Rote Zahlen
Bei der Bozner Handelskammer ist weiterhin Sparen angesagt. Heuer ist dank massiver Kürzungen zwar ein Bilanzausgleich möglich, doch im nächsten Jahr droht wieder ein Verlust von über einer Million Euro.
von Heinrich Schwarz
Die Zeiten, als die Handelskammer Bozen so hohe Gewinne schrieb, um Rücklagen für Investitionen bilden zu können, sind vorbei. Seit zwei Jahren muss gespart werden, wo es geht. Denn im Juni 2014 hat der Staat die Kammergebühren – die wichtigste Einnahmequelle – drastisch gesenkt. Und zwar um 35 Prozent im Jahr 2015, um 40 Prozent im Jahr 2016 und um 50 Prozent im Jahr 2017.
Im Vorjahr schrieb die Handelskammer einen Verlust von 547.000 Euro, obwohl massive Sparmaßnahmen umgesetzt wurden. Unter anderem wurden der Personalstand und die Überstunden reduziert, Dienste und Messeauftritte erheblich zurückgeschraubt, Tarife erhöht, Räumlichkeiten vermietet, Außenstellen verlegt und interne Umstrukturierungen vorgenommen.
Das Sparprogramm ging heuer weiter – und trägt Früchte: Im Voranschlag ging die Handelskammer von einem Verlust von 1,15 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2016 aus, jetzt konnte der Kammerrat die Zahl auf 155.000 Euro senken.
Gut möglich, dass mit Jahresende sogar ein Bilanzausgleich erzielt werden kann. Ansonsten muss der Verlust mit den im Eigenkapital verbuchten Gewinnen früherer Jahre gedeckt werden. Rücklagen sind zwar genügend vorhanden, doch als öffentliche Körperschaft ist die Handelskammer verpflichtet, mittelfristig einen Bilanzausgleich herzustellen. Laufende Ausgaben müssen mit laufenden Einnahmen gedeckt werden. Rücklagen sind für Investitionen zu verwenden.
Da die Kammergebühr im nächsten Jahr noch einmal drastisch gesenkt wird, kann sich die Handelskammer um Präsident Michl Ebner trotz der erfolgreichen Einsparungen noch lange nicht ausruhen. Voraussichtliche Mindereinnahmen aus der Jahresgebühr von etwas mehr als einer Million Euro sowie höhere Personalausgaben aufgrund des neuen Regionalvertrages sorgen laut aktuellem Stand der Dinge für einen Verlust von 1,14 Millionen Euro.
Für die Geschäftsjahre 2018 und 2019 droht laut dem mehrjährigen Voranschlag gar ein Minus von über 1,4 Millionen Euro.
Michl Ebner schreibt in seinem Bericht zum Voranschlag: „Die drastische Reduzierung der Einnahmen der Körperschaft machen es deshalb notwendig, zahlreiche Sparmaßnahmen umzusetzen und könnte auf längere Sicht eine Verringerung verschiedener Tätigkeiten zu Gunsten der Unternehmen sowie die Abtretung eines Teils des Immobiliarvermögens der Körperschaft zur Folge haben.“
Die Handelskammer hofft nun auf eine Erhöhung der gesamtstaatlichen Sekretariatsgebühren nach der Reform der Handelskammern, um die Mindereinnahmen bei der Kammergebühr zu kompensieren. „Das würde uns Spielraum geben. Ziel der Anpassung ist es, dass angebotene Dienste kostendeckend bezahlt werden müssen“, so Generalsekretär Alfred Aberer.
Ein mittelfristiger Bilanzausgleich wird trotzdem schwierig. „Wir müssen schauen, wie wir uns umstrukturieren können. Es wird immer schwieriger, Einsparungsmöglichkeiten zu finden. Man muss aber auch anerkennen, was wir bis jetzt gemacht haben“, betont Aberer.
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