Die Kruzifix-Debatte
Nach den Aussagen des österreichischen Integrationsministers Sebastian Kurz schwappt die Kruzifix-Debatte auch auf Südtirol über. Brigitte Foppa ist für eine Entfernung der Kreuze aus Schulen und Gerichtssälen.
Von Matthias Kofler
In Österreich ist eine neuerliche Debatte um ein Kreuzverbot entflammt. Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ) hatte am Mittwoch angeregt, im Hinblick auf das neue Integrationsgesetz, das ein Neutralitätsgebot im öffentlichen Dienst vorsieht, „mit allen Religionsgesellschaften“ zu klären, ob das Kreuz in Schulen und im Gericht bleiben kann. Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) reagierte empört auf die Aussagen des Koalitionspartners: „Das Kreuz bleibt“, erklärte der Minister.
Die Kruzifix-Debatte ist mittlerweile auch auf Südtirol übergeschwappt. So stellt sich die Grünen-Politikerin Brigitte Foppa auf die Seite der SPÖ-Staatssekretärin und spricht sich ebenfalls für eine Entfernung der Kreuze aus den Schulen aus. „Wenn sich Italien als laizistischer Staat bezeichnet, so ist die Berechtigung des Kreuzes im öffentlichen Raum in Frage zu stellen. Entweder haben darin alle Religionen Platz oder keine“, meint Foppa.
Im März 2011 hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg in letzter Instanz entschieden, dass Kruzifixe in italienischen Schulen hängen dürfen und nicht aus Rücksicht auf nicht-christliche Schüler oder deren Eltern entfernt werden müssen. Es lasse sich nicht beweisen, ob ein Kruzifix einen Einfluss auf die Schüler hat, auch wenn es in erster Linie als religiöses Symbol zu betrachten sei, urteilte das Gericht.
Brigitte Foppa hält die italienische Gesetzeslage für nicht mehr zeitgemäß: „Die Gesellschaft verändert sich; es gibt nicht mehr eine, sondern viele verschiedene Religionen“, sagt die Grüne, die sich selbst als „nicht religiös“ bezeichnet. Religion sei eine „private Überzeugung“ und solle sich aus dem öffentlichen Raum verabschieden. „Am besten stellt man das Kreuz auf dem eigenen Nachtkästchen auf – dort ist es gut aufgehoben“, meint Foppa.
LESEN SIE IN DER PRINT-AUSGABE: Was Philipp Achammer und Ulli Mair zu einem Kreuz-Verbot sagen.
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.