Isabelle Huppert
Wäre da nicht diese fabelhafte Isabelle Huppert, wäre ich vermutlich schon in der ersten Halbzeit aus „Elle“ verschwunden.
von Renate Mumelter
„Elle“ von Paul Verhoeven beginnt mit einem Knall und einer Vergewaltigung. Das Opfer ist eine gut aussehende, allein lebende, wohlhabende Frau, eine erfolgreiche Verlagsunternehmerin, die von Büchern auf Computerspiele umgestiegen ist. Sie lebt in einem eleganten Villenviertel, genau das richtige für die üblichen Kinohorrorphantasien. Die bedient Paul Verhoeven nicht zum ersten Mal.
Nach dem fulminanten Auftakt geht es nur noch darum, die Spannung bis zum Showdown aufrechtzuerhalten. Hinter jeder verschlossenen Tür könnte der Maskierte lauern.
Das ist nichts, was mich im Kinosessel hält. Wäre da nicht diese fabelhafte Isabelle Huppert, wäre ich vermutlich schon in der ersten Halbzeit aus dem Kino verschwunden, aber sie spielt einfach großartig.
Isabelle Huppert zaubert einen nicht wirklich greifbaren Charakter aus distanzierter Kühle und verschämter Verschwiegenheit. Sie ist allem fern, ihrem Sohn genauso wie Menschen, die sie gern haben, und sich selbst sowieso. Nicht weiter verwunderlich, stellt sich doch im Lauf der Geschichte heraus, dass ihr Vater ein Massenmörder war. Mit diesem Erbe muss sie leben.
Michèle Leblanc, die Unternehmerin, gehört zu jenen Frauenfiguren, die letzthin vermehrt das Kino bevölkern, den nach außen hin selbstbewussten Erfolgreichen, im gut sitzenden Business-Kostüm. Ines Conradi in Maren Ades „Toni Erdmann“ gehört auch dazu, und sie wird Sandra Hüller genauso überzeugend gespielt. Nur dass in Ades Film auch Humor ein Rolle spielt. Verhoevens Film ist humorfrei.
Elle (F/D/B 2016), 130 Min., Regie: Paul Verhoeven mit Isabelle Huppert. Bewertung: Uninteressante Story, großartige Hauptdarstellerin
Was es sonst noch gibt: Bis Mittwoch „Manchester by the Sea“ und „Hidden Figures“ (Il diritto di contare). Danach BolzanoFilmfestivalBozen, www.filmfestival.bz.it.
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