Das Überraschungs-Team
Der Start war nicht sonderlich vielversprechend, aber das Team von Neruda Volley hat sich schrittweise nach oben gekämpft. Rudy Favretto zieht Bilanz – auch in finanzieller Hinsicht.
Der Start hätte besser sein können und doch wurde Neruda Volley nach Ende der Hinrunde zur Überraschungsmannschaft in der Serie A1 gewählt. Trainer und Funktionäre stimmten über die Leistungen der Teams ab und einigten sich darauf, dass die Entwicklung und die Leistungen des Bozner Teams zu den Überraschungen der Hinrunde gezählt haben – in positiver Hinsicht.
Nun ist der zweite Teil der Saison mit der Rückrunde angelaufen. Zeit für Rudy Favretto, Präsident von Neruda Volley, eine erste Bilanz zu ziehen. Diese fällt erst etwas durchwachsen, dann aber, gegen Ende der Hinrunde, durchaus positiv aus. „Wir sind nicht besonders gut gestartet, hatten gegen die stärksten Teams der Liga anzukämpfen und sind nicht in Schwung gekommen“, resümiert Rudy Favretto. Natürlich sei es schwer, gegen die besten Teams der Liga zu bestehen, so der Präsident, und das habe man auch nicht erwartet, aber dennoch hat der Vereinspräsident beim seinem Team und den Funktionären das gewisse Etwas vermisst. „Ich habe meinem Ärger in einer Aussprache Luft verschafft und klar aufgezeigt, was mich ärgert: Es kann nicht sein, dass wir halbherzig spielen und nicht kämpfen“, so die klare Ansage von Favretto nach den ersten Spielen.
Diese klaren Worte scheinen gefruchtet zu haben, da es für das Team seit dieser Aussprache in der Tabelle nach oben ging. „Wenn man bedenkt, wie wir gestartet sind und mit welchem Budget wir im Vergleich zu anderen Teams arbeiten, dann haben wir die Saison bisher gut gemeistert“, so Favretto.
Jetzt geht es darum, dass Neruda Volley auch in der Rückrunde Können zeigt. Gleich zu Beginn warten erneut die vier stärksten Teams, der mitunter weltweit stärksten Liga (wie sie Favretto beschreibt) auf die Boznerinnen.
Auf die Frage, wer die beiden größten Überraschungen im positiven wie im negativen Sinn waren, antwortet Favretto: „Positiv hat uns Michelle Bartsch überrascht. Sie ist eine ausgezeichnete Spielerin, arbeitet hart und bringt einen Kampfgeist ins Team.“ Ein Fehler sei hingegen die Verpflichtung der Holländischen Nationalkapitänin Maret Balkestein-Grothues gewesen. Ihr Vertrag wurde in der Zwischenzeit aufgelöst und hat dem Verein rund 100.000 Euro eingespart.
Die finanziellen Sorgen, die Neruda Volley zu Beginn der Saison noch zu schaffen gemacht haben, sind vorerst vom Tisch – zumindest für die aktuelle Saison. „Ich habe einen Partner gefunden, der uns die heurige Saison unterstützt“, so Favretto. Es handelt sich dabei allerdings nicht um ein lokales Unternehmen. Von diesen hätte sich Favretto mehr Unterstützung erwartet. „Ich habe bei vielen großen Unternehmen angeklopft, aber kaum offene Türen gefunden“, klagt Rudy Favretto. Auch von der lokalen Politik zeigt sich Favretto enttäuscht. „Ich überlege mir oft, warum ich mir das alles antue, diesen Stress und diese ganze Arbeit – aber andererseits ist Volleyball die einzige Sportart für Frauen auf höchstem Niveau in Südtirol“, so der Präsident, der hinter den zahlreichen Absagen auch eine ethnische Komponente vermutet. „Neruda Volley wird von vielen als italienischer Verein gesehen – aber was viele nicht sehen ist, dass unsere Jugend zu 50 Prozent aus deutschsprachigen Spielerinnen besteht, die aus dem ganzen Unterland und Raum Bozen kommen“, so Favretto.
Der Präsident von Neruda Volley wünscht sich, dass das Team die Saison auf dem sechsten oder siebten Tabellenplatz beenden wird. „Das wäre für unsere Verhältnisse wirklich ein großartiger Erfolg und auch eine gute Ausgangslage für kommende Saison.“ Auch für die Sponsorensuche.
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