Die Zeitfenster-Regelung
Die Südtiroler Umweltschutzverbände haben jetzt ihre Vorschläge in Sachen Verkehrsregelung auf Passstraßen vorgelegt.
Die Südtiroler Umweltschutzverbände, darunter der Dachverband für Natur- und Umweltschutz, CIPRA Südtirol, der Alpenverein Südtirol, CAI Alto Adige, Lia per Natura y Usanzes, Legambiente Alto Adige – Bolzano/Umweltbund Südtirol-Bozen, Mountain Wilderness, Lia da Mont, Italia Nostra Bolzano, WWF Alto Adige, und für die Provinz Trient die SAT haben sich zusammengesetzt, um eine Strategie zur Verkehrsregelung und -verminderung auf den Passstraßen der Dolomiten zu erarbeiten.
Der daraus entstandene Vorschlag, der freitags und samstags Zeitfenster vorsieht, soll möglichst allen Interessenten einen konkreten Vorteil bringen.
Verkehrserhebung und Appell
Der Vorschlag ist aus einer Analyse des Verkehrs- und Lärmproblems entstanden: Verkehrserhebungen des EURAC-Reports 2015 zeigen nämlich Spitzen von bis zu 550 Fahrzeugen pro Stunde und damit die Überschreitung der Grenze von 90 Dezibel (gemessen von APPA BZ 2016). Dazu kam auch die Erhebung der Menschen, die die Bergstraßen nutzen – also Alpinisten, Bergsteiger, Wanderer, Autofahrer, Motorradfahrer, Fahrradfahrer, Hoteliers, Wirte usw.
Die Grundidee dahinter war es, das Naturerbe Dolomiten zu bewahren, indem ein respektvoller Umgang mit den Orten und den Menschen gefördert wird, und so das einzigartige Erlebnis beim Überqueren dieser Gegenden aufzuwerten.
Der Vorschlag unterstreicht die Verantwortung für den Schutz eines empfindlichen Ökosystems, nimmt gleichzeitig aber auch die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus zur Kenntnis, indem er den Mehrwert eines Qualitätstourismus unterstreicht.
Die Umweltschutzorganisationen fordern die Politiker und die Gemeinschaft der ladinischen Täler, die das Naturerbe verwalten, dazu auf, eine weitsichtige und mutige Entscheidung zu treffen und das aktuelle Tourismusmodell zu überdenken.
Auch angesichts der Tatsache, dass auch andere Tourismusgemeinden wie etwa Balme im Piemont oder Zermatt in der Schweiz die kontrollierte und respektvolle Verkehrsmobilität zu ihrem Markenzeichen gemacht haben, das sie zu einem einzigartigen und begehrten Ziel macht.
Der Vorschlag
Der Vorschlag besteht aus einer selektiven zeitlichen Regelung für die Straßen auf den Karerpass, das Sella- und das Grödnerjoch an zwei Tagen die Woche (freitags und sonntags):
Von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr ist die Zufahrt öffentlichen und privaten Bussen vorbehalten, von 12 bis 14 Uhr können alle anderen Pkws und Motorräder verkehren. Für Ortsansässige, Elektrofahrzeuge und Fahrräder bleibt die freie Durchfahrt uneingeschränkt.
Dieser innovative Vorschlag ermöglicht Wanderern, Bergsteigern und Kletterern, die Berge vor 9 Uhr zu erreichen; Bustouristen (öffentliche und private) können die Gasthöfe an den zentralen Stunden des Tages anfahren; die Touristikunternehmer können die Qualität ihrer Angebote verbessern und die Fahrradfahrer finden eine sicherere Umgebung für ihre Touren vor.
Auch für Motorrad- und Autofahrer, die zwischen 12 und 14 Uhr unterwegs sind, ist eine Verkehrsverbesserung – ohne die langsamen Schwerfahrzeuge – zu erwarten. Endlose Staus können damit vermieden werden. Die Intensivierung der Straßenkontrollen würde eine höhere Sicherheit und eine niedrigere Lärmbelastung bringen.
Die Umweltschutzorganisationen haben den Vorschlag den Landesräten Florian Mussner, Richard Theiner und somit dem für die Verkehrsproblematik zuständigen „technischen Tisch“ der Provinzen Trient und Bozen präsentiert.
Als nächster Schritt sollen die Verbände der Provinz Belluno und andere Interessengruppen miteingebunden werden, um – ganz im Geist des UNESCO Weltnaturerbe Dolomiten –, eine einheitliche und provinzenübergreifende Regelung zu finden.
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