Verkleidete Stadt
Die Initiative war umstritten, viel Überzeugungskraft war notwendig: In Brixen werden nun aber doch zu Fasching erstmals die Geschäfte am Nachmittag offen sein. Der hds will damit die Stadt beleben.
von Erna Egger
In den allermeisten Gemeinden Südtirols sind am Nachmittag des Unsinnigen Donnerstag und des Faschingsdienstags die Geschäfte geschlossen. „Bis vor 15 Jahren waren diese freien Stunden ein Ausgleich für die Angestellten, die zu Weihnachten am Goldenen Sonntag gearbeitet haben. Mittlerweile gibt es diese Regelung nicht mehr. Laut jetzigem Gesetz bekommt jeder Angestellte innerhalb Donnerstag der darauffolgenden Woche einen Ruhetag. Daher ist eine Schließung an den Faschingsnachmittagen nicht mehr obligatorisch“, erklärt Michael Kerschbaumer, hds-Bezirksleiter im Eisacktal/Wipptal, die Prämissen.
In den letzten Jahren wurde die Kritik, dass Brixen an diesen beiden Tagen wie ausgestorben wirke, immer lauter.
Der Brixner Ortsausschuss des hds (Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol) möchte daher heuer zu Fasching seinen Beitrag leisten, um die Stadt weiter zu beleben. „Wir werden erstmals das bunte Treiben in der Stadt mit offenen Geschäften an den Nachmittagen des Unsinnigen Donnerstag und des Faschingsdienstags begleiten, so wie es in anderen Südtiroler Städten bereits der Fall ist“, erklärt hds-Ortsobmann Hans Peter Federer. Bisher war es so, dass in Brixen alle Geschäfte an beiden Nachmittagen geschlossen waren.
„Diese Initiative hat, so wie viele andere Maßnahmen, zum Ziel, eine lebendige und frequenzreiche Stadt zu etablieren. Das stärkt unsere Bemühungen in Richtung besucherfreundliches Brixen“, so Ortsobmann Federer.
In den Geschäften werden zudem zum Fasching passende Geschenke für Klein und Groß verteilt. „Es werden Luftballons und rote Nasen verschenkt“, so Kerschbaumer. Alle Kaufleute werden sich auch nach Möglichkeit verkleiden oder sich sonst etwas einfallen lassen. „Das närrische Treiben soll somit auch dank der Kaufleute in Brixen Einzug halten. Beleben wir zusammen die Stadt“, so abschließend der Aufruf des hds.
Auch in Zukunft werden an beiden Nachmittagen die Geschäfte offen bleiben.
Der Start dieser Initiative war kein leichtes Unterfangen: Es bedurfte viel Überzeugungsarbeit. Kerschbaumer gibt zu: „Es gibt Kaufleute, die begeistert sind, andere haben damit weniger Freude.“
Die Argumente der Kritiker: „Sie sind es gewohnt, diese zwei Nachmittage nicht zu arbeiten, viele feiern selbst gerne Fasching. Auch die Mitarbeiter freuen sich über einen freien halben Tag“, sagt Kerschbaumer.
Zwingen kann man die Kaufleute nicht, an den beiden Faschingstagen geöffnet zu halten. „Der hds-Ausschuss ist zurzeit immer noch viel unterwegs, geht von Geschäft zu Geschäft und versucht, jeden einzelnen Kaufmann zu überzeugen. Nicht alle, aber sehr viele werden offen halten, schätzungsweise rund 70 Prozent“, so Kerschbaumer.
Parallel dazu werden einige Events organisiert: Am Faschingsdienstag, 28. Februar werden von 14.00 bis 17.00 Uhr Musikanten der Bürgerkapelle Brixen durch die Brixner Altstadt ziehen. Es werden kleine Leckerbissen, Faschingskrapfen, warme und kalte Getränke verteilt.
Von 14.00 bis 18.00 Uhr wird Kinderanimation auf dem Maria-Hueber-Platz angeboten. Von 17.00 bis 22.00 Uhr gibt es Livemusik und Faschings-Rambazamba im Platzl Cafe, in der Bar Stella, im Alten Schlachthhof, im Jazzkeller 3fiori und der Absolut Lounge. Den Abschluss macht die Faschingsparty im Club Max ab 23.00 Uhr.
„Wir erwarten uns keinen großen Ansturm, aber es ist ein Anfang“, sagt Kurt Jakomet, Verantwortlicher für das Stadtmarketing Brixen. Er schließt nicht aus, dass in den nächsten Jahren die Initiativen ausgedehnt werden.
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