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Paterson

Jim Jarmusch überlässt in seinen Filmen nichts dem Zufall. Das gilt auch für den neuen Film „Paterson“.

von Renate Mumelter

„Paterson“ ist eine Stadt mit 150.000 Einwohnern in New Jersey, die Heimat des Beatpoeten Allen Ginsberg, jene des Schauspielers Lou Costello, die Heimat des Rappers Fetty Wap und jene des Busfahrers Paterson, der gerne Gedichte schreibt.

Paterson fährt mit dem Bus immer dieselben Strecken, durchlebt seine Tage in immer demselben Rhythmus, liebt seine Freundin auf eine sehr beständige Art, erträgt den unguten Haushund Marvin, eine eigensinnige Bulldogge, die übrigens in Cannes mit der goldenen Tierpalme ausgezeichnet wurde, und er liebt Gedichte. Jene des Dichters William Carlos Williams, der ein mehrbändiges Poem über Paterson geschrieben hat, und seine eigenen Gedichte, die er in den Zeitfenstern notiert, welche er den gleichförmigen Tagen abgewinnt, immer wieder eine Zeile. Aus einem Streichholzschachtelgedicht zaubert er ein Liebesgedicht. Die Texte sind übrigens von Ron Padgett, dem Lieblingsdichter von Jarmusch.

Paterson scheint eins mit sich selbst zu sein, obwohl seine Tage so aussehen, als wären sie auf die Dauer nicht auszuhalten. Seine Mimik ist auf ein Minimum reduziert, aber dieses Minimum spricht Bände. Seine Frau Laura sitzt zu Hause, dekoriert in Schwarzweiß und bäckt, träumt von der Musikkarriere, liebt Paterson und ist zufrieden.

„Paterson“ beginnt am Montag und endet an einem Montag. Dazwischen passiert ungestörter Alltag. Und doch wird „Paterson“ nie langweilig. Diese einförmige Ruhe ist ungewöhnlich und vermutlich nicht für alle Kinogänger auszuhalten. Im Nachdenken und Nachreden über den Film fallen zahllose Dinge ein und auf. Jarmusch hat eben nichts dem Zufall überlassen. Wer sich gern einlässt, gern genau schaut, Stimmungen genießen kann, Ruhe sucht, Poesie liebt und das Philosophieren, der ist hier genau richtig. „Paterson“ ist ein fein gebautes Essay über die Existenz, das Jetzt und wie man darin überleben kann.

Paterson (USA, F, D 2016), 113 Min., Regie: Jim Jarmusch. Bewertung: Bemerkenswert

Was es sonst noch gibt: Marie Curie, The Salesman (Il cliente)

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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