Der Frauen-Saal
Mit Unterstützung der SVP-Frauen fordert Grünen-Obfrau Brigitte Foppa einen „Saal der Volksvertreterinnen“ im Südtiroler Landtag. Die Rechtsopposition ist skeptisch.
Von Anton Rainer
Bitte nicht falsch verstehen: Selbst aus Gründen der Frauenförderung wäre es wohl etwas übertrieben, dem knappen Drittel an weiblichen Landtagsabgeordneten einen eigenen Saal für ihre Sitzungen zu widmen. Und nein, Brigitte Foppa fordert auch kein Saalverbot für Männer im Hohen Haus. Stattdessen wünscht sich die Grünen-Obfrau die Einrichtung eines „Saals der Volksvertreterinnen“ nach römischem Vorbild. Dort hatte die SI-Abgeordnete Laura Boldrini am 14. Juli vergangenen Jahres die „Sala delle Donne“ im Palazzo Montecitorio eingeweiht. Gewidmet ist der Raum den „Politik-Pionierinnen Italiens“, also zum Beispiel jenen 21 Abgeordneten, die vor über 70 Jahren als erste Politikerinnen die römische Abgeordnetenkammer betraten. Außerdem werden dort in einer Art Ausstellung Porträts der ersten zehn gewählten Bürgermeisterinnen, der ersten Kammerpräsidentin, der ersten Ministerin und der ersten Regionenpräsidentin gezeigt. Und am Ende der Ausstellung? „Drei Spiegel, in denen sich Besucherinnen als zukünftige Staatspräsidentin, Senatspräsidentin oder Ministerpräsidentin erkennen.“ Und als Aufforderung, sich selbst in die Politik einzubringen, wurde neben den Spiegeln der Satz „Du könntest die Erste sein“ angebracht.
Für Brigitte Foppa, die Laura Boldrini bereits in der Debatte ums Schul-Kreuz als politisches Vorbild wiederholt zitierte, eine nachahmenswerte Idee. „Auch wenn das mit den Spiegeln nur eine von vielen Möglichkeiten ist“, so Foppa. In einem vor kurzem eingereichten Beschlussantrag fordert die Grünen-Obfrau die Einrichtung eines öffentlichkeitswirksamen „Saals der Volksvertreterinnen“ im Südtiroler Landtag. Der Raum sollte gemäß dem Vorschlag in die didaktische Arbeit des Landtags bei Führungen von Schulklassen und Besuchsgruppen eingebunden werden, Porträts von wichtigen Frauen in der Südtiroler Politikgeschichte zeigen – und möglicherweise einen Spiegel für die „erste Landeshauptfrau.“
Unterstützt wird Foppa in ihrem Vorhaben von sämtlichen SVP-Frauen im Landtag: Magdalena Amhof hat den Antrag unterschrieben, Veronika Stirner, Martha Stocker, Maria Kuenzer und naturgemäß auch Landesrätin Waltraud Deeg, die das Porträt ihrer Mutter vermutlich selbst einweihen dürfte. Deutlich skeptischer ist man in den Reihen der Rechtsopposition, wo sich keine der Frauen zu einer Unterstützung des vorgeschlagenen Frauen-Saals durchringen konnte. „Ich habe die Mail bekommen, sie kurz überflogen und mir gleich gedacht: Typisch Brigitte“, lacht Tamara Oberhofer. Wie ihre Kolleginnen wurde auch die Freiheitlichen-Abgeordnete von Brigitte Foppa angeschrieben – und lehnte dankend ab. „Man muss sich als Frau nicht immer und überall explizit präsentieren“, findet Oberhofer, „wenn es um eine inhaltliche Sache ginge, okay. Aber diesen symbolischen Diskussionen um Gender, Frauenquoten und Co. kann ich nun mal nichts abgewinnen.“
Myriam Atz-Tammerle, in der von Brigitte Foppa initiierten Landtagsanhörung rund ums Thema „Geburt“ noch sehr aktiv, hat ein knappes Jahr später andere Sorgen. „Ich habe Foppas Email verwurstelt, weil ich mich zu der Zeit mit den Speed-Check-Boxen beschäftigt habe“, sagt die Abgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit – die Reue über die verpasste Unterschrift halte sich allerdings in Grenzen: „Erstens sollte so ein Vorschlag, wenn überhaupt, die Frauen in ganz Tirol betreffen“, sagt Atz-Tammerle, „zweitens habe ich logistische Zweifel: Wo soll man denn im Landtag plötzlich noch einen Raum herzaubern?“
Für Brigitte Foppa keine besonders große Herausforderung: „Wir könnten im Salon im ersten Stock eine Ecke einrichten“, sagt die Grüne, „erstens steht ohnehin eine Umstrukturierung des Landtags an, zweitens hat Andreas Hofer auch schon seinen eigenen Saal. Warum dann nicht die Frauen?“ Bleibt die Frage nach dem fehlenden Rückhalt vieler weiblicher Landtagsabgeordneter: Wenn Ulli Mair, Elena Artioli und Co. den Frauen-Saal ablehnen – macht er dann wirklich Sinn? „Ich weiß dass unsere Meinungen zur politischen Frauenförderung weit auseinander gehen“, sagt Brigitte Foppa. Aber: „Wir vertreten das Volk und das halbe Volk besteht aus Frauen. Da braucht es Vorbilder und eine Würdigung für unsere politischen Ahninnen.“
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