Gebremster Zug
Laut der Region Veneto ist die Machbarkeitsstudie für die Bahnverbindung Pustertal-Cadore fertig. Aus Südtiroler Sicht sind aber noch einige zentrale Dinge zu klären.
von Heinrich Schwarz
Vor ziemlich genau einem Jahr, am 13. Februar 2016, haben Landeshauptmann Arno Kompatscher und der Präsident der Region Veneto, Luca Zaia, in Cortina d’Ampezzo ein Einvernehmensprotokoll zur Realisierung einer Bahnverbindung zwischen Pustertal und dem Cadore unterzeichnet. Mit dabei war auch Transportminister Graziano Delrio, der von einem beispielgebenden Projekt sprach und zusicherte, die Projektierung und Umsetzung der Bahnverbindung zu begleiten – auch finanziell.
Kompatscher und Zaia verständigten sich darauf, eine Machbarkeitsstudie auszuarbeiten, die mit EU-Geldern und dem Grenzgemeindenfonds finanziert wird. Eine paritätische Arbeitsgruppe mit Vertretern des Landes Südtirol, der Region Venetien, der Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) und der venetianischen „Sistemi territoriali“ wurde eingerichtet.
Luca Zaia erklärte vor wenigen Tagen, dass die Machbarkeitsstudie nun fertig sei und bald vorgestellt werde. Er hofft, dass das Projekt bis zur Ski-WM 2021 in Cortina fertiggestellt wird. Im Veneto hat die Bahnlinie höchste Priorität, weshalb bereits Gelder von anderen Projekten abgezogen worden sind.
Die Verantwortlichen in Südtirol kommentieren die Sache aber deutlich zurückhaltender: „Es gibt noch keine zufriedenstellende Lösung, die irgendwo präsentabel wäre“, sagt Martin Ausserdorfer, Präsident der STA.
Er erklärt: „Wir beschäftigen uns intensiv mit dem Thema, die Herausforderung ist aber größer als angenommen. Deswegen dauert das auch so lange. Wichtig ist etwas zu erarbeiten, das finanzierbar und baubar ist. Gleichzeitig muss aber auch das Fahrgastpotential vorhanden sein. Ist es primär touristisch oder doch auch für den öffentlichen Personennahverkehr? Welche Fahrzeiten sind akzeptabel?“
Eine sehr komplexe Angelegenheit also, so das Fazit. „Wir werden noch ein paar Wochen benötigen. Auf jeden Fall werden im Auftrag des Landeshauptmannes alle Varianten studiert und wir haben uns nicht auf eine Lösung eingeschossen“, betont Ausserdorfer.
Unter anderem ist noch nicht klar, wo die Bahntrasse idealerweise verlaufen soll. Es gibt drei mögliche Varianten, die geprüft werden: die historische Linie der sogenannten Dolomitenbahn nach Toblach, die Variante Gadertal und die Variante Osttirol.
„Im Veneto“, so STA-Präsident Martin Ausserdorfer, „hat man vom Süden bis Calalzo klare Ideen. Bis Cortina gibt es auch entsprechende Vorstellungen. Aber ab Cortina wird es schwierig.“
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