Happy
Caroline Genreiths Dokumentarfilm über das Glück und die Liebe schürft tief ohne schwer zu werden.
von Renate Mumelter
„Ja so einsam bin ich, dass ich es genossen habe, dass eine Frau in den Bungalow kommt, und ich habe sie nicht hinausgeschmissen“, sagt der Herr um die 60. Die Rede ist von seinem Urlaub in Thailand. Gesprächspartnerin ist eine junge Frau, seine Tochter, wie sich bald herausstellt, die Regisseurin des Films Carolin Genreith. Sie stellt ihren Vater zur Rede, weil der eine Fernbeziehung mit einer wesentlich jüngeren Frau in Thailand hat und in Erwägung zieht, diese Frau zu heiraten und nach Deutschland zu holen. Ob des dazu kommt, soll hier nicht weiter erzählt werden. Caroline Genreith geht sehr einfühlsam mit der heiklen Thematik um. Ihr Vater Dieter ist ein Glücksfall, offen, spontan, witzig, mit einem guten Maß an Selbstreflexion. Er lebt allein, geht seinem Traum, der Landwirtschaft nach, hat Bienen, Hühner, Gemüse und ist der Ansicht, dass auch ein Mann mit 60 noch Lust auf Sex haben kann. Wie das mit der Liebe aussieht ist eine andere Sache. Nicht in jeder Kultur bedeutet Liebe dasselbe. Das romantische Liebeskonzept unserer westlichen Welt ist ja genau besehen auch noch nicht besonders alt.
Caroline Genreith ist um ihren Vater zu beneiden. Wieviel ließe sich a priori aus der Welt schaffen, wenn es Eltern und Kinder auf die Reihe bekämen, so offen miteinander umzugehen. „Happy“ ist ein amüsanter Film, der in all seiner Leichtigkeit nicht darüber hinwegtäuscht, dass hinter dem Leichten viel Schweres liegen kann.
Happy (D 2016), 90 Min., Regie: Caroline Genreith. Spannend, aufschlussreich, mutig
Was es sonst noch gibt: BolzanoFilmfestivalBozen – Die Siegerfilme am Sonntag. MO bis MI „Mister Universo“ von Covi/Frimmel, „La Ragazza del mondo“ von Danieli, „Unerhört Jenisch“ von Arn/ Rieder, „Bar Mario“ von Lisci
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.