„Vier Unfälle pro Tag“
Verantwortung ist 2017 Thema der Kampagne gegen Motorradunfälle „No credit“ des Landes Südtirol mit der Provinz Trient. Die Aktionen wurden nun präsentiert.
Mit dem Frühling beginnt auch wieder die Zweiradsaison. Bereits seit Jahren setzt sich das Land Südtirol für mehr Sicherheit auf den Straßen ein, seit dem Vorjahr gemeinsam mit der Provinz Trient. Durch die Sensibilisierungskampagne „No credit“ sollen die Verkehrsteilnehmer zu sicherem und vernünftigem Fahren angeregt werden. Der Fokus liegt dabei auf Motorradfahrern.
„Jeder trägt Verantwortung. Für sich Selbst. Und für andere“ ist die zentrale Botschaft der Kampagne 2017.
Ein sehr berührendes Bild, ein Motorradfahrer mit einem Baby im Arm, soll auf die ganze Tragweite einer Sekunde Unachtsamkeit hinweisen und auf die Folgen eines Unfalls, auch für die Menschen, die dem Unfallopfer nahe stehen. Das Bild soll eindrücklich vor den Folgen überhöhter Geschwindigkeit warnen. Auf dem zur Kampagne gehörenden Flyer gibt es zudem wiederum Tipps für ein sichereres Unterwegssein. Die zentrale Botschaft lautet „Fahr so, dass du Raum hast für die Fehler der anderen.“
„Gemeinsam können wir die Straßen sicherer machen, indem jeder Verantwortung für sich selbst, für die anderen Verkehrsteilnehmer und für die Menschen, die ihm nahe stehen übernimmt – der Motor soll also nie lauter sein, als die Stimme der Vernunft“, betonte der Landesrat für die Mobilität und das Verkehrsnetz Florian Mussner. Baumaßnahmen, strenge Regeln und Strafen seien Mittel hin zu mehr Sicherheit, am wichtigsten sei aber das Verantwortungsbewusstsein der Menschen“, so Mussner. Der Landesrat verwies auch darauf, dass das Land mit den verschiedenen Maßnahmen der Kampagne auch den Leitlinien der EU-Kommission für mehr Straßenverkehrssicherheit für 2011 bis 2020 entspreche.
„2015 waren in Südtirol 25 tödliche Motorradfahrer zu beklagen, 2016 wurden laut inoffiziellen Zählungen des zuständigen Ressorts sechs Motorradtote verzeichnet“, sagte Ressortchef Valentino Pagani und verwies auch auf die Anzahl der Verkehrsunfälle in Südtirol im Allgemeinen, die 2015 bei über 1.600 lag, was ungefähr vier Unfälle pro Tag bedeutet.
Wie in den Vorjahren fußt die heurige Kampagne auf den drei Säulen Bewusstseinsbildung, Kontrollen und Baueingriffe. Bauliche Eingriffe beinhalten eine ausreichende Beschilderung und Beleuchtung der Straßen, die Sanierung beschädigter Straßenbeläge und die Montage von Leitplanken mit Unterfahrschutz an unfallgefährdeten Stellen. „Was die Baueingriffe betrifft, wird 2017 auf rund 100 Straßenkilometern der Belang erneuert, zudem wird an zwölf neuralgischen Stellen und somit 850 Metern der patentierte Unfahrschutz angebracht, der die Deformation bei einem Aufprall vermindert“, sagte Pagani.
Ohne Kontrollen gehe es nicht, deshalb würden die Ordnungskräfte auch 2017 wieder kapillare Geschwindigkeitskontrollen durchführen, immer mit dem Ziel, riskantes Fahrverhalten zu unterbinden und die Straßen sicherer zu machen, so Pagani. Auch die länderübergreifende Zusammenarbeit der Ordnungskräfte mit gemeinsam abgestimmten Aktionen wird durchgeführt.
Der Safety-Park in Pfatten spielt mit seinem Angebot für Biker eine wichtige Rolle im Bereich Verkehrssicherheit und Unfallvermeidung. Nach den theoretischen Grundlagen werden bei praktischen Übungen auf abgesperrter Strecke die wichtigsten Gefahren-Situationen simuliert und deren Bewältigung trainiert.
Guido Benedetti, Direktor im Amt für Kontrollen und Straßentechnologie der Provinz Trient berichtete über die Erhebung der Unfalldaten in Trient, die gemeinsam mit dem Statistikinstitut und den Ordnungskräften erfolgt. Im vorigen Jahr habe es im Trentino elf tödliche Motorradunfälle gegeben, 2003 waren es 16 und 2001 noch 51, so Benedetti. Ebenso wie in Südtirol werden im Trentino die Gefahrenstellen erhoben und mit den Plakaten von No credit versehen. Daneben werden auch bessere Straßenbeläge, Sicherheitsleitplanken und Schilder angebracht, sagte Benedetti.
Die Freiwilligen Feuerwehren seien im Jahr bei etwa 1.000 Verkehrsunfällen im Einsatz, darunter an die 50 bis 60 Unfälle, in die Motorräder verwickelt seien, berichtete Christoph Oberhollenzer Direktor des Landesverbands der freiwilligen Feuerwehren Südtirols: „Motorradunfälle haben im Vergleich zu Unfällen mit anderen Fahrzeugen viel schwerwiegendere Folgen, vor allem wegen den Sicherheitseinrichtungen des Fahrzeugs“, erklärte er. Oberhollenzer unterstrich, dass Schutzkleidung, umsichtiges Fahren, aber auch die Rücksicht anderer Verkehrsteilnehmer die Sicherheit der Motorradfahrer wesentlich erhöhen. „Am meisten Einfluss hat aber die Geschwindigkeit, denn wenn sich die Geschwindigkeit verdoppelt, vervierfacht sich der Bremsweg und die Wucht beim Aufprall“, hob Oberhollenzer hervor.
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