„Ranking hinterfragen“
Südtirol ist im jährlichen Ranking der Lebensqualität der Wirtschaftszeitung „Il Sole 24 Ore“ vom 1. auf den 7. Platz abgerutscht. Was LH Arno Kompatscher dazu sagt.
Im jährlichen Ranking der Wirtschaftszeitung „Il Sole 24 Ore“ zur Lebensqualität in den 110 Provinzen Italiens ist Südtirol vom ersten auf den siebten Platz abgerutscht. Ausschlaggebend für den Abstieg waren einige Parameter, „die es aber zu hinterfragen gilt“, bemerkt Landeshauptmann Kompatscher auch im Namen seiner Kollegen und Kolleginnen in der Landesregierung, denn „die Qualität der Statistik ergibt sich aus der Treffsicherheit der Indikatoren“.
Was die Ausgaben im Sozialbereich angeht, so nimmt Südtirol in der Studie von „Il Sole 24 Ore“ den 102. Platz ein. Berücksichtigt werden dabei die Prokopf-Ausgabe für Maßnahmen zugunsten von Minderjährigen, von alten und armen Menschen. Dieser Vergleich stimmt natürlich nicht, meldet sich die zuständige Landesrätin Martha Stocker zu Wort. Der Fehler liege darin, dass sich die Prokopf-Ausgabe auf die Gemeinden beziehe, in Südtirol die Sozialleistungen fast ausschließlich aus dem Landeshaushalt und nicht von den Gemeinden bestritten werden. Im vergangenen Jahr 2015 betrugen diese Ausgaben insgesamt 410.356.879 Euro, was einer Prokopf-Ausgabe von 786,42 Euro auf Landesebene gleichkommt.
Im Bereich des Ehrenamtes, in dem Südtirol im Ranking ebenfalls nicht besonders gut abschneidet, berücksichtigt die Sole-Erhebung die 2.130 ehrenamtlichen Organisationen, die im entsprechenden Landesverzeichnis eingetragen sind, nicht. Erhoben wurden nur jene ONLUS-Organisationen, die im Verzeichnis der staatlichen Agentur für Einnahmen aufscheinen. Da das Land den im Landesverzeichnis eingetragenen Vereinen und Verbänden jedoch zusätzliche Anreize biete und Weiterbildung organisiere und da eine Doppeleintragung nicht zulässig ist, sei es verständlich, dass dieses Verzeichnis nur einen Bruchteil der Eintragungen des Landesverzeichnisses aufweise, schildert Landeshauptmann Kompatscher, der für das Ehrenamt zuständig ist, die Sachlage.
In dieselbe Kerbe schlägt auch der Landesrat für Deutsche Bildung und Kultur, Philipp Achammer: „Was den Bereich Kultur und Freizeit anbelangt, bleibt unser dicht und kapillar organisiertes Vereinswesen unberücksichtigt, das mit dem bloßen Kriterium der Eintragung von ONLUS-Organisationen bei der Agentur für Einnahmen nicht erfasst werden kann. In jeder Gemeinde gibt es eine Vielzahl von Vereinen und ehrenamtlichen Organisationen, die im Vergleich des ‚Sole‘ nicht aufscheinen.“ Bei der Auflistung der Eintritte zu Kulturveranstaltungen blieben zudem die Besuche von Aufführungen – beispielsweise von Volksbühnen und Musikkapellen – unberücksichtigt.
Gemeinsam mit seinem italienischen und ladinischen Kollegen Florian Mussner und Christian Tommasini beklagt Landesrat Achammer auch, dass bezüglich der Lesekultur nur die Buchhandlungen gezählt würden, die Tatsache aber, dass es in jeder Gemeinde eine öffentliche Bibliothek gäbe, teilweise mit mehreren Bibliotheksstellen und überall mit hohen Entlehnungszahlen, bleibe gänzlich ausgeblendet.
Was das Bildungswesen angehe, beschränke sich das Ranking auf das Zählen akademischer Abschlüsse, beanstanden die Landesregierungsmitglieder, die Berufsbildung, die für ganz Italien vorbildhaft sei, werde nicht berücksichtigt.
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