„Bin kein Sheriff“
Ein neues Gesetzesdekret ermöglicht es den Bürgermeistern, Vandalen, aggressive Bettler oder Drogendealer vorübergehend aus dem Gemeindegebiet zu verbannen. Meran will andere Wege beschreiten, wie Paul Rösch im Interview mit der TAGESZEITUNG erklärt.
TAGESZEITUNG Online: Herr Rösch, was halten Sie von der neuen Möglichkeit für Bürgermeister, Personen, die sich „gemeindeschädigend“ verhalten, des Stadtgebietes zu verweisen?
Paul Rösch: Ich bin kein Sheriff und daher der Meinung, dass die öffentliche Sicherheit mit der Polizei abzuklären ist.
Aber gerade Meran hat seit Längerem ein massives Problem mit den aggressiven Bettlern, auch Vandalenakte werden immer wieder beklagt, ohne dass man die Situation bisher in den Griff bekommen hätte.
Die aggressiven Bettler stören mich persönlich auch. Aber gerade hier glaube ich nicht, dass eine vorübergehende Verbannung aus dem Stadtgebiet eine Lösung ist. Das sind illegale Flüchtlinge, die kommen täglich aus dem Raum Brescia. Wenn wir sie verbannen, kommen sie nach zwei Tagen wieder zur Hintertür herein. Hier sind Polizeikontrollen die bessere Lösung. Wir hatten jetzt einige Zeit in der Sparkassenstraße Ruhe, weil die Carabinieri sehr präsent waren. Seit diese sich wieder etwas zurückgezogen haben, hat das Phänomen wieder zugenommen.
Also ist das Gesetzesdekret für Sie keine Option?
Nicht wirklich. Ich glaube, man sollte den Bürgern auch keine übertriebenen Hoffnungen machen. Es ist sinnlos, wenn jetzt alle hurra schreien und glauben, dass die Städte von allen Problemen befreit werden, nur weil der Bürgermeister Sheriff spielt. Das ist in meinen Augen keine Lösung.
Worauf setzen Sie dann?
Auf Prävention und Kooperation. Meran verfügt seit Langem über ein gutes Netz. Die Streetworker beispielsweise leisten ausgezeichnete Arbeit, gerade in der Drogenprävention. Auch mit den Sozialdiensten arbeiten wir sehr gut zusammen. In Kürze werden wir verteilt auf das Stadtgebiet zudem mehrere Videokameras in Betrieb nehmen. Alles andere ist Augenwischerei. Die Zeit des Dreinhauens ist vorbei.
Interview: Karin Gamper
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