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Familie & Beruf

Besuch von LRin Deeg bei Sarner Holz mit Michael Egger und Nadia Rier.

Besuch von LRin Deeg bei Sarner Holz mit Michael Egger und Nadia Rier.

2016 wurden eine Reihe von Maßnahmen für Familien auf den Weg gebracht: der Ausbau der Kleinkindbetreuung, das neue Landesfamiliengeld+ und mehr Beiträge.

„Die Familien sind das Fundament und das Rückgrat unserer Gesellschaft. Die Entscheidung für eine Familie ist immer auch eine Entscheidung für die Zukunft und folglich ist auch jede Investition in eine Familie eine Investition in die Zukunft.“

Davon ist Familienlandesrätin Waltraud Deeg überzeugt und zieht anhand von konkreten Beispielen Bilanz über das abgelaufene Jahr.

Die Wirtschaft ins Boot geholt: audit familieundberuf

Rund 80 Mitarbeiter hat der Betrieb Sarner Holz, es beliefert hauptsächlich Fensterbauer und Zimmerer, ein Teil der Produkte ist auch für den Export bestimmt. Der Betrieb punktet mit Familienfreundlichkeit.

„Die Mitarbeiter sollen hier arbeiten wollen“, sagt Einkaufsleiter Michael Egger.

Vor einigen Jahren schon wurde Sarner Holz mit dem Gütesiegel „audit familieundberuf“ ausgezeichnet, 2016 wurde er reauditiert.

Insgesamt gibt es in Südtirol mittlerweile etwas mehr als 50 Unternehmen, die dieses Verfahren durchlaufen und erfolgreich abgeschlossen haben. Mit dem Audit „familieundberuf“ zertifiziert Südtirol seit 2003 Betriebe, die auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter verstärkt Rücksicht nehmen.

Dabei wird die Familienfreundlichkeit eines Betriebs in einem eigenen Verfahren nachgewiesen. Unternehmen mit dem Zertifikat „audit familieundberuf“ erhalten unter anderem in der Wirtschaftsförderung einen Zuschlag von fünf Prozent für Investitionen. Darüber hinaus werden die zertifizierten Betriebe im Rahmen des Audits von ausgebildeten Auditoren darin unterstützt, die Familienfreundlichkeit in ihrem Betrieb gezielt weiterzuentwickeln.

„Lösungen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind für die Mitarbeiter und den Betrieb gleichermaßen gewinnbringend“, zeigt sich Familienlandesrätin Waltraud Deeg überzeugt. Die Auditierung von Betrieben sei eine wichtige Sensibilisierung. „Wir brauchen die Wirtschaft mit im Boot“, sagt Deeg. Ein Beispiel, an dem das besonders deutlich wird, ist die unterschiedliche Stellung von öffentlich und privat Angestellten. Während das Land als Arbeitgeber für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viele unterschiedliche Wartestands- und Teilzeitmodelle ermöglicht, gibt es diese Möglichkeit in vielen Unternehmen nicht. 2016 wurde das Audit-System auch auf gesamtstaatlicher Ebene anerkannt.

Mehr Sommer- und Nachmittagsbetreuung

Vor besonders großen Herausforderungen in Sachen Vereinbarkeit stehen viele Eltern im Sommer. Fast 3 Monate Schulferien stellen viele vor die Frage: Wohin mit den Kindern?

900388__no-name_Sobald Weihnachten vorbei ist, beginnen Thomas Larch und sein Team, eine Antwort auf diese Frage zu finden, auch im Sommer 2017 soll das Programm möglichst spannend und abwechslungsreich sein. „Wir wollen ein außergewöhnliches Programm auf die Beine stellen, ein Erlebnis für die Kinder, keine Betreuung.“

Seit mehr als 10 Jahren veranstaltet der Jugendtreff St. Martin in Passeier einen Activ Creativ Sommer für Kinder. „Bei der Sommerbetreuung geht es nicht nur um die Quantität, sondern vor allem um die Qualität des Angebotes“, wird auch Familienlandesrätin Waltraud Deeg nicht müde zu betonen.

„Die Ferienangebote sind ein wichtiger Baustein für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sie bieten den Kindern und Jugendlichen aber auch die Gelegenheit, Spaß zu haben, Erfahrungen zu sammeln und etwas Neues zu lernen.“

Ob jonglieren im Zirkuszelt, eine Fremdsprache oder Spurensuche im Wald – „die Angebote sind vielfältig und es ist für jeden etwas dabe“, betont sie. Um möglichst die gesamte Ferienzeit abdecken zu können, sehen die Kriterien ab 2017 eine stärkere Koordinierung durch die Gemeinden vor.

„Die Gemeinden sind näher an den Familien dran“, erklärt Deeg das Warum. Insgesamt gab die Landesregierung für die Ferienbetreuung 5,9 Millionen Euro aus. Auf diese Weise konnten rund 260 Projekte für über 50.000 Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 15 Jahren durchgeführt werden. Außerdem gab es 2016 60 Sommerkindergärten, 35 wurden über das Kindergartenwesen und 25 über die Landefamilienagentur finanziert. 200 pädagogische Mitarbeiterinnen haben die Kinder im Vorschulalter drei bis sechs Wochen lang betreut.

„Wir sind bemüht, die Mittel weiter aufzustocken, um der stetig wachsenden Nachfrage gerecht zu werden“, betont die Familienlandesrätin.

Ausbau der Kleinkindbetreuung

Nicht nur für die Ferienbetreuung wurden in diesem Jahr neue Qualitätskriterien ausgearbeitet, auch die Kleinkindbetreuung wurde neu aufgestellt. Eine der neuen Kitas, die im zu Ende gehenden Jahr eröffnet wurden, steht in Kaltern.

„Mit der neuen Kita ist für uns ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagt Bürgermeisterin Gertrud Benin Bernard. Bis zu 20 Kinder können hier aufgenommen werden. „Wir sind dabei, die Betreuungsangebote landesweit auszubauen und auf ein qualitativ hochwertiges Niveau zu bringen“, betont Familienlandesrätin Waltraud Deeg.

Eine gut ausgebaute Betreuung von Kindern im Alter von null bis 3 Jahren sei nicht nur ein wichtiger Faktor für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Kleinkindbetreuung ziele auch auf eine frühe Chancengleichheit für Kinder, die Stärkung der frühkindlichen Entwicklung und die Gleichberechtigung von Männern und Frauen.

900384__no-name_Um die Qualität der Betreuung zu verbessern, wurden etwa eine Senkung des Betreuungsschlüssels, eine Reduzierung der Gruppengröße und regelmäßige Qualitätskontrollen festgeschrieben. „Außerdem müssen die Akkreditierung und Vergabe der Dienste an Qualitätskriterien gekoppelt sein, es braucht eine intensive Kooperation mit den Trägen und den Dialog mit den Eltern“, zeigt sich Deeg überzeugt.

Eine zentrale Rolle kommt dabei den Gemeinden zu. Auch in einem Punkt werden die Gemeinden in die Pflicht genommen: Mit 2017 müssen sie Betreuungsplätze für mindestens 15 Prozent der ansässigen Kinder zwischen 0 und 3 Jahren zur Verfügung stellen. „Vor allem in peripheren Orten ist es wichtig, dass eine Tagesmutter vor Ort ist“, sagt etwa Barbara Griessmair, die mit ihrer Familie in Prettau lebt.

„Wir sind mit diesen 15 Prozent zwar noch immer noch weit entfernt von 33 Prozent, die auf europäischer Ebene empfohlen werden“, bemerkt Landesrätin Deeg, für viele Gemeinden sei aber auch das eine große Herausforderung.

Rentenabsicherung für Mütter verbessert

Entscheidet sich eine Frau dafür, in den ersten Jahren nach der Geburt ihres Kindes zu Hause zu bleiben, kann das viele Jahre später negative Auswirkungen haben.

Dann nämlich, wenn sie im Pensionsalter ist. Das liegt daran, dass unser Rentensystem ein beitragsbezogenes ist, was da heißt: Wer nicht, oder wenig einzahlt, bekommt sehr wenig heraus. Solange die Entscheidung, seine Kinder selbst zu betreuen, in die Altersarmut führen kann, kann von echter Wahlfreiheit aber keine Rede sein.

„Deshalb arbeiten wir daran, diese negativen Folgen abzufedern, und das schon seit Jahren“, erklärt Familienlandesrätin Waltraud Deeg und appelliert an die Mütter, sich freiwillig weiter zu versichern. Machen sie das, legt die öffentlich Hand – in diesem Fall ist es die Region – bis zu 7.000 Euro pro Jahr drauf. Für zwei Jahre.

Anfang Dezember nun hat der Regionalrat beschlossen, diese Summe noch einmal anzuheben und bis zu 9.000 Euro pro Frau und Jahr beizusteuern, wenn sich eine Mutter für die freiwillige Absicherung der Erziehungszeiten entscheidet. „In Anspruch nehmen können Frauen dieses Geld für insgesamt 24 Monate, die Gesamtsumme, die die öffentliche Hand übernimmt, beträgt also bis zu 18.000 Euro“, erklärt Deeg. Ausbezahlt wird der Zuschuss, wenn Rentenbeiträge in die Pensionskasse oder in einen Zusatzrentenfonds eingezahlt werden. „Neben dem regionalen Familiengeld und dem Landesfamiliengeld ist diese Leistung eine wichtige Unterstützung für Familien“, sagt Deeg.

Mehr Geld für die Familien

Das Landesfamiliengeld ist jene Leistung, die die Familien am direktesten spüren. Mehr als 90 Prozent der Familien in Südtirol bekommen diese Unterstützung von 200 Euro pro Monat und Kind im Alter von 0 bis 3 Jahren. „Diese finanzielle Leistung ist ein wertvoller Beitrag, um Familie und Beruf zu vereinbaren“, sagt Barbara Griessmair, selbst junge Mutter und berufstätig.

Die Unterstützung für junge Eltern wurde mit dem Landesfamiliengeld+ 2016 noch erweitert, dann nämlich, wenn beide einen Teil der Elternzeit in Anspruch nehmen. Der erste Vater, der dieses Modell ausprobiert hat, war Matthias Ausserer. Der Hydrauliker aus Prad widmete sich zwei Monate lang voll und ganz seinen Töchtern. Für die sechs Monate alte Paula ist es ganz normal. Als ihre Schwester Lina klein war, war es noch anders. Dabei ist Lina auch erst zwei Jahre alt.

Natürlich, Ausserer hätte auch vor zwei Jahren schon Elternzeit beantragen können. Finanziell wird es für junge Familien aber oft eng, wenn der Vater ein paar Monate auf sein Gehalt verzichtet. Zu eng. Diesen Verdienstausfall will das neue Landesfamiliengeld+ abfangen. Für die Entscheidung der Familie Ausserer spielte das eine wichtige Rolle. So kann es sich der Hydrauliker leisten, zwei Monate lang voll und ganz für seine Kinder da zu sein. Ohne finanzielle Sorgen.

Und ohne Angst um seinen Job. Familienlandesrätin Waltraud Deeg hofft, dass Ausserers Beispiel Schule macht. Seit 1. September 2016 erhalten Familien bis zu 800 Euro im Monat, wenn auch die Väter in den ersten 18 Lebensmonaten ihres Kindes zwei bis drei aufeinanderfolgende Monate zu Hause bleiben. Vorläufig handelt es sich dabei um ein Pilotprojekt, das bis Ende 2018 läuft.

746.000 Euro Familiengelder

Die Landesregierung hat Geldmittel in Höhe der Höhe von rund 746.000 Euro im Landeshaushalt zweckgebunden. Insgesamt umfasst der Bereich Familiengelder vier verschiedene Leistungen: das Familiengeld des Landes, das Familiengeld der Region, das staatliche Familiengeld und das staatliche Mutterschaftsgeld.

900372__no-name_Gab es im Jahr 2005 noch rund 31.000 Begünstigte, so sind es mittlerweile knapp 47.000. Mehr als vervierfacht wurden in diesem Zeitraum die Ausgaben: 2005 wurden knapp 16 Millionen an Familiengeldern gewährt, 2015 waren es rund 74 Millionen. „Auch an diesen Zahlen wird deutlich, welche Bedeutung die Landesregierung der Familie als tragende Säule der Gesellschaft beimisst“, so Deeg.

Mehr Beratung bei Trennung und Scheidung

Wenn Eltern sich trennen, steht die Welt ihrer Kinder auf dem Kopf: Auch sie müssen Abschied nehmen von Gewohnheiten, Beziehungen neu gestalten. Den Trennungsschock kann ihnen niemand ersparen, die Reaktionen darauf sind allerdings sehr unterschiedlich:

Es gibt Kinder, die sich die Schuld für die Trennung ihrer Eltern geben. Es gibt Kinder, die sich zurückziehen. Es gibt Kinder, die mit Aggression reagieren. Daran, dass ihre Interessen in dieser schwierigen Zeit nicht unter die Räder kommen, arbeiten das Landesgericht Bozen, die Kinder- und Jugendanwaltschaft, der Sozialsprengel Gries-Quirein, die Rechtsanwaltskammer, die Beobachtungsstelle für Familienrecht und die Familienberatung „fabe“ seit mittlerweile drei Jahren. Gemeinsam.

Die „fabe“ und die anderen Familienberatungsstellen – insgesamt gibt es in Südtirol sechs, dazu kommen noch die Außenstellen – bieten nicht nur kostenlose Beratungsgespräche für Eltern an, die sich trennen wollen. Mütter und Väter können sich etwa auch an sie wenden, wenn ihr Kind eine besonders ausgeprägte Trotzphase hat.

Die Beratungsstellen sind ausgelastet, die Wartezeiten mitunter recht hoch – und genau das soll sich ändern: Zu den 3,2 Millionen Euro, die die Landesabteilungen für Gesundheit und Soziales zur Verfügung stellen, kommen 2017 weitere 300.000 Euro aus dem Familienressort hinzu. „Nur so sind wir imstande, die große Nachfrage nach Beratung zu bewältigen und den Familien rasch unter die Arme zu greifen“, sagt Familienlandesrätin Waltraud Deeg.

 

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