Die letzte Chance
Nach dem verschenkten Heimsieg gegen Gubbio hat der Vorstand des FC Südtirol beschlossen, Trainer William Viali noch eine Chance zu geben – und drei neue Spieler zu verpflichten.
von Artur Oberhofer
Es wäre ein würdevoller Jahresabschluss gewesen: Der FC Südtirol lag am vergangenen im letzten Heimmatch gegen Gubbio bis zehn Minuten vor Spielende mit zwei Toren in Führung, als die Gäste zuerst den Anschlusstreffer erzielten – und kurz vor dem Schlusspfiff noch den Ausgleich.
FC Südtirol-Präsident Walter Baumgartner kam nach dem Spiel mit hochrotem Kopf in den Pressesaal und konnte seinen Ärger nicht verbergen.
Viele Beobachter und auch die Fans gingen nach der großen Enttäuschung davon aus, dass die Vereinsführung Trainer William Viali beurlauben würde.
Doch nach intensiven Diskussionen in den vergangenen Tagen haben die Vereinsverantwortlichen sich im Zweifel für den Trainer entschieden. Anstatt einen neuen Übungsleiter zu engagieren, will man das Geld in den Jänner-Transfermarkt investieren. FCS-Präsident Walter Baumgartner bestätigt im Interview mit der TAGESZEITUNG: „Wir holen drei neue Spieler.“
TAGESZEITUNG: Herr Baumgartner, William Viali bleibt also Trainer beim FC Südtirol?
Walter Baumgartner: Ja, der Trainer bleibt! Wir werden allerdings in der Winterpause die Mannschaft in drei Positionen verstärken: In der Verteidigung, im Mittelfeld und im Sturm.
Sie waren nach dem verschenkte Sieg gegen Gubbio sichtlich verärgert …
Ich war sehr verärgert! Das ist auch verständlich, wenn man ein Spiel in sechs Minuten verschenkt. Wenn man in so einer Situation nicht verärgert wäre, dann wäre das nicht normal.
Wie haben Sie sich abreagiert?
Ich habe noch am selben Abend damit begonnen nachzudenken, was man tun kann. Ich habe also sofort Überlegungen angestellt, war wir verbessern können.
Was fehlt denn Ihrer Mannschaft?
Wir sind leider nicht in der Lage, ein Spiel vom Anfang bis zum Ende souverän durchzuziehen. Wir haben sicherlich nicht die Qualität, die Meisterschaft zu gewinnen, aber im Prinzip können wir mit allen anderen Mannschaften mithalten. Wenn man mit 2 zu 0 führt, dann muss man das Spiel gewinnen.
Sie haben vollstes Vertrauen in den Trainer?
Der Trainer ist ein emsiger Arbeiter. Und er kann auch zuhören. Die Mannschaft hat sich in den vergangenen Wochen verbessert, aber es reicht noch nicht. Wir haben ausgiebig diskutiert: Ist der Kader vielleicht nicht ausreichend? Liegt es am Trainer? Die Wahrheit liegt möglicherweise irgendwo in der Mitte.
Wie eine unmissverständliche Vertrauensbekundung an den Trainer klingt das nicht …
Der Trainer hat in den vergangenen Monaten die Punkteausbeute verbessert. Auch gegen Gubbio haben wir 70 Minuten lang einen sehr guten Fußball gespielt. Der Trainer hat außerdem eine gute Eigenschaft: Er redet viel mit den Spielern. Und er stellt auch sich selbst in Frage. Er ist bereit, an sich zu arbeiten. Wir wollten ihm noch eine Chance gehen, auch wenn wir nicht mit allem zufrieden sind. Aber auch wenn wir den Trainer gewechselt hätten: Es gibt keine Garantie, dass es dann passt. Ich gebe allerdings zu: Wir haben uns schon sehr viele Gedanken gemacht …
… und mit dem Trainer Klartext geredet?
Mit dem Trainer wird kontinuierlich klar geredet.
Welche sind denn die Schwächen der Mannschaft?
Wir haben im mentalen Bereich Defizite. Einige sagen, uns fehlt ein Führungsspieler. So einen Führungsspieler haben aber auch die meisten anderen Mannschaften nicht. Außerdem: Im Jänner findet man keinen solchen Spieler. Im technischen Bereich haben wir Probleme bei ruhenden Bällen gegen uns. Und wir verwerten leider auch die Standardsituationen nicht.
In welcher Abteilung hapert es am meisten?
In der Verteidigung haben wir uns verbessert, im Sturm müssen wir flexibler sein, mehr aus dem Konterspiel herausholen. Wir müssen aggressiver werden. Und das Umlegen von Verteidigung auf Angriff muss schneller gehen.
Interview: Artur Oberhofer
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