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Die Abtrünnigen

Raiffeisen Landesbank als neue Muttergesellschaft

Raiffeisen Landesbank als neue Muttergesellschaft

Warum sich die Raiffeisenkassen von Ritten und St. Martin der Trentiner Bankengruppe anschließen.

von Heinrich Schwarz

Jetzt ist es fix: Die Raikas Ritten und St. Martin kommen der Südtiroler Raiffeisen-Landesgruppe abhanden und schließen sich der Trentiner Gruppe an. Der Verwaltungsrat der Raika St. Martin fällte seine Entscheidung am Montag, während die Rittner am Dienstagabend den endgültigen Beschluss fassten.

Zur Erinnerung:

Alle italienischen Genossenschaftsbanken müssen sich einer Muttergruppe anschließen und dabei ein Stück ihrer Autonomie abgeben. Nur in Südtirol und im Trentino dürfen eigene Landesgruppen gebildet werden. Hierzulande wird die Raiffeisen Landesbank die Rolle der Muttergesellschaft übernehmen. Die Trentiner allerdings wollten keine Landesgruppe, die nur innerhalb der Provinzgrenzen tätig sein darf, sondern eine nationale Gruppe, die in Konkurrenz zur ICCREA mit Sitz in Rom steht. Das war ursprünglich zwar nicht der Sinn der Reform, das Gesetz macht es aber möglich.

Bis auf Ritten und St. Martin haben alle Südtiroler Raikas ohne große Diskussionen entschieden, sich der lokalen Gruppe anzuschließen. Die Vorbereitungen für die Reform laufen derzeit auf Hochtouren.

Dem Raiffeisenverband ist es nicht gelungen, Ritten und St. Martin von ihren Plänen abzubringen. Der Bruch im Südtiroler Raiffeisensystem ist damit besiegelt.

Interessant ist vor allem die Entscheidung der Raika St. Martin. Die Passeirer wollten ursprünglich der ICCREA beitreten, da sie deren Rechenzentrum nutzen und nicht das teurere des Raiffeisenverbandes. Eine Umstellung auf das Südtiroler System, so hieß es vor Monaten, sei mit enormen Kosten verbunden. „Das könnte uns den Kragen kosten“, sagte Direktor Walter Pichler. Der Beitritt zur Trentiner Gruppe CCB bringt aber ebenfalls eine Umstellung des EDV-Systems mit sich. Offenbar haben die Trentiner ein gutes Angebot gemacht.

Es ist aber auch ein offenes Geheimnis, dass die Direktion der Raika St. Martin mit dem Raiffeisenverband und der Landesbank nicht gut kann. Bei der CCB erwartet sich die kleine Kasse weniger Einschränkungen und mehr Eigenständigkeit. St. Martin will vermeiden, dass in den nächsten Jahren der Druck für eine Fusion mit der Raika Passeier zunimmt.

Details zur Entscheidung gibt man bei der Raika St. Martin derzeit keine. Das hat der Verwaltungsrat so ausgegeben.

Auch am Ritten will man vermeiden, zu sehr an die Öffentlichkeit zu treten. Aber auch dort sind die Beweggründe für den Bruch mit dem Südtiroler Raiffeisensystem klar: Die Raika Ritten hat sich in den letzten Jahren immer weiter vom Verband entfernt und Vorgaben einfach ignoriert. In der Trentiner Gruppe können die Rittner nun mehr Freiheiten genießen und ihre Expansion in die Einzugsgebiete der anderen Südtiroler Raikas fortführen.

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