Familienfreundliche Betriebe
Das 2004 in Südtirol eingeführte Audit „familieundberuf“ wird vereinfacht. Land und Handelskammer haben die neue Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.
Schon seit 2004 werden Südtiroler Betriebe, die auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verstärkt Rücksicht nehmen, mit dem Audit „familieundberuf“ ausgezeichnet. Mehr als 50 Unternehmen haben auf diesem Weg für ihre Familienfreundlichkeit das Zertifikat erhalten. Nach deutschem Vorbild.
„Das Programm wurde gut angenommen, wir haben in diesen Jahren aber festgestellt, dass unsere Wirtschaft etwas anders strukturiert ist als die deutsche und die österreichische. Unsere Betriebe sind kleiner“, sagte Familienlandesrätin Waltraud Deeg anlässlich der Unterzeichnung der neuen Kooperationsvereinbarung zwischen Land und der Handelskammer.
Schon im Juni beschloss der Audit-Rat daher, das Verfahren zu vereinfachen, vor allem damit sich auch Kleinbetriebe mit bis zu 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vermehrt dieser Herausforderung stellen und mehr Familienfreundlichkeit für alle machbarer wird. So wird etwa der Aufwand von vier Treffen mit dem ausgebildeten Auditor auf zwei reduziert. Außerdem sollen kleine Unternehmen verstärkt zu Netzwerktreffen eingeladen werden, auch das Re-Auditierungsverfahren wird vereinfacht.
Die Verschlankung des Verfahrens wurde nun zum Anlass genommen, auch die Kooperationsvereinbarung zwischen Land und Handelskammer aus dem Jahr 2013 zu überarbeiten. So können wir den Prozess der Auditierung besser begleiten, zeigte sich die Landesrätin überzeugt. Wichtigste Neuerung: Es wird ein technisches Bewertungskomitee für die Vorbereitung der Sitzungen des Audit-Rates eingeführt.
„Lösungen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den Betrieb gleichermaßen gewinnbringend“, sagte Handelskammer-Präsident Michl Ebner. Eine familienfreundliche Personalpolitik erhöhe die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verbessere damit auch das Betriebsklima. „Und geht’s den Familien gut, geht’s uns allen gut“, sagte Ebner in Anlehnung an den Slogan der österreichischen Wirtschaftskammern „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut“.
Für familienfreundliche Maßnahmen sprechen aber auch wirtschaftliche Argumente. Studien zeigen, dass familienfreundliche Betriebe eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit haben und dass sie leichter junge Menschen rekrutieren können. Ebner betonte auch die Bedeutung der Unternehmenskultur.
Wie wichtig eine Art Sinneswandel im Unternehmen ist, bestätigte auch Alperia-Personalchefin Johanna Vaja. Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen würden die Möglichkeit, die Arbeitszeiten flexibel zu gestalten, ganz besonders schätzen. Abschließend gab Auditorin Marlene Pircher Preims einen kurzen Einblick in die Praxis der Auditierung. Die Motivation der Unternehmen sei ganz unterschiedlich, sagte sie: „Am wichtigsten ist es, dass sie sich auf den Prozess einlassen.“ Als Auditorin begleitet sie die Unternehmen auf diesem Weg, gibt Inputs, unterstützt die Betriebe darin, die Familienfreundlichkeit weiterzuentwickeln.
Das Audit familieundberuf wurde 2004 in Südtirol erstmals durchgeführt. 2008 übernahm es die Wirtschaftsabteilung des Landes gemeinsam mit der Handelskammer. Im Zuge der Umgestaltung der Landesverwaltung ging die Zuständigkeit für das Audit auf die Familienagentur über. 2016 wurde das Audit-System auch auf gesamtstaatlicher Ebene anerkannt.
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