Ist das der Täter?
Die Polizei sucht nach einem Zusammenhang zwischen zwei Morden an jungen Frauen in Freiburg und Kufstein mit einem unaufgeklärten Mord in Südtirol im Jahre 1998: Der Mordfall Ulrike Reistenhofer.
Von Thomas Vikoler
Vor einigen Tagen veröffentlichte die Polizei in Freiburg ein Phantombild: Zu sehen ist ein Mann mit Brille, zwischen 50 und 55 Jahre alt und zwischen 1,75 und 1,80 Meter groß. Sachdienliche Hinweise werden mit 28.500 Euro belohnt.
Ist der gesuchte Mann der Mörder der 27-jährigen Joggerin Carolin Gruber, die am 6. November 2016 in Endingen bei Freiburg in einem Wald umgebracht wurde? Auch jener der französischen Austauschstudentin Lucile Klobut, 20, die am 12. Jänner 2014 in Kufstein Opfer vergewaltigt und erschlagen wurde?
Die Staatsanwaltschaft Freiburg und das dortige Polizeipräsidium erhoffen sich durch die Veröffentlichung des Phantombilds, das Aufgrund von Beschreibungen einer Zeugin erstellt wurde, die Aufklärung beider Mordfälle.
Denn: Es gibt eine Reihe von Parallelen zwischen dem Fall Gruber und dem Fall Klobut: Beide Frauen wurden jeweils nach sexuellem Missbrauch mit einer Eisenstange erschlagen, die Ermittler in Freiburg und Tirol vermuten, dass es sich bei dem Täter um einen Fernfahrer oder Spediteur handelt.
Hier tun sich wiederum Parallelen zu einem Mord auf, der am fernen 9. August 1998 in Ehrenburg in der Gemeinde Kiens verübt wurde. Der Mord an der 19-jährigen Grazer Studentin Ulrike Reistenhofer, bis heute unaufgeklärt. Die junge Frau auf dem Weg nach Hause von der Street Parade in Zürich wurde mit einem Stein erschlagen (siehe Kasten).
Ein Fall, der nun auch das Interesse der Sonderkommission Erle in Freiburg und der Ermittler in Kufstein geweckt hat. Vor kurzem waren Beamte aus Deutschland und Österreich im Bozner Justizpalast, um sich Kopien von DNA-Analysen zum Mordfall Reistenhofer zu machen.
Bekanntlich war es im Jahre 2012, also 14 Jahre nach dem Mord in Ehrenburg, gelungen, auf Kleidungsstücken des Mordopfers eine DNA-Spur zu isolieren. Im Februar 2013 waren sich die Forscher im Institut für Gerichtliche Medizin in Innsbruck dann sicher: Der sichergestellte Hauptpartikel muss vom Täter stammen, weil er sich an einer Stelle befand, an der ein Zufalls-Hautabrieb auszuschließen ist. Durch ein neues Verfahren konnten die Innsbrucker Experten feststellen, dass der Hautfetzen erst am Tatort dorthin gelangt ist, wo er später gefunden wurde.
Der Abgleich des DNA-Profils des wahrscheinlichen Mörders von Ulrike Reistenhofer mit den Daten der europäischen Polizei-Datenbank, insbesondere jene für Triebtäter und Mörder, verlief bisher ergebnislos. Kein Treffer seit 2013.
Die Freiburger und Tiroler Ermittler versuchen nun – angesichts der zahlreichen Parallelen zwischen den drei Mordfällen – über die Bozner DNA-Probe auf die Spur des (möglicherweise gemeinsamen) Täters zu kommen.
Auch der beigestellte Oberstaatsanwalt Markus Mayr, der den Fall Reistenhofer seit Jahrzehnten betreut, schließt einen Ermittlungserfolg nicht aus: „Es gibt Hoffnung“, sagte Mayram Donnerstag.
Vom Alter her könnte der Mann, dessen Phantombild die Freiburger Polizei nun veröffentlicht hat, zum Fall in Ehrenburg passen. Der dortige Mord ereignete sich vor knapp 19 Jahren, damals könnte der Gesuchte bereits als Fernfahrer oder Spediteur gearbeitet haben.
Die bislang unbekannte Person auf dem Freiburger Phantombild wurde am Nachmittag des 6. November 2015 auf einem Verbindungsweg bei Endingen gesehen. Nicht unweit der Stelle, auf der die 27-jährige Carolin Gruber aufgefunden wurde.
Handelt es sich um den Täter, der auch vor bald 19 Jahren am Rienz-Ufer zugeschlagen hat? Bis es darüber keine Gewissheit gibt, lebt die Hoffnung der Ermittler in Freiburg, Kufstein und Bozen.
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