„Generell bedenklich“
Ein großes Fragezeichen tut sich hinter der angeblichen ökologischen Unbedenklichkeit der Meraner Silvester-Ballons auf. Die Landesumweltagentur äußert jedenfalls Zweifel.
von Karin Gamper
Der Hersteller der 10.000 LED-Ballons, die in Meran zu Silvester Richtung Himmel steigen werden, wird in der Passerstadt gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Die Gemeinde verweist auf die externe Beratungsagentur, diese wiederum auf die Kurverwaltung. Dort bleiben schriftliche Anfragen unbeantwortet.
Dafür liegt nun erstmals eine detaillierte Beschreibung der Luftballons vor, die in der Kurstadt als Alternative für das traditionelle Silvester-Feuerwerk zum Einsatz kommen werden. Die zuständige Stadträtin Gabi Strohmer erläutert deren Beschaffenheit in ihrer Antwort auf eine entsprechende Gemeinderatsanfrage der Süd-Tiroler Freiheit.
Demnach bestehen die LED-beleuchteten Ballons aus Naturkautschuk mit einer Zersetzungszeit, die jener eines Eichenblatts gleich kommt. In den einzelnen Ballons befinden sich jeweils eine Lithiumbatterie bzw. eine Knopfzelle des Modells CR2032 mit einem Durchmesser von 20 mm und einer Höhe von 1,6 mm. „Sie enthält nicht die giftigen Schwermetalle wie Quecksilber und Cadmium, die in vielen herkömmlichen Batterien zu finden sind“, schreibt Strohmer. Die Belastung für die Umwelt werde dadurch im Vergleich zu einem Feuerwerk auf einen Bruchteil dezimiert. Erreichen die Luftballons eine gewisse Höhe, so zerplatzen sie durch den Druck und fallen anschließend zu Boden.
Die Lärm- und Luftverschmutzung der üblichen Silvester-Knallerei fällt dadurch weg. Und das ist schon viel. Doch ganz so unbedenklich, wie Gemeinde und Kurverwaltung tun, scheint die Alternative dann offenbar doch nicht zu sein.
Bei der Landesumweltagentur jedenfalls hegt man einige Zweifel. Abteilungsdirektor Flavio Ruffini schickt zwar voraus, dass er für genaue Auskünfte die Hersteller-Angaben kennen müsste. Allgemein bestätigt er aber: „Batterien werden eigentlich getrennt als Sondermüll gesammelt und ich finde es generell bedenklich, wenn Lithium frei in der Natur herum liegt“. Auch bezüglich des Abbaus des Naturkautschuks äußert er Vorbehalte: auch dieses Material benötige seine Zeit bis es zersetzt wird und bis dahin würde es eben herumliegen.
Und was sagt man bei den Meraner Stadtwerken? Dort hat man sich noch keine großen Gedanken gemacht: „Ich gehe davon aus, dass sich die Kollegen von der Kurverwaltung gut informiert haben“, sagt Direktor Claudio Vitalini auf Anfrage um dann einzuräumen, dass er doch sicherheitshalber nachfragen wird.
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