Schockierte Opfer
Die Ehefrau und Tochter von Josef Niederstätter befanden sich im Wohnzimmer, als Einbrecher im Erdgeschoss die Zimmer ausräumten. Der Vizebürgermeister von Villanders ist über die Dreistigkeit der Diebe schockiert.
von Erna Egger
Josef Niederstätter ist empört: „Es ist erstaunlich, mit welcher Dreistigkeit die Diebe mittlerweile vorgehen“, sagt der Vizebürgermeister von Villanders.
Am Dienstagabend vergangener Woche wurde seine Familie von Einbrechern überrascht (wir berichteten). „Sie müssen unser Haus zuvor schon seit geraumer Zeit ausgekundschaftet haben“, ist sich Niederstätter sicher.
Er wohnt mit seiner Familie nahe der Staatsstraße. Eine 500 Meter lange Zufahrt, die von der Gewerbezone abzweigt, führt zu seinem Heim. In unmittelbarer Umgebung befindet sich kein weiteres Haus. „Die Täter sind wahrscheinlich zu Fuß gekommen, sonst hätte für sie die Gefahr bestanden, dass ich ihnen auf der nur einspurig befahrbaren Straße begegnet wäre und sie blockiert hätte“, kommentiert Niederstätter.
Das Gebäude ist in den Hang hineingebaut, im Parterre befinden sich die Schlafzimmer, im ersten Stock die Küche und das Wohnzimmer und im zweiten Stock wieder Schlafzimmer.
Bis 20.20 Uhr hielt sich seine Tochter im Schlafzimmer auf, dann ging sie ins Wohnzimmer zur Mutter. „Die Diebe müssen aufgrund des Lichts gesehen haben, wo sich meine Frau und Tochter befinden“, so der Vizebürgermeister. Erst nach 20.30 Uhr dürften sie zur Tat übergeschritten sein: „Die Diebe bohrten ein kleines Loch in den Fensterrahmen, mit einem Haken dürften sie den Fenstergriff gedreht haben, sodass das Fenster aufging und sie einsteigen konnten“, berichtet Niederstätter.
Die Ironie der Geschichte: Seine Frau und Tochter saßen im Wohnzimmer vor dem Fernseher und schauten gerade die Sendung „Tatort“.
„Meine Frau und Tochter haben nichts mitbekommen – zum Glück. Es heißt immer, dass Einbrecher Wohnungen meiden, wenn die Besitzer zu Hause sind. Das scheint aber nicht zuzutreffen“, schlussfolgert Niederstätter.
Die Täter sind sehr schnell vorgegangen: Sie haben Schmuck im Wert von mehreren Tausend Euro aus den Schlafzimmern gestohlen. Vor dem Haus sortierten sie die Beute und warfen Schmuckschatullen und die leeren Handtaschen weg. „Mich verwundert, dass die Einbrecher dermaßen viel riskieren. Obwohl bei uns untertags oft niemand zu Hause ist, brachen die Diebe bei uns ein, als Familienmitglieder in der Wohnung waren. Das ist sehr erstaunlich“, so der Vizebürgermeister.
Seine Familie war nicht die einzige, die am Dienstag von Einbrechern überrascht wurde. Im Dorf Villanders haben mutmaßlich dieselben Täter in weiteren Häusern eingebrochen.
Solche Vorfälle hinterlassen bei vielen Betroffenen große Angst.
Niederstätter fragt sich: „Was wäre passiert, wenn man die Diebe in flagranti erwischt hätte? Wie soll man reagieren?“, fragt er sich.
Das sagt Stefano Paolucci, Landeskommandant der Carabinieri:
„Eine Auseinandersetzung oder Rauferei mit einem Einbrecher ist absolut zu vermeiden. Wenn ich nach Hause komme und bemerke, dass Einbrecher im Haus sind, soll schnellstmöglich die Notrufnummer 112 gewählt werden. Am besten ist es, man wartet vor dem Haus, bis eine Patrouille kommt. Wir schicken sofort einen Streifenwagen. Unser Beamter am Telefon wird außerdem mit dem Betroffenen Telefonkontakt halten, ihn beruhigen und Anweisungen erteilen. Sollte sich der Bewohner bereits zu Hause befinden und Geräusche aus einem anderen Raum vernehmen, ist es ratsam, sich im Zimmer einzuschließen, eventuell Geräusche zu machen und dem Dieb anzukündigen, dass man die Ordnungskräfte verständigt, sodass der Dieb von sich aus die Flucht ergreift. Die Einbrecher sind meist nur aufs Diebesgut aus, sobald sie merken, dass jemand zu Hause ist, flüchten sie meist. Wir intervenieren sofort. Eine Rauferei ist absolut zu vermeiden und ist mit viel Risiko verbunden.“
Dass Einbrecher in Häuser eindringen, in denen sich gerade die Eigentümer befinden, seien Einzelfälle. Paolucci:
„Es ist keine Zunahme dieser Vorfälle zur verzeichnen. Es ist davon auszugehen, dass in diesen Fällen meist eine Fehleinschätzung der Einbrecher vorliegt, und sie davon ausgehen, dass niemand zu Hause ist.“
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