Drei aufgebrachte Schuster
Der Alpenverein lässt die italienische Bezeichnung für die Dreischusterhütte in Innichen löschen und sticht damit in ein politisches Wespennest. Warum der Leiter der örtlichen Bergrettung sogar mit Austritt droht.
von Silke Hinterwaldner
Alfred Innerkofler winkt gleich ab. „Ich bin nur der Pächter hier“, sagt er, „und ich halte mich an die Anweisungen der Hauptleitung des AVS.“ Mehr will er gar nicht dazu sagen.
Schon seit vielen Jahren führt Alfred Innerkofler mit seiner Familie die Dreischusterhütte im Innerfeldtal in Innichen. Das schmucke Haus ist im Besitz des Alpenvereines, der nun eine Losung herausgegeben hat, die manchen im oberen Pustertal gar nicht gefällt: Der Name der Hütte soll offiziell nicht mehr ins Italienische übersetzt werden.
Will heißen: Alfred Innerkofler musste zunächst die Bezeichnung „Rifugio Tre Scarperi“ von den Speisekarten und anderen Unterlagen entfernen. Die Übersetzung auf Wegweisern soll in einem zweiten Schritt entfernt werden. Der dazugehörige Berg, die Dreischusterspitze, wird wohl noch eine Weile Punta dei Tre Scarperi heißen dürfen.
Georg Simeoni ist überzeugt davon, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Der AVS-Präsident erklärt: „Als Eigentümer der Hütte dürfen wir doch selbst entscheiden, welchen Namen sie trägt. Das wäre ja noch schöner, wenn wir uns hier Vorschriften machen lassen müssten.“ Und das Haus im Innerfeldtal habe immer schon Dreischusterhütte geheißen und eben nicht Rifugio Tre Scarperi, die Übersetzung ins Italienische sei irgendwann dazugekommen, aber habe in den Augen des AVS keinerlei Berechtigung.
Bereits 2009 hat der Alpenverein den Beschluss gefasst, die eigenen Hütten nur noch mit der deutschen Bezeichnung zu benennen. Das hatte damals für ein kleines politisches Erdbeben gesorgt, in der Folge wurde die Weisung der Hauptleitung auch nicht immer sofort befolgt. Just zu jenem Zeitpunkt als jetzt auf politischer Ebene wieder die Toponomastik zum Spaltpilz zwischen Italienern und Deutschen wurde, hat der AVS die Pächter schriftlich daran erinnert, dass der Beschluss von 2009 umzusetzen sei.
In Innichen wollen sich nicht alle diese politische Einmischung aus Bozen gefallen lassen. Fabian Ferrari, Leiter der Bergrettung in Innichen, hat in einem gesalzenen Schreiben an die Landesleitung von Alpenverein und Bergrettung seinem Ärger Luft gemacht.
Er sagt: „Es ist nicht Aufgabe des Alpenvereins, sich in politische Debatten einzumischen. Dazu sind die politischen Parteien da. Der AVS sollte sich lieber um wichtigere Dinge kümmern.“ Um dem Schreiben mehr Gewicht zu verleihen, drohte er dann auch gleich mit Austritt aus dem Alpenverein.
Dabei muss man wissen: Die Bergrettung ist streng genommen eine Unterorganisation des AVS, ein Bergretter muss insofern Mitglied beim Alpenverein sein. Aber zumindest den zweiten Teil der Bezeichnung „Bergrettung im AVS“ könnte der Leiter der Bergrettung in Innichen im Schriftverkehr zukünftig weglassen.
Dabei geht es Fabian Ferrari weniger darum, dass auch die Italiener ihren Namen für die Hütte behalten dürfen, ihn stört mehr, dass der AVS mit einer solchen Aktion eigene Mitglieder vor den Kopf stößt. In seinen Augen ist die italienischen Bezeichnung „Rifugio Tre Scarperi“ längst zum festen Bestandteil der Kommunikation geworden und soll allein deshalb schon erhalten bleiben.
Georg Simeoni kann sich über diese Polemik nur wundern. „Das ist doch alles an den Haaren herbeigezogen“, sagt er. Trotzdem wünscht er sich eine Aussöhnung.
Der Landesleiter der Bergrettung, Ernst Winkler, erklärt zur Polemik: „Es gibt keine Bergrettung ohne Alpenverein. Austreten kann eine Person allein, aber eine Bergrettung, die nicht beim AVS oder beim CAI ist, gibt es in Südtirol nicht. Diese kann man zwar gründen, sie hat aber keine Chance. Es gibt keine Konventionen und das Land hat auch Gesetze erlassen, dass keine weiteren Bergrettungsdienste mehr unterstützt werden. Wir kommen historisch vom Alpenverein und auch unser Name lautet Bergrettungsdienst im Alpenverein. Eine Bergrettungsstelle kann sich keinen anderen Namen geben, das geht nicht.“
Über das Schreiben zeigt er sich enttäuscht: „Das Schreiben wurde mit dem Hinweis gemacht, dass mit dem Verein nicht Politik betrieben werden soll. Die Toponomastik ist ein politisches Problem. Aber allein wenn man dieses Schreiben verfasst, wird schon Politik gemacht. Eigentlich sehr widersprüchlich. Wenn man nun den Bergrettungsdienst mit hineinzieht, so ist das Politik. Dass der AVS eine andere Meinung hat, gebe ich zu.“
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