferer Grundschule allerdings nicht nachvollziehen. „Die erhöhten Formaldehyd-Konzentrationen wurden nur unter ganz bestimmten Umständen gemessen, und zwar nachdem in einem Raum zwölf Stunden nicht gelüftet worden ist“.
Nach Wegnahme einiger Akustik-Paneele, aus denen das Formaldehyd ausgetreten ist, sei die Konzentration unter die Grenzwerte gesunken. Die Paneele wurden anschließend versiegelt, so dass das Problem laut Calderan mittlerweile komplett behoben sei. Gegen die überhöhten CO²-Werte helfe ausreichendes Lüften und an der Anpassung der Akustik an die nunmehr geltenden Standards werde ebenfalls gearbeitet.
„Die Gesetze haben sich in den vergangenen Jahren geändert, aber hier handelt es sich allesamt um lösbare Probleme“, so der Architekt, der dabei auch die erhöhten Radonwerte mit ein bezieht:
„Da die erhöhten Radonkonzentrationen in Taufers bekannt waren, wurde unterhalb der Schule nicht nur eine eigene Drainage samt Abzugsanlage angelegt, sondern auch eine Extraschicht Betonboden eingearbeitet, der das Radon abhält“. Dadurch seien die Werte auch nur in zwei Räumen überhöht, und auch hier arbeite man an einer Lösung.
So viele nachträgliche Eingriffe verursachen nicht nur viel Ärger, sondern auch zusätzliche Kosten, die zu einem großen Teil von der Gemeinde getragen werden müssen.
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