„Die Finger wegschneiden“
Wie der Landeskommandant der Schützen, Elmar Thaler, den Umstand wertet, dass zwei hochrangige Schützen den freiheitlichen Laden übernehmen wollen.
TAGESZEITUNG Online: Sprechen wir mit dem künftigen heimlichen Obmann der Freiheitlichen?
Elmar Thaler (lacht): Sicher nicht!
Zwei hochrangige Schützen-Funktionäre sind drauf und dran, das Ruder bei den Freiheitlichen zu übernehmen …
Momentan weiß ich das von einem Funktionär, von Andreas Leiter Reber. Der zweite …
… Ihr Bundesgeschäftsführer Florian von Ach …
… hat gesagt, er schließt nichts aus.
Was sagen Sie zu dieser Entwicklung?
Es ist jedem sein Recht, politische Ämter anzustreben. Wenn man bei den Schützen ist, dann heißt das nicht, dass man auf Lebzeiten von allen politischen Ämtern ausgeschlossen ist. Nichtsdestotrotz werden wir Schützen keine Parteipolitik betreiben. Wenn jemand diesen Weg gehen will, dann wird er – wie Leiter Reber dies auch vorgemacht hat – sicher im Schützenbund kein hohes politisches Amt besetzen können.
Diese strikte Trennung halten Sie aufrecht?
Auf jeden Fall! Wir handhaben dies viel strikter als die meisten anderen Verbände im Land.
Waren Sie überrascht von der Entscheidung Ihres Burggräfler Bezirksmajors, für das Amt des F-Obmannes zu kandidieren?
Ja, das kam überraschend. Andererseits ist der Andreas immer einer gewesen, der fest versucht hat, sich politisch einzubringen. Im Nachhinein ist dieser Schritt nur kohärent, denn im Schützenbund konnte er sich nur bis zu einem bestimmten Grad politisch betätigen. Wenn jemand parteipolitisch tätig sein will oder sogar ein Mandat anstrebt, dann muss er die hohen Ämter im Bund zwangsläufig zurücklegen.
Zu Florian von Ach: Wäre er ein guter Generalsekretär für die Blauen?
(lacht) Ich kann Ihnen sagen, dass er bei uns sehr gut ist.
Was bedeutet die Entscheidung von Achs für den Bund?
Das wir auf alle Fälle das Amt des Bundesgeschäftsführers nachbesetzen müssten, obwohl mir das sehr leid täte. Wir haben aber viele weitere fähige Leute im Bund.
Wurden Sie von Ihren Leuten im vorab über die Entscheidung informiert?
Andreas Leiter Reber hat mich vorher angerufen und gesagt: Schau, so ist es.
Und von Ach?
(lacht) Der hat ja noch nichts gesagt.
Nach außen hin stellt sich die Situation so dar: Bei den Freiheitlichen ist ein Machtvakuum entstanden. Jetzt gehen zwei hochrangige Schützen her und sagen: So, wir entern das blaue Boot …
So ist es in meinen Augen nicht …
Freiheitliche sprechen von einer feindlichen Übernahme …
Uns wurde immer vorgeworfen, dass wir der Süd-Tiroler Freiheit nahestehen würden. Jetzt sieht man, dass das so nicht gestimmt hat. Ich sehe das Ganze relativ entspannt.
Sie sind ein profunder Kenner der Polit-Szene in Südtirol: Was bedeutet diese neue Situation für die politische Landschaft? Die Schützen haben bald zwei Parteien unter ihrer Kontrolle?
Ich würde es nicht so interpretieren. Und ganz nebenbei: Der andere Obmann-Kandidat der Freiheitlichen, Arno Mall, ist ja auch ein Schützen-Hauptmann. Sehen Sie: Die Schützen sind einfach Leute, die sich sehr engagieren, das hat man auch beim Autonomiekonvent gesehen …
… den die Schützen für sich vereinnahmt haben.
Nein, selbst wenn es organisiert gewesen wäre. Auch die SVP hat versucht, sich zu organisieren. Aber da ist nichts herausgekommen.
Falls Andreas Leiter Reber das Rennen machen sollte, würden die Blauen sicher eine volkstumspolitischere Schlagseite bekommen. Die Freiheitlichen würden im selben Teich fischen wie die Süd-Tiroler Freiheit.
Die Freiheitlichen hatten immer eine volkstumspolitische Schlagseite, einmal mehr, einmal weniger.
Glauben Sie, dass die jetzigen Manöver mittel- oder langfristig auf eine Flurbereinigung oder gar auf eine Fusion hinauslaufen?
Das kann ich mir als Außenstehender nicht vorstellen. Ich glaube, das passt gut, so wie es ist. Ob man durch eine Fusion schlagkräftiger wird, weiß ich nicht. Die beiden Parteien haben verschiedene Ansätze: Die Süd-Tiroler Freiheit setzt vor allem auf die Volkstumspolitik, die Freiheitlichen setzen auch auf andere Themen. Die STF will zurück zu Österreich, die Freiheitlichen sind eher auf Freistaat-Linie. Was beiden Parteien gemeinsam ist: Sie wollen beide weg von Italien, glaube ich verstanden zu haben.
Als Landeskommandant können Sie sich ins Fäustchen lachen: Der Schützenbund könnte künftig zwei verlängerte politische Arme haben?
(lacht) Wir Schützen waren immer starke Impulsgeber für die Politik. Wir arbeiten aber außerparlamentarisch. Wenn es uns nicht gäbe, würde niemand mehr über die Toponomastik oder über das Mussolini-Relief reden. Wir Schützen stoßen die Themen an, die Parteien müssen sie weiterbringen.
Welche der Parteien werden Sie 2018 wählen?
(lacht) Es gilt das Wahlgeheimnis. Der Wahlkampf startet ja erst, dann schauen wir mal, wer was bietet.
Sie selbst haben keine politischen Ambitionen?
Ganz sicher nicht! Sie können wir die Finger wegschneiden, wenn ich 2018 kandidieren sollte.
Ein Mann, ein Wort?
Ja, man hat jetzt im Fall von Pius Leitner gesehen, wie schwierig es heutzutage ist, Politik zu machen. Unabhängig davon, ob einen der Pius sympathisch ist oder nicht: Man muss heute jedem Kandidaten Respekt zollen. Ich würde nicht für viel Geld in die Politik gehen. Das würde ich mir nicht antun. Als Obmann für etwas geradestehen zu müssen, was andere verlaggelt haben, oh mei, oh mei … Das wäre sicher nicht mein Fall.
Interview: Artur Oberhofer
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