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Voucher für Türsteher

16265569_1055736154532836_863667040807686581_nDer größte Sicherheitsdienst des Landes bezahlte seine Mitarbeiter jahrelang unrechtmäßig mit Vouchern – zum Ärger der Konkurrenz. Nun muss STS Security eine sechsstellige Strafe zahlen.

Von Anton Rainer

Als Türsteher hat man es nicht leicht: Als würden betrunkene Disco-Gäste und übermütige Ballbesucher nicht schon genug Ärger bedeuten, muss sich das größte Südtiroler Unternehmen  für Security-Personal derzeit auch mit rechtlichen Schwierigkeiten auseinandersetzen. „STS Security“, so der Name des in Truden ansässigen Sicherheitsunternehmens, das sich aktuell auch mit politischer Kritik konfrontiert sieht (wir berichteten), soll laut Informationen der TAGESZEITUNG seine Mitarbeiter jahrelang verbotenerweise mit Vouchern bezahlt haben. Eine Praxis, die bei der Durchführung von Werkverträgen, ebenso wie bei Leistungen gegenüber Dritten und der Arbeit auf Baustellen, spätestens seit einem entsprechenden Rundschreiben im Sommer 2015 verboten ist. Allein schon in Bezug auf die einzuzahlenden Sozialbeiträge haben Unternehmen, die sich an derartige Vorgaben nicht halten, einen natürlichen Wettbewerbsvorteil.

Den Stein ins Rollen brachte ein Hinweis der konkurrierenden Security-Unternehmen, die sich darüber ärgerten, bei Aufträgen ständig von „unlauteren Firmen“ unterboten zu werden. In den vergangenen Jahren baute sich die laut eigenen Angaben mehr als hundert Mitarbeiter beschäftigende STS Security bei Maturabällen, Konzertevents, Discos und Co. eine ständig wachsende Präsenz auf. Alleinstellungsmerkmal: Vergleichsweise billige Preise und ein gut geschultes Personal. „Kein Wunder, dass die STS-Leute so wenig kosteten“, zürnt ein Insider, „die waren mit ihren Verträgen nicht in Ordnung!“

Im Laufe des vergangenen Jahres legten mehrere konkurrierende Unternehmen aus diesem Grund eine „lückenlose Dokumentation“ der Missstände beim Arbeitsinspektorat vor, wo man die Vorfälle indirekt bestätigt. „Hier wurde in extremem Ausmaß mit Vouchern gearbeitet, wo man es nicht dürfte“, heißt es vonseiten des Landes. Ein entsprechendes Protokoll ließen Arbeitsinspektorat und  Nationales Fürsorgeinstitut INPS am 26. Oktober ausarbeiten, zugestellt wurde es dem Unternehmen Anfang November.

Darin enthalten: Eine ausdrückliche Rüge und ein Strafbescheid von mehreren hunderttausend Euro für den Unterlandler Betrieb, der im vergangenen Jahr als offizieller Partner des FC Südtirol und Frei.Wild-Festivals Alpenflair auftrat. Rund 100.000 Euro werden laut Informationen der TAGESZEITUNG vonseiten des Arbeitsinspektorats fällig, noch einmal mehr verlangt das INPS, um den entstandenen Schaden wiedergutzumachen. Dennoch rechnet man in beiden Fällen mit einer Anfechtung der entsprechenden Strafen vor Gericht. „Derart hohe Sanktionen gehen in der Regel durch alle Instanzen“, heißt es vonseiten des Landes, wo man davon absieht, „einzelne Fälle im Detail zu kommentieren.“

Geschäftsführer Marco Buraschi will sich auf Nachfrage nicht zu den Vorwürfen äußern. Das überrascht kaum: Die Bezahlung mit Vouchern war für viele Security-Mitarbeiter in den vergangenen Jahren die einzige Möglichkeit, überhaupt einen derartigen Job anzunehmen. Zahlreiche STS-Türsteher betreiben ihre Tätigkeit im Nebenberuf, verdienen sich damit etwas Geld dazu. Könnte die sechsstellige Strafe verbunden mit dem Voucher-Verbot für das Unternehmen zur Existenz-Frage werden? „Wir stellen die Vergangenheit richtig, ohne die Zukunft zu verbauen“, sagt Sieghart Flader, Direktor des Arbeitsinspektorats, „mehr wollen wir auch gar nicht.“

 

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