Taschlers Luxus-Chalets
Biathlon-Papst Gottlieb Taschler strebt eine neue Karriere an: Er hat am Staller Sattel ein Gasthaus gekauft, das in den nächsten Jahren zu einem Wellnesshotel mit Chalets ausgebaut werden soll.
von Silke Hinterwaldner
„Ein herrliches Platzl“, schwärmt Gottlieb Taschler. Ein kleines Gasthaus an einem idyllischen Bergsee, rundum nichts als Wald, Wiesen und Fels. Das Gasthaus Obersee am Staller Sattel ist noch ein Geheimtipp für alle, die nach ein wenig Abgeschiedenheit suchen.
Aber das könnte sich bald ändern. Gottlieb Taschler, Herr über den Biathlon-Weltcup in Antholz, selbst Bronzemedaillen-Gewinner bei Olympia und derzeit vor allem wegen eines laufenden Dopingverfahrens immer wieder in den Schlagzeilen, hat das Gasthaus am Staller Sattel 2013 gekauft. Ein Mann wie Gottlieb Taschler richtet sich dort freilich nicht einen bequemen Alterswohnsitz ein, er sucht die größere Herausforderung. Bereits beim Kauf des Gasthauses vor vier Jahren hatte er einen Plan: aus dem kleinen, idyllischen Gasthaus ein Wellnesshotel machen, mit Chalet-Dorf und insgesamt rund 140 Betten.
Zu diesem Zweck hat Gottlieb Taschler schon damals eine Gesellschaft gegründet, die Führung des Gasthauses liegt derzeit ganz offiziell in Händen von Taschler selbst, seiner Frau Astrid Hintner Taschler und von Bernhard Antenhofer. Letzterer ist genauso wie Taschler mit dem Biathlon-Sport in Antholz groß geworden. Derzeit fungiert er als Vizepräsident im Biathlonkomitee.
Oben am Obersee hat schon öfter jemand große Pläne geschmiedet. Aber bisher hat es noch niemand gewagt, tatsächlich etwas Großes in diesem Idyll mitten im Naturpark Hohe Tauern zu schaffen. Streng genommen befindet man sich im Alpengasthaus Obersee nicht mehr auf italienischem Staatsgebiet. Das Restaurant liegt am Staller Sattel hinter der Grenze und gehört damit zur Gemeinde St. Jakob in Defereggen. Dort hat der Bürgermeister bereits seine Freude darüber kundgetan, er ist von den Plänen Taschlers begeistert. Anders als Antholz ist der Tourismus im Defereggental kein besonders starker Wirtschaftszweig. Dabei wünscht man sich schon lange Betriebe, die das Geschäft ein wenig ankurbeln können. In dieser Situation kommt Gottlieb Taschler mit seiner Vision vom Wellnesshotel gerade recht.
Als ehemaliger Biathlet und Funktionär verfügt er über viele internationale Kontakte, die einem Hotelbetrieb in St. Jakob gute Kundschaft bringen können. Außerdem könnten mit einem Hotel am Staller Sattel die Ortschaften näher zusammenrücken. Anders ausgedrückt: Auch das Defereggental möchte gern vom Biathlon-Hype in Antholz ein wenig profitieren.
Eine Verkehrsverbindung gibt es im Winter allerdings nicht. Während man auf österreichischer Seite den Staller Sattel das gesamte Jahr über erreichen kann, ist die Straße hinter dem Antholzer See im Winter meistens gesperrt. Das scheint dem angehenden Hotelier nicht viel auszumachen: „Auf Südtiroler Seite kann man in einer Stunde leicht zu Fuß hochgehen. Und von Lienz kommend kann man bequem mit dem Auto hinfahren.“
Eigentlich wollte Taschler seine Hotelpläne nicht an die große Glocke hängen. „Das alles“, sagt er, „ist noch gar nicht wirklich spruchreif.“ Bisher habe es lediglich eine Vorstudie gegeben und die Flächenwidmungen wurden in Angriff genommen. Der Plan aber steht: Im nächsten Jahr soll zunächst mit dem Ausbau des bestehenden Gebäudes begonnen werden. Ist das Haus erst einmal adaptiert, sollen die Chalets dazukommen. In zwei bis drei Jahren sollte es dann soweit sein.
Einen Namen hat das Kind auch schon. Wer auf der Internetseite des Alpengasthauses genau schaut, findet dort bereits einen Banner mit dem Titel „Mountain Resort Tirol“. Aber ob das Wellnesshotel von Gottlieb Taschler dann auch tatsächlich so heißen wird, will er selbst noch offen lassen.
Aber wer wird das Hotel dann führen? Wird Gottlieb Taschler selbst sich eine Kellnerschürze umhängen oder gar eine Kochhaube aufsetzen? Darauf angesprochen muss Gottlieb Taschler zunächst schmunzeln. „Meine Frau bringt Erfahrung aus dem Gastgewerbe mit“, sagt er dann, „und in den vergangenen Jahren konnten wir bereits einiges dazulernen. Was das Organisatorische betrifft, kann ich sicher einiges beitragen. Für mich ist das eine schöne Herausforderung, der ich mich durchaus gewachsen fühle.“
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