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„Nur ein Stück Stoff“

Sven Knoll

Sven Knoll

Sven Knoll von der Süd-Tiroler Freiheit musste sich mehr als einmal gegen den Vorwurf der Fahnenschändung verteidigen. Seine Meinung zur Thailand-Affäre: „Das war eine Alkohol-Dummheit.“

TAGESZEITUNG: Herr Knoll, wie bewerten Sie den Fahnen-Vorfall in Thailand? In der vermeintlichen Fahnenschändung haben Sie ja auch ein bisschen Erfahrung…

Sven Knoll: (lacht) In der Schändung nicht, in Prozessen schon. Ich glaube, wir sollten uns die Frage stellen, wie wir reagieren würden, wenn italienischen Urlauber in Südtirol plötzlich eine Tiroler Fahne runterreißen würden – wir wären empört. Ähnlich wird es den Leuten in Thailand gehen. Nur gibt es eben einen Unterschied zwischen Demokratie und unfreier Gesellschaft.

Der wäre?

Man differenziert zwischen Alkohol-Dummheiten und Taten mit politischem Hintergrund. Am Ende des Tages ist eine Fahne nur ein Stück Stoff, das mit Emotionen aufgeladen wurde.

Wie schnell man in Teufels Küche kommt, haben Sie unter anderem mit Ihrem Trikolore-Plakat gemerkt.

Nicht nur, wir hatten auch einen Prozess in Österreich, weil jemand an unserem „Südtirol-ist-nicht-Italien“-Plakat eine Beleidigung der österreichischen Fahne vermutete. Da wurden wir natürlich freigesprochen. Aber auch beim Besen-Plakat ging es uns nie um die Schmähung der Fahne.

Sondern?

Wir haben damals bei der Pressekonferenz Zuckerpäckchen mit Mussolini-Porträts auf der italienischen Flagge hergezeigt und gefragt: Was von den beiden ist denn bitte Schmähung? Faschistische Bilder oder unser „Kehraus“? In Europa lässt sich aber gut beobachten, dass staatliche Symbole in starken Staaten anders behandelt werden. Je schwächer ein Staat ist, desto mehr Bedeutung muss er in seine Symbolik legen. Dabei gehört der Umgang mit einer Fahne doch auch irgendwo zur freien Meinungsäußerung – das ist ja keine persönliche Beleidigung.

Und trotzdem war die Süd-Tiroler Freiheit ziemlich beleidigt, als Jugendliche im Sommer 2015 eine Leiferer Schützenfahne in Brand setzten.

Ja, wie schon gesagt, man hat das Recht empört zu sein. Nur gilt es immer zu unterscheiden, ob es einen politischen Hintergrund gibt. Beim Fall der jungen Naturnser in Thailand gab es den offensichtlich nicht. Trotzdem möchte ich die Tat nicht rechtfertigen: Wer reist, muss sich den Gegebenheiten des Landes anpassen und sie respektieren.

Interview: Anton Rainer

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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