Der Faden zu Südtirol
Der Facharzt für Neurologie, Klaus Seppi, ist mit dem Südtiroler Wissenschaftspreis 2016 für seine Forschung zum Parkinsonsyndrom ausgezeichnet worden.
„Es ist ein schöner Zufall, dass es heuer 200 Jahre her ist, als der britische Chirurg James Parkinson die für den Morbus Parkinson typischen Symptome in einem Aufsatz erstmals wissenschaftlich analysierte“, sagt Landeshauptmann Arno Kompatscher einleitend in seiner Laudatio. Denn der Südtiroler Wissenschaftspreis geht im Zweijahresrhythmus an erfahrene Forscher mit einer hohen, möglichst internationalen wissenschaftlichen Reputation, die gleichzeitig Südtirol in ihre Arbeit einbeziehen.
Wir die international besetzte Jury des Preises feststellen konnte, ist der Facharzt für Neurologie und Professor an der Medizinischen Universität Innsbruck, Klaus Seppi, ein herausragender Wissenschaftler, der 12 Fachbücher und über 200 bedeutende wissenschaftliche Artikel vor allem im Bereich Bewegungsstörungen und Parkinsonsyndrom veröffentlicht hat. „Deshalb bedeutend, weil seine Erkenntnisse überdurchschnittlich oft zitiert und die Ergebnisse angewandt wurden“, erklärt der Landeshauptmann weiter
„Der zweite Grund ist, dass Prof. Seppis bedarfsorientierte Forschung von Bedeutung für unser Land ist, und er mit unserer Sanität zusammenarbeitet. Es gibt immerhin fast 2.000 Südtiroler, die unter dem Parkinsonsyndrom oder an Bewegungsstörungen leiden, die damit in Zusammenhang stehen“, fügt Kompatscher hinzu. Er koordiniert nämlich eine Forschungsgruppe in der Abteilung Neurologie des Krankenhauses Bruneck, die eine Studie über frühe Formen der Parkinsonerkrankung erstellt. „Damit kommt seine Forschungsarbeit den Südtirolern auf direktem Wege zugute.“
Zum Werdegang des Preisträgers: Seppi stammt aus Kaltern. Nach seiner Matura studiert er in Innsbruck Medizin, wo er auch nach seinem Abschluss bleibt. Seppi geht zunächst zwei Jahre in die Forschung, dann arbeitet er als Assistenzarzt, um 2007 seine Spezialisierung zum Facharzt für Neurologie und fast zeitgleich seine Habilitation in Innsbruck abzuschließen; hier ist er heute weiterhin als Universitätsprofessor und Forscher tätig.
Darüber hinaus erlangt er eine ganze Reihe an Zusatzqualifikationen, wie den Facharzt für Geriatrie und Notfallmedizin. Seppi ist seit Jahren Vorstand des wissenschaftlichen Beirats der Österreichischen Parkinsongesellschaft, von dem er auch den „Walther-Birkmayer-Preis“ erhält. 2001 hält Prof. Seppi beim Jahrestreffen der US-amerikanischen Academy of Neurology einen Vortrag über seine Forschungsergebnisse und wird dafür ausgezeichnet.
Prof. Seppi ist zudem seit 2012 in der weiteren Entwicklung von Evidenz-basierten Therapien von Bewegungsstörungen tätig. Auch unter dem Begriff „Evidence-Based-Medicine“ bekannt, versteht man hierunter, Therapie-, aber auch Diagnoseentscheidungen auf große Studien zu stützen um die Behandlung insgesamt zu optimieren. Dies geschieht, indem die individuelle klinische Erfahrung mit der besten, verfügbaren, externen Evidenz aus systematischer Forschung integriert wird.
Seppi hat gemeinsam mit seinem Forschungsteam wesentlich dazu beigetragen, die Risikofaktoren in der Vorläuferphase des Parkinsonsyndroms einzugrenzen ebenso wie die Zuverlässigkeit einer frühen Diagnostik zu verbessern. Er beschäftigt sich darüber hinaus mit der Entwicklung von Therapien, die den Verlauf der Erkrankung bremsen sollen und damit die Lebensqualität des Betroffenen verbessern könnten. Dabei arbeitet er im Zusammenspiel mit einem Forscherteam, zu dem auch sein Vorgesetzter, der Klinikdirektor Werner Poewe, zählt; dieser ist ebenso zur Preisverleihung gekommen, wie drei Mitglieder der Jury.
Und schließlich ist es dem Forschungsteam des Preisträgers gelungen, neue Diagnosemethoden mit bildgebenden Untersuchungen wie beispielsweise der Magnetresonanztomographie zu etablieren.
Kompatscher hebt schließlich auch die menschlichen Vorzüge des Preisträgers hervor. Er werde in seinem Umfeld als höchst engagiert und hilfsbereit beschrieben, der auch mit seinen Patienten stets auf Augenhöhe bleibt und daher sehr beliebt ist.
Südtiroler Forschungspreis für Nachwuchswissenschaftler 2017
Der Direktor der Abteilung Forschung, Innovation und Universität, Maurizio Bergamini Riccobon, weist schließlich auf den heuer ausgeschriebenen Forschungspreis für junge Forscher, der mit 40.000 Euro ausgestattet ist. „Auch in diese Fall sollte ein sichtbarer oder unsichtbarer Faden, der den Forscher oder seine Tätigkeit mit Südtirol verbindet, vorhanden sein“, betont Bergamini Riccobon. Anträge der Forscher selbst oder dritter Personen können bis 31. Oktober 2017 eingereicht werden.
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