Wenig Lust auf Miete
Eine neue Erhebung des Arbeitsförderungsinstitutes: Worin die Südtiroler die Gründe für die hohen Wohnungspreise sehen. Und aus welchen Gründen sie sich eher für eine Mietwohnung entscheiden würden.
von Heinrich Schwarz
Arbeitgeber- und Arbeitnehmer, Politik und Sozialverbände sind sich einig: der Südtiroler Mietmarkt muss belebt werden. Ein ausreichendes und günstiges Angebot an Mietwohnungen ermöglicht mehr Mobilität im Arbeitsleben. Und insbesondere bei jungen Menschen steht eine Mietwohnung für Unabhängigkeit. Im aktuell diskutierten neuen Landesgesetz für Raum und Landschaft wird deshalb viel Wert auf einen funktionierenden Mietmarkt gelegt.
Ein wissenschaftlicher Begleiter dieses Themas ist das Arbeitsförderungsinstitut (AFI). Gestern wurde eine Erhebung unter Südtirols Arbeitnehmern veröffentlicht. Die Fragen: Welche sind die Faktoren für die hohen Wohnungspreise in Südtirol? Und wie kann man die Südtiroler dazu bewegen, sich anstelle einer Eigentumswohnung für eine Mietwohnung zu entscheiden?
Zur ersten Frage: 89 Prozent der befragten Arbeitnehmer sind der Meinung, dass der allgemein hohe Lebensstandard in Südtirol einen großen Einfluss auf die Wohnungspreise hat. 83 Prozent sehen auch die hohen Ansprüche an die Bauqualität als wesentlichen Faktor.
Weitere gefühlte Einflüsse für die hohen Preise: Unterschiede zwischen Stadt und Land (80 Prozent Zustimmung), öffentliche Förderungen (77 Prozent), Tourismus und Zweitwohnungsmarkt (74 Prozent), geringe Verfügbarkeit von Baugrund (73 Prozent), Angebotskonzentration (67 Prozent) und morphologische Gegebenheiten (64 Prozent). Das geringe Wohnungsangebot hat laut den Arbeitnehmern einen geringeren Einfluss (47 Prozent).
„Viel Überzeugungskraft wird es dagegen noch brauchen, die Südtiroler stärker zur Miete zu bewegen“, sagt AFI-Direktor Stefan Perini, der auf die „ernüchternden“ Ergebnisse zur zweiten Frage verweist. Demnach ist das Mieten für zehn Prozent der Südtiroler Arbeitnehmer unter keinen Umständen vorstellbar. Abgesehen davon kommt für die Miete allgemein keine große Begeisterung auf.
Am ehesten würde man sich für die Miete anstatt Eigentumswohnung entscheiden, um mobiler zu sein und neuen Job-Angeboten folgen zu können (49 Prozent Zustimmung). Für 48 Prozent wären familiäre Bedürfnisse – etwa Nachwuchs oder Pflege von Verwandten – ein Grund. Vom Vermieter schwer kündbare Mietverträge sehen 42 Prozent der Befragten als bedeutend an.
„Die Möglichkeit der finanziellen Einsparung im Falle einer Mietwohnung ist hingegen offensichtlich weniger relevant als gedacht“, so Perini: 40 Prozent würden dies als Beweggrund sehen.
Am ehesten würden übrigens junge Menschen das Mieten dem Kauf einer Eigentumswohnung vorziehen.
„Wer bereits in Miete wohnt, stuft die Vorteile der Miete höher ein. Wer in einer Eigentumswohnung wohnt, ist hingegen schwer für die Miete zu begeistern“, sagt Stefan Perini. Der Traum des Eigenheims sei in der Bevölkerung allgemein jedenfalls unverändert stark verankert.
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