No Alk, no Party?
Aufregung in der Bozner Party-Szene: Gemeinde und Quästur verweigern den Organisatoren des Electric Carnivals am Unsinnigen in der Bozner Stadthalle kurzfristig den Alkohol-Ausschank. War das notwendig?
Von Markus Rufin
„Es geht wieder weiter in Bozen“.
Mit diesem Vorspann machte am Mittwoch ein Facebook-Post der Plattform Save the Nightlife Südtirol die Runde im Netz. Mit einer Meldung, die gleich für empörte Reaktionen sorgte: „Unglaublich diese Schikane und diese Willkür“.
Was war passiert?
Am Faschingsdonnerstag findet in der Bozner Stadthalle ein Event namens Electric Carnival statt. Die DJs Ralph Cieli und Subsurface sind gebucht, die Eintrittskarten, die 20 Euro kosten, bereits ausverkauft.
Was nicht nur den Veranstaltern die Faschingslaune etwas verdorben hat, ist das kurzfristig von der Gemeinde Bozen und der Quästur ausgesprochene absolute Alkoholverbot für das Event.
Wenige Tage vor dem Termin teilte die Gemeinde Bozen dies den Veranstaltern mit.
„Wir hatten bereits vorher ein Treffen, bei dem der Papierkram durchgegangen wurde. Da war von einem gänzlichen Alkoholverbot nie die Rede, sondern davon, dass die Gemeinde uns lediglich Bier aufschänken lässt. Dann, beim zweiten Treffen, die unerwartete Auskunft: Kein Alkohol“, berichtet Johannes Casera, einer der Mit-Veranstalter des Electric Carnival.
Weder die Beamten der Quästur noch die Verantwortlichen der Gemeinde hätten zu diesem Punkt mit sich reden lassen, ärgert sich Casera.
Die Veranstalter hatten freilich mit den Einnahmen aus dem Alkoholaus-Ausschank kalkuliert. Eine größere Einnahmequelle entfällt also. Die Überlegung, das Festival abzusagen, wurde aber schnell verworfen. Es findet wie geplant statt.
Und warum wurde den Veranstaltern derart kurzfristig der Alk verweigert?
„Es ist keine Maßnahme der öffentlichen Sicherheit, sondern der Abschätzung von möglichen Gefahren“, antwortet Vize-Quästor Stefano Mamami auf Anfrage der TAGESZEITUNG.
Die Gemeinde habe die Quästur nicht früher um ein Gutachten gebeten. „Wegen der besonderen Veranstaltungszeiten – von 12.00 bis 20.00 Uhr – besteht die Gefahr, dass Minderjährige auf der Veranstaltung zu Alkohol gelangen, der von Volljährigen gekauft wird. Bekanntlich hat es zu Fasching in Bozen bereits heftig Besäufnisse mit Minderjährigen gegeben, die im Koma landeten“, erläutert Mamani.
Er legt Wert auf die Feststellung, dass die Gemeinde das Gutachten der Quästur voll mitgetragen habe.
Dabei hatten die Veranstalter vorgesorgt. „Beim Eingang wird differenziert zwischen Minderjährigen und Volljährigen. Letztere werden mit einem Band gekennzeichnet und die Barkeeper wissen, an wen sie Alkohol ausschenken dürfen und an wen nicht“, sagt Johannes Casera.
Er geht davon aus, dass sich die Besucher des Festivals – ob minderjährig oder volljährig – nun alkoholische Getränke anderswo besorgen werden.
„Das Verbot führt aber dazu, dass Leute, die Alkohol trinken wollen, sich vorher in den Supermärkten versorgen werden. Das würde so bei uns nicht passieren, denn wir haben Security, Krankenwagen und kontrollierten Bar-Ausschank. Den Alkoholkonsum schiebt man so halt auf die Straße“, sagt Veranstalter Casera.
Er erinnert daran, dass beim Electric Carnival ohnehin die Musik im Vordergrund stehe. „Wir sind die ersten, die eine Ausgehkultur fördern, die nicht allein auf Alkoholkonsum aus ist“.
Bei der Initiative Save The Nightlife befürchtet man, dass das kurzfristige Ausschankverbot von Gemeinde und Quästur abschreckende Wirkung für Veranstalter haben wird. „Es ist nicht verwunderlich, dass sie sich bald aus Bozen zurückziehen“.
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