Der grade Michl
Dieser Verlust ist für die Volkspartei nicht leicht zu verkraften: Vor einer Woche hat der Gadertaler Bezirksobmann Klaus Winkler seinen Rücktritt von allen Ämtern eingereicht. Weil er enttäuscht ist.
von Silke Hinterwaldner
Klaus Winkler ist wohl das, was man gern als „gradn Michl“ bezeichnet. Zehn Jahre lang hat er trotzdem für seine Partei, die SVP, gearbeitet. Dabei ist er immer wieder gegen den Strom geschwommen. Er hat immer wieder tapfer seine politischen Standpunkte vertreten, auch wenn sie innerhalb der Gremien nicht mehrheitsfähig waren, und er das bereits im Vorfeld wusste.
Bis vor wenigen Tagen war Klaus Winkler stellvertretender Bezirksobmann der Volkspartei im Pustertal, Gebietsobmann im Gadertal und Ortsobmann in Untermoi. Vor einer Woche dann hat er seinen Rücktritt von allen Parteiämtern eingereicht. Er will jetzt nur noch einfaches Mitglied bleiben. Mit der aktiven Politik mag er nichts mehr am Hut haben.
Was ist da los? Warum tritt einer wie Klaus Winkler jetzt zurück? Ohne Streit, ohne konkreten Anlass?
Am Wochenende ist Klaus Winkler von Parteileuten aus dem gesamten Land bekniet worden. Er solle sich diesen Schritt noch einmal überlegen, so den Tenor. Man möchte einen Mann wie ihn gern auf der Funktionärsebene halten. Aber Klaus Winkler selbst bleibt hart: „Das war keine Kurzschlussreaktion. Ich habe mir diesen Schritt gut überlegt. Ich will niemandem Schaden zufügen. Aber es ist für mich Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen.“
Die öffentliche Aufregung hat der nunmehr ehemalige SVP-Funktionär zu vermeiden versucht. Er wollte keine Polemik entfachen. Er wollte keine politische Abrechnung. Er will einfach seine Ruhe haben.
In den kommenden Monaten wären auf den unterschiedlichen Parteiebenen Neuwahlen angestanden. Winkler hätte diese Wahlen abwarten können, aber er hat sich für einen vorgezogenen Ausstieg entschieden. Um die Neuwahlen etwa auf Gebietsebene mag er sich selbst gar nicht mehr kümmern.
Dabei hatte die SVP mit Winkler einen stets kämpferischen, wenn auch nicht immer linienreuen Mann, in ihren Reihen. Während andere die Partei als Sprungbrett nutzen, um politisch Karriere zu machen, blieb ihm vor allem das Ehrenamt. Das ist auch so eine Sache.
Klaus Winkler ist überzeugt davon, dass die SVP heute vor allem aus Leuten besteht, die sich von der Partei etwas erhoffen. „Die Mandatare“, sagt er, „messen der Partei nicht mehr genügend Bedeutung bei. Und in einer solchen Partei fühle ich mich nicht mehr gut aufgehoben.“ Freilich war ihm auch stets das Bündnis mit dem PD in Rom ein Dorn im Auge. Im Gadertal halten viele diesen Schmusekurs mit Mitte-Links für falsch. Das hat der Ausgang verschiedener Wahlen immer wieder zum Ausdruck gebracht.
Deshalb habe er nun schon lange mit dem Gedanken gespielt, seine Ämter innerhalb der SVP niederzulegen. Er will nicht länger mitansehen, wie sich die Partei selbst Schaden zufügt. Nur weil es bislang keine echte Alternative zur Volkspartei gebe, stehe sie immer noch halbwegs gut da. Trotz der schwindenden Mitgliederzahlen.
„Wir werden sehen“, sagt Klaus Winkler zum Abschied, „wie die Partei in fünf Jahren dasteht. Ich befürchte, dass diese neue SVP nicht mehr weit kommen wird. Aber ich kann mich auch irren. Wir werden sehen.“
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