Bauernstand
„Bauer unser“ – unser tägliches Brot gib uns heute, ließe sich der Titel von Schabus‘ Dokumentarfilm über das Bauersein fortspinnen.
von Renate Mumelter
350.000 landwirtschaftliche Betriebe geben in Europa jedes Jahr auf. In Frankreich nehmen sich jährlich 600 Bauern das Leben, sagt Europarlamentarier, Bauer und Umweltaktivist José Bové. In Südtirol schließen rund 100 Milchbetriebe jährlich, den anderen Landwirtschaftszweigen geht’s hierzulande besser.
„Bauer unser“ schildert die Situation in Österreich. Regisseur Schabus stellt Betriebe von ganz groß bis ganz klein vor: Einen 130-Kühe-Betrieb, der voll auf Wachstum setzt und in den letzten 6 Jahren 2,2 Millionen in ein „optimales Arbeitsumfeld“ für das Vieh investiert hat. Er zeigt einen Eierproduzenten mit 65.000 Hennen, die nach dem Legen im Transporter und dann im Suppentopf landen. Schabus stellt einen Bauern mit 1300 Schweinen vor, der meint, nun sei es genug. Und er lässt einen Bauer mit 40 Kühen zu Wort kommen, der seit Jahren „von der Substanz“ lebt, weswegen der Sohn einen anderen Beruf erlernt hat.
Schabus zeigt aber auch, dass Alternativen zur schädlichen Wachstumsspirale möglich sind. Er stellt eine Bäuerin und einen Bauer vor, die gleichberechtigt und zufrieden Schafe, Gemüse und Weinberg versorgen. Sie vermarkten ihre Produkte direkt genauso wie der Bio-Jungbauer, der von Mutterkuhhaltung und Gemüseanbau leben kann und stolz ist auf seinen Beruf.
„Der Aufbruch kommt eher von der Stadt“, stellt die Bäuerin fest, „die Konsumenten wollen wissen, wo ihre Lebensmittel her sind“.
Benedikt Härlin von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft analysiert: „Damit ich ein neues Smartphone kaufen oder ein fesches Auto fahren kann, darf das Lebensmittel nicht so teuer sein“. Das geht auf Dauer nicht gut. Die Folgen dieser Wachstumsideologie macht Schabus in seiner nüchternen Dokumentation mit dem werbeträchtigen Titel deutlich.
Bauer unser (A/B/F, 2016), 92 Min., Regie: Robert Schabus. Bewertung: Informativ
Was es sonst noch gibt: „The Salesman (Il Cliente)“ von Asghar Farhadi, „Die Hölle-Inferno“ von Stefan Ruzowitzky
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