Heiße Nächte
Die einen feiern, die anderen wollen schlafen: In Bruneck spitzt sich der Streit um Nachtruhe und Vandalenakte weiter zu. Ein Hotel droht gar mit Schließung.
von Silke Hinterwaldner
Der Herr Hänni aus der Schweiz hatte eine wirklich schlimme Nacht. Im August machte er in Bruneck Halt und checkte im Hotel Corso ein, in der Hoffnung auf eine geruhsame Nacht. Aber weit gefehlt.
Weil unten auf der Straße vor seinem Zimmer ein junger Mann verzweifelt nach seiner Tina rief – da war es 3.30 Uhr – und weil noch viele andere Leute offensichtlich betrunken durch die Gassen torkelten, machte der Herr Hänni kein Auge zu.
„So etwas habe ich noch nie erlebt“, schrieb er in einem empörten Brief wenige Tage später an den Brunecker Bürgermeister. Und weiter: „Eine lebendige Stadt und Kultur finde ich wichtig, nur ist die Frage, ob Besoffene zu dieser Nachtzeit eine Kultur darstellen.“
Roland Griessmair hatte das kommen sehen. Seit 15. Jänner hat das alte Puka Naka in der Hintergasse wieder offen und weil es in Vergangenheit Probleme mit dem Lärm gab, suchte der Bürgermeister bereits vor der Wiedereröffnung das Gespräch. Zunächst lief alles in geregelten Bahnen.
Aber mit dem Sommer steigt die Lust der Leute, sich aus nachts im Freien aufzuhalten – und Lärm zu machen. Die Zahl der Beschwerden von Gästen nahm wieder zu, die Hoteliersfamilie Kostner leitete die Klagen weiter an die Gemeinderäte von Bruneck. In einer Mail ließen Kostners die Gemeindepolitiker wissen: „Das Bestehen unseres Betriebes ist bei diesen Verhältnissen nicht möglich.?Ist es in Ihrem Sinne, dass ein traditioneller, alteingesessener Familienbetrieb zu Grunde geht?“
Der Lärm sei unerträglich, Musik dringe bis in die Gästezimmer, es habe nichts als leere Versprechungen gegeben und die Situation habe sich im Laufe der Sommermonate immer weiter zugespitzt.
An den Wochenende hatte die Hotelleitung immer wieder die Carabinieri zu Hilfe gerufen, woraufhin der Lärmpegel gesenkt wurde.
Das alles hat Bernd Ausserhofer, Gemeinderat der Freiheitlichen, dazu veranlasst, ein Aufschlussbegehren an die Stadtverwaltung zu stellen. Darin wollte er wissen, wie man das Problem mit Lärm und Vanadalenakten langfristig zu lösen gedenkt. „Denn“, sagt Ausserhofer, „bei Vandalenakten und nächtlicher Ruhestörung ist die Tendenz ganz klar steigend. Deshalb muss die Stadtverwaltung ein Konzept vorlegen. Es kann doch nicht sein, dass die Allgemeinheit dafür zahlen muss, nur weil manche sich nicht zu benehmen wissen.“
Dass die Störung der Nachtruhe ein besonders sensibles Thema ist, weiß Bürgermeister Griessmair. Er hat deshalb die Situation im Hotel Corso und im Puka Naka genau unter die Lupe genommen und immer wieder sämtliche Akteure an einen Tisch zu holen versucht. „Das Problem ist nicht leicht in den Griff zu bekommen“, gibt er zu, „der Lärm schafft vor allem in den Sommermonaten Probleme, wo sich die Menschen nicht nur in den Bars aufhalten, sondern wo auch am Graben im Freien viel los ist.“
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