Wer hat die Längste?
Gleich drei Südtiroler Skigebiete behaupten von sich, die längste Rodelbahn Italiens zu haben: Rosskopf in Sterzing, Plose in Brixen und Speikboden im Ahrntal. Wer schmückt sich mit falschen Federn?
von Erna Egger
Rodeln ist ein Volkssport, den Jung und Alt ausüben können. Entsprechend erfreut sich das Schlittenfahren großer Beliebtheit. Fast jedes Südtiroler Skigebiet verfügt mittlerweile über eine Bahn, die zumeist auch gut frequentiert ist. „Wir schreiben mit der Rodelbahn seit Jahren gute Zahlen, sofern wir imstande sind, sie zu beschneien“, sagt Helmut Messner, Präsident der Neuen Rosskopf GmbH.
Der Freizeitberg Rosskopf in Sterzing verspricht ein Rodelvergnügen der Sonderklasse. „Am Rosskopf sorgt die mit zehn Pistenkilometern längste beleuchtete und beschneite Rodelabfahrt Italiens und ADAC-Testsieger für Kufenspaß pur bei Groß und Klein.“
Die Rodelbahn überwindet etwa 900 Höhenmeter, von 1.860 Metern Meereshöhe geht es über Serpentinen und Kehren ins Tal.
Auch die Plose in Brixen wirbt mit der längsten Rodelbahn in Südtirol: „Mit ihren unglaublichen zehn Kilometern ist diese Rodelstrecke die längste in ganz Südtirol!“, wird auf Internetseiten propagiert. Auf einem Internetportal ist sogar die Rede von „einer der längsten Rodelbahnen in Europa“.
Damit jedoch nicht genug: Auch im Skigebiet Speikboden fährt man dieselbe Vermarktungsschiene: Dort gibt es gleich zwei Rodelbahnen, von einer wird im Pustertal behauptet, es sei „die längste Rodelbahn Südtirols“. Der Startpunkt beider Rodelbahnen befindet sich an der Bergstation.
Mit dem Schlitten kann man dann auf einer Piste hinab bis nach Luttach rauschen, oder aber nach einigen Kilometern nach Weißenbach abbiegen. Die Längenangaben zur Bahn variieren: Auf einigen Internetseiten ist die Rede von acht, auf anderen von zehn Kilometern. 950 Höhenmeter sind zu bewältigen.
Welche der drei konkurrierenden Skigebiete schmückt sich nun mit fremden Federn?
„Wir haben die längste künstlich beschneite Rodelbahn“, betont Rosskopf-Präsident Helmut Messner.
Dieses Angebot war für heuer aber auch auf der Plose vorgesehen: Alessandro Marzola, Geschäftsführer der Plose, kündigte im Oktober an, dass in diesem Jahr erstmals die Rodelbahn künstlich beschneit und freitags, bei der Fri?day-Night, bis 23.00 Uhr ausgeleuchtet wird.
„Das hatte die Plose bislang nicht“, betont Helmut Messner, der auf einen großen Unterschied verweist: „Unsere Rodelbahn ist durchgehend, auf der Plose muss man umsteigen. Zählt man beide Abschnitte auf der Plose zusammen, dann ist die Rodelbahn auf dem Brixner Hausberg länger“, räumt Messner ein.
Streng genommen, teilt sich die Rodelbahn auf dem Brixner Hausberg, die sich RudiRun nennt, in zwei Bahnen auf – die RudiRun1 und RudiRun2. Man kann beide Strecken in einem Rutsch fahren – dann hat die Bahn eine Länge von etwa 10,5 Kilometern und ist damit tatsächlich etwas länger als die Rodelbahn am Rosskopf. Die Rodelbahn kann aber auch nur bis zur Hälfte befahren werden: Der obere Teil heißt RudiRun1 und startet auf 2.115 Metern Meereshöhe. Nach 5,2 Kilometer endet dieses erste Teilstück beim Sessellift Trametsch, der die Rodler wieder bequem hinauf an den Start bringt.
Der zweite Teil, RudiRun2, erstreckt sich über weitere 5,3 Kilometer und endet bei der Talstation der Kabinenbahn. RudiRun1 ist etwas flacher, während sich RudiRun2 als technisch leicht anspruchsvoller zeigt. Es ist insgesamt ein Höhenunterschied von 979 Metern zu bewältigen.
Rosskopf-Präsident Messner gibt sich gleichgültig: „Die Vermarktung der Plose ärgert mich nicht. Ich glaube nämlich nicht, dass der Kunde nur wegen der Länge der Rodelbahn kommt. Nach wie vor zeigt die Aussage auf, dass es sich um eine sehr lange Rodelbahn handelt, und das ist das Wichtigste.“
Der Sterzinger Bürgermeister Fritz Karl Messner reagiert etwas anders: „Die Rodelbahn auf der Plose wurde nach unserer gebaut. Unsere war immer die längste, durchgehende Bahn, von der Bergstation bis zur Talstation. Aber ich habe die Strecke auf der Plose natürlich nicht nachgemessen. Ich finde es aber komisch, wenn jemand seine Bahn schon seit 15 Jahren in dieser Form vermarktet, ein anderes Skigebiet dann dieselbe Vermarktungsschiene fährt.“
Alessandro Marzola will sich auf die Diskussion nicht einlassen: „Wir werben eigentlich nicht mit der längsten Rodelbahn Südtirols, das wird von anderen Seiten gesagt, wir selbst legen keinen besonderen Wert darauf.“
Er will eine andere Werbeschiene fahren: „Wir möchten eine Genussrodelbahn mit einer beleuchteten Bahn am Freitagabend forcieren.“
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