Der Kalterer NHL-Profi
Sein großer Traum war es Profi-Eishockey-Spieler zu werden. Heute steht der 22-jährige Kalterer Thomas Di Pauli in den USA bei den Pittsburgh Penguins unter Vertrag.
TAGESZEITUNG Online: Thomas, wie kommt ein junger Kalterer zum US-Hockey-Team der Pittsburgh Penguins?
Thomas Di Pauli: Ich habe schon immer davon geträumt professioneller Eishockey-Spieler zu werden und wollte bereits als Kind für das College-Team von Notre Dame spielen, um schrittweise in die NHL zu kommen. In erster Linie muss ich mich aber bei meinen Eltern, bei meinem Bruder Theo und bei meiner Schwester Sandra bedanken, die so viel geopfert haben, damit dieser Traum für mich in Erfüllung geht.
Sie sind in Kaltern geboren und aufgewachsen. 2007 sind Sie in die USA gezogen – um Eishockey zu spielen?
Ja, ich habe als 3-Jähriger in Kaltern begonnen mit meinem Bruder Theo Eishockey zu spielen. In Kaltern zu spielen und zu trainieren hat mir bereits damals die beste Gelegenheit geboten, mich als Eishockeyspieler weiterzuentwickeln. Ich habe sehr gute Erinnerungen an Kaltern und muss auch heute sagen, dass einige meiner besten Eishockey-Erlebnisse in Kaltern mit meinem Bruder Theo passiert sind. Als ich 12 Jahre alt war, wollte ich ein professioneller Hockey-Spieler werden und ich wollte ein Stipendium bekommen, um in den USA Eishockey bei einer Uni-Mannschaft spielen zu können. Daher sind meine Mutter und meine Geschwister mit mir nach Chicago gezogen.
Wie sind Sie mit dem Umzug zurecht gekommen? Was war die größte Veränderung?
Die größte Veränderung und eine sehr große Herausforderung waren die ersten beiden Schuljahre in den USA. Natürlich war es auch schwer, so lange Zeit von meinem Vater getrennt zu sein. Im Eishockey habe mich damals sehr stark an meinem älteren Bruder Theo orientiert, der ein besserer Eishockey-Spieler war als ich und daher habe ich auf dem Eis und im Training versucht alles so zu machen wie er. Die Anpassung im Sport fiel uns nicht allzu schwer (lacht).
Sie stehen seit heuer beim NHL-Team der Pittsburgh Penguins unter Vertrag…
Genau. Es ist eine große Ehre für mich Teil eines derartigen Teams zu sein – einer Größe im US-Eishockey. Allein Teil eines derartigen Teams zu sein, umgeben von großartigen Spielern macht mich selbst zu einem besseren Spieler.
Wie würden Sie die Eishockeywelt in den USA beschreiben?
Eishockey in den USA ist ein wirklich schnelles Spiel. Es ist wirklich erstaunlich, wie viel Engagement diese Profi-Spieler mitbringen. Ein Trainingstag beginnt um 8 Uhr morgens im Eisstadion, wo uns ein Koch Frühstück zubereitet. Dann müssen wir uns für das erste Training aufwärmen. Nach dem Training steht das Mittagessen auf dem Programm und nach dem Essen noch Stretching und Fitness. Ich verlasse die Eisbahn in der Regel um 15.30 Uhr. Zudem stehen meistens noch drei bis vier Spiele pro Woche auf dem Programm.
Kann sich ein Südtiroler Eishockeyspieler überhaupt vorstellen, was einen in den USA erwartet?
Ich denke schon, dass Südtiroler in den USA mithalten können. Das wichtigste, was ich von den Profis gelernt habe, ist wie wichtig gesundes Essen und ausreichend Schlaf für einen Spieler sind. Die besten Spieler der Welt halten sehr strenge Diäten ein und haben einen strengen Schlafplan.
Amerikanisches Hockey ist dafür bekannt sehr heftig zu sein. Wurden?Sie jemals in eine Schlägerei verwickelt?
Eishockey in den USA ist eigentlich gar nicht gewalttätig. Auch hier hat sich das Spiel in den letzten Jahren sehr verändert. Heute sind die Spieler alle schnell und nicht mehr so groß, also gibt es fast keine Kämpfe mehr. Ich selbst war auch noch nie in eine Schlägerei verwickelt.
Ist europäisches Eishockey einfach nur zu „soft“?
Nein. Der Unterschied liegt in erster Linie darin, dass das europäische Eis größer ist als das amerikanische, daher bietet es mehr Platz und es kommt nicht so oft zu Zusammenstößen. Vielleicht wird es deshalb als „softer“ angesehen.
In Südtirol gibt es viele junge Talente. Würden Sie ihnen raten ins Ausland zu gehen?
Professionelles Eishockey in den USA ist sehr intensiv: Mannschaftskameraden kämpfen für die gleichen Plätze im Team, so dass eine enge Freundschaft nicht wirklich existieren kann. Italien hat gute Hockey-Spieler, aber wenn man in der NHL spielen will, muss man von Scouts entdeckt werden.
Trifft man Sie heute noch ab und zu in Südtirol?
Nein, leider nicht. Unsere Saison geht von Oktober bis Juni und im Sommer bin ich mit Training, Fitnesseinheiten und Eislaufen beschäftigt. Daher finde ich nicht viel Zeit für andere Dinge oder Reisen. Ich denke aber, dass ich heuer im Sommer mit meinem Bruder nach Kaltern kommen werde, um alte Freunde zu treffen.
Vermissen Sie Südtirol oder leben Sie mittlerweile den American Way of Life?
Ich vermisse Kaltern, meine Kindheitserinnerungen und meine Freunde. Es ist schön in den USA – aber eben ganz anders.
Sie wurden 2012 gedraftet und stehen bei den Penguins unter Vertrag. Wie sieht es mit Ihrem ersten Einsatz in der NHL aus?
Ich hatte heuer mit einer Verletzung zu kämpfen und daher habe ich für das Pittsburgh AHL Farm-Team Wilkes Barre Penguins gespielt. Aber ich kann jederzeit in die Hauptmannschaft berufen werden.
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