„Immer mehr Rücktritte“
Die Verwaltungsführungskräfte im Südtiroler Sanitätsbetrieb haben eine neue Gewerkschaft gegründet. Sie kritisieren die Zustände im Betrieb aufs Schärfste.
DAS-VFS, das ist das Kürzel der neuen Gewerkschaft der Verwaltungsführungskräfte, die im November 2016 gegründet wurde. Ziel dieser Gewerkschaft ist es, „die Führungskräfte in der Verwaltung zu vertreten und dabei die tägliche wertvolle und unabkömmliche Arbeit der Führungskräfte im Gesundheitswesen in das richtige Licht zu rücken.“
85 Prozent der Führungskräfte, die derzeit beim Südtiroler Sanitätsbetrieb tätig sind, haben sich sofort eingeschrieben.
Die Gründe, die dazu geführt haben, dass die neue Gewerkschaft „sindacato dei Dirigenti amministrativi della Sanità (DAS) – Gewerkschaft der Verwaltungs-Führungskräfte der Sanität (VFS)“ ins Leben gerufen wurde, so wird in einer Aussendung erklärt, „sind vielseitig und beginnen bei den fortwährenden mediatischen Angriffen auf die tägliche Arbeit, die von den Führungskräften des Sanitätsbetriebes unter extremen Arbeitsbelastung geleistet wird, bis hin zur völligen Verunsicherung wegen einer Reform des Gesundheitswesens, die immer noch in den Starlöchern steht.“
Weiters heißt es:
„Gerade die Arbeitsbelastung nimmt fortwährend zu, auch weil es an akademischen Verwaltungspersonal mangelt. Es muss nämlich festgehalten werden, dass sich der Durchschnitt des akademischen Verwaltungspersonals bei anderen Sanitätsbetrieben in Norditalien auf 26 Prozent beläuft, während es im Südtiroler Sanitätsbetrieb gerade mal 9,4 Prozent erreicht.
Eine weitere Statistik zeigt einen besorgniserregenden Prozentsatz an freiwilligen Rücktritten der Abteilungs- und Amtsdirektoren von 2010 bis heute, der mit 17,39 Prozent aller Führungskräfte beziffert werden kann, wobei der Höhepunkt mit acht Führungskräften im Jahr 2016 erreicht wurde. Es handelt sich hierbei um Mitarbeiter, die entweder überhaupt keine Führungsrolle mehr inne haben oder die den Arbeitgeber gewechselt haben. Diese Führungskräfte sind der beste Beweis für die nicht mehr erträglichen Arbeitsbedingungen, die völlige Verunsicherung und den besorgniserregenden Mangel an Zukunftsperspektiven.
Zahlreiche Führungsaufträge sind nur provisorisch, ohne irgendeine Gewissheit über deren Dauer oder die Möglichkeit einer Verlängerung. Denn – im Gegensatz zur Führungsspitze – nimmt der neue Gesetzesentwurf, der der Landesregierung derzeit zur Genehmigung vorliegt, bei den Verwaltungsführungskräften des Sanitätsbetriebes keinerlei Bezug auf eine mögliche Bestätigung nach Inkrafttreten des Landesgesetzes, während dies für die Spitzenpositionen ausdrücklich vorgesehen ist.“
Kürzlich hat ein Treffen mit dem Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes, Thomas Schael, stattgefunden. Dabei wurden genau die Probleme angesprochen. Die neue Gewerkschaft stellte einige Forderungen:
- Den Führungskräften soll die Möglichkeit eingeräumt werden, aktiv bei der Erstellung des neuen Betriebsorganigrammes mitzuwirken. Der Generaldirektor hat sich verpflichtet, die Führungskräfte direkt bei der Ausarbeitung des neuen Organigramms miteinzubeziehen.
- Die Abschaffung des Landesgesetzes Nr. 1/2000, das heute die Führungsstruktur dieser Verwaltungsführungskräfte regelt, bereitet diesen große Sorge. Wenngleich die Gesetzgebung nicht Aufgabe des Generaldirektors ist, so hat dieser doch die geforderte Unterstützung seiner Führungskräfte in der Verwaltung bei den zuständigen Stellen zugesagt, um die Abschaffung des Landesgesetzes zu vermeiden.
- Die Gewerkschaft hat gefordert, von weiteren Reduzierungen des Verwaltungspersonals abzusehen. Der Generaldirektor hat versichert, die derzeitige Vorgangsweise bei der Nachbesetzung beizubehalten und ein ganz besonderes Augenmerk auf das akademische Verwaltungspersonal zu legen, um so den Durchschnitt der Akademiker im Sanitätsbetrieb zu erhöhen.
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