Der Mühlbacher Wohltäter
Ein Mühlbacher in der Bild-Zeitung: Horst Nössing hat Valeriya, ein Opfer des Anschlages auf den Berliner Weihnachtsmarkt, ins Hotel Weiße Lilie eingeladen – und schaffte es damit in die auflagenstärkste Zeitung Deutschlands.
von Erna Egger
Horst Nössing lacht: „In die Bild-Zeitung hat es bislang noch kein Mühlbacher geschafft – außer der ehemalige Papst Benedikt XVI. Die Vorfahren von Joseph Ratzinger sollen ja aus Mühlbach stammen.“
Er aber schon – und zwar mit einer gutherzigen Initiative. „Das ist heute Dorfgespräch“, sagt der Wirt des Familienhotels Weiße Lilie in Mühlbach.
Aber von Anfang an: Nössing hat schon mehrmals Spendenaktionen organisiert. „Als in Mühlbach der Gemeindearbeiter verunglückte, haben ich in der Weißen Lilie 3.000 Euro gesammelt, auch bei anderen Todesfällen habe ich derartige Aktionen durchgeführt“, erzählt Nössing.
Beim Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz starben 12 Menschen, die Schicksalsgeschichten der Hinterbliebenen berührten ihn.
Die 22-jährige Studentin Valeriya hat beim Anschlag ihre Eltern verloren. Die Bild-Zeitung hat in ihrer großen Serie die Geschichte der jungen Frau erzählt und auch über ihre finanziellen Sorgen berichtet.
Zahlreiche Leser der auflagenstärksten Zeitung Deutschlands haben angekündigt, Valeriya helfen zu wollen. Unter diesen Helfern befindet sich auch Horst Nössing:
„Im Bild-Bericht wurde ein Spendenkonto angegeben. Geld spenden wollte ich aber nicht, da ich schon in Südtirol Spendenaktion durchführe. Ich habe aber dann an die Bild-Zeitung eine E-Mail geschrieben und das Mädchen samt Begleitung für eine Woche in unser Hotel eingeladen.“
Nur wenige Tage später meldete sich Nikolaus Harbusch, Chefreporter bei Bild, telefonisch bei Nössing. „Anfangs dachte ich, es geht um die Buchung eines Zimmers. Denn dass ein Chefreporter der Bild persönlich bei mir anruft, hätte ich nicht erwartet“, gibt Nössing zu.
Er wurde gebeten, ein Foto von sich zu schicken. Gestern war Nössing dann in der Zeitung mit folgenden Worten zitiert: „Ich führe ein kleines familiäres Hotel in Mühlbach in Südtirol. Ich möchte Valeriya und ihren Freund einladen, sich eine Woche bei uns zu erholen.“
Mit ihm waren noch weitere Gönner zitiert: Unter anderem will ein Paar aus Reihnland die Semestergebühren für Valeriyas Studium übernehmen.
Nössings Erwähnung in der auflagenstärksten Zeitung Deutschlands machte bald die Runde und sorgte für viel Gesprächsstoff.
„Ich war sehr überrascht, dass ich in der Bild-Zeitung zitiert bin. Aber nicht nur ich, sondern ganz Mühlbach staunt“, schmunzelt Nössing.
Der Wirt räumt ein: „Das ist sicher auch eine Werbung für mich, aber ich habe es nicht wegen des Werbeeffekts getan. Ich wollte kein Geld schicken, aber Valeriya trotzdem eine Freude machen. Dass ich dann aber in der Bild-Zeitung lande, damit habe ich nicht gerechnet“, versichert er.
Noch wurde das Zimmer nicht gebucht. „Das Angebot hat ja keine zeitliche Frist. Sollte sie kommen, hoffe ich, dass sie für einige Tage abschalten und den Aufenthalt bei uns genießen kann“, kommentiert Nössing.
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