„Das war wundervoll“
„Florence Foster Jenkins“ von Stephen Frears passt prima in die Weihnachtstage. Mit den üblichen „Cinepanettoni“ hat der Film nichts gemein.
von Renate Mumelter
Spätestens seit Xavier Giannolis „Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne“ ist bekannt, dass es einst eine Frau gab, die Florence Foster Jenkins hieß, die sehr begütert war und nicht singen konnte. Ihrer Begeisterung und ihrem Geld gelang es aber, singend ein Publikum zu erobern und die New Yorker Carnegie Hall zu füllen. Die Kunstmäzenin starb 1944. Foster Jenkins war 2015/16 hochaktuell. Außer Giannoli haben sich auch Stephen Frears und der Dokumentarfilmer Ralf Pfleger des Themas angenommen.
Frears ist genau der Richtige für dieses Thema, denn er beschränkt sich nicht darauf, Foster Jenkins‘ Lebensgeschichte zu erzählen. Er zeigt das Drumherum, das Kulturgetue und die Speichelleckerei, er schildert, wie sich Berechnung und gute Gefühle mischen, führt vor, wie wütende Massen im Handumdrehn zu begeisterten Massen werden können. Frears Film erzählt die Geschichte einer Frau, er ist aber auch hoch politisch und voller Lebensphilosphie, so dass er mit offenen Fragen aus dem Kino entlässt. Frears erzählt vom Auslachen, provoziert dazu, lädt aber auch zu freundlich amüsiertem, hämefreiem Lachen ein.
Dass es so gut klappt, hat auch mit den Schauspielern zu tun, die für Frears vor der Kamera standen: die immer wieder umwerfende Meryl Streep als Florence, der glatt-sympathische Hugh Grant als nicht uneigennütziger aber doch liebevoll sorgender Ehemann und Simon Helberg als Pianist und verwirrter Glückspilz. Helberg war mir bisher vor allem als Howard Wolowitz von „The Big Bang Theory“ bekannt, einer TV-Serie.
In „Florence Foster Jenkins“ wird gesungen und gefeiert, es glitzern die Sterne und Engelsflügel breiten sich aus. Ich wünsche vergnügliche Kino-Feiertage.
„Florence Foster Jenkins“ (GB 2016), 110 Min., Regie Stephen Frears. Bewertung: Der Film amüsiert und kratzt und ist hervorragend gespielt.
Frears zeigt das Kulturgetue und die Speichelleckerei, er schildert, wie sich Berechnung und gute Gefühle mischen.
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