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„Festung für den Frieden“

imageGrenzen und Begegnung, Autonomie und die Festung selbst – dies die Themen des Grundkonzeptes der Franzensfeste als zukünftiges, zehntes Landesmuseums.

Die Festung Franzensfeste hat sich seit den ersten großen Ausstellungen, der „Manifesta“ (2008) und der Landesausstellung „Labyrinth::Freiheit“ (2009), zu einem erfolgreichen Ort für kulturelle Veranstaltungen etabliert.

Das Land Südtirol, das seit 2013 Eigentümer der Festung ist, möchte nun einen Qualitätssprung vollziehen, um das Potential der Festung ganz auszuschöpfen.

Die bestehenden Dauerausstellungen zur Geschichte der Festung und ihrem Umfeld, der BBT-Infopoint und die Ausstellung über die Bunker in Südtirol werden somit um neue Inhalte ergänzt. Das Bauwerk, sein Standort und seine Geschichte eignen sich dafür als ein stimmiger und glaubwürdiger Kontext.

Das Grundkonzept dargestellt und erläutert haben in der Franzensfeste Landeshauptmann Arno Kompatscher, Museumslandesrat Florian Mussner, Kulturlandesrat Philipp Achammer, die Direktorin des Betriebes Landesmuseen, Karin Dalla Torre, und der Direktor des Ressorts Öffentliche Bauten und Italienische Kultur, Paolo Montagner.

Als Festung für den Krieg erbaut, mit 20 Millionen Ziegelsteinen und 250.000 Kubikmeter Granit, hat die Franzensfeste nie dem Krieg gedient. „Die Franzensfeste soll nun sogar dem Frieden dienen, es ist unser Beitrag für Europa. Südtirol ist immer schon ein Grenzland und ein Durchzugsland gewesen. Nun soll diese Festung ein wichtiger Ort der Begegnung werden und mehr das Verbindende als das Trennende darstellen. Denn jegliche Grenze oder Barriere kann eben auch überwunden werden“, sagte der Landeshauptmann.

Hinzu käme, dass die Franzensfeste an sich schon sehenswert sei. „Sie ist ein Kraftplatz, dessen Chancen nicht voll ausgeschöpft werden. Sie soll nun auch ein Platz der Bewusstseinsbildung in Bezug auf unsere Autonomie und die Zeitgeschichte werden.

Für ein paar bauliche Maßnahmen – viel besteht ja schon – aber auch für die Inhalte und fürs Personal, weill das Land Südtirol die notwendigen finanziellen Mittel bereitstellen. Das Museum soll modular, also Schritt für Schritt, ausgebaut werden. „Vor allem aber werden wir in die verkehrstechnische Erschließung zur Festung hin investieren müssen, beispielsweise Wander- und Radwege. Es ist zu früh, um über Beträge zu sprechen, wir müssen erst den Ideenwettbewerb auswerten“, sagte der Landeshauptmann. „Es wird gut investiertes Geld sein, denn es kommt den nächsten Generationen zugute. Es geht schließlich darum, von der Geschichte zu lernen, die Gegenwart dazustellen und daraus eine Vision für die Zukunft zu bilden.“

Landesrat Mussner hat festgehalten, dass „die Franzensfeste in Zukunft eine Oase der Begegnung, der Information und der Reflexion werden wird. Sie soll es ermöglichen, den Unterschied zwischen Krieg und Frieden zu verdeutlichen – den Krieg, den die meisten von uns glücklicherweise nur aus den Schulbüchern kennen“, sagte Mussner. Auch für das Bewusstsein über den Wert unserer Autonomie sei die Festung ein Gewinn. “Es ist hervorzuheben, dass bei uns die Museen nicht zentral in den Städten untergebracht sind, sondern verstreut im ganzen Land, so dass das gesamte Umfeld einen Nutzen daraus zieht“, sagte Landesrat Mussner.

Landesrat Philipp Achammer hat vor allem die symbolische Bedeutung einer Grenze hervorgehoben, schließlich seien Künstler immer auch Grenzgänger. „Es geht darum, wie wir mit einer Grenze umgehen – wie wir sie ausloten und überwinden. Und letztlich geht es darum, wie wir mit kultureller und sprachlicher Vielfalt und dem Frieden umgehen.“ Auf jeden Fall sollen all die Konzerte und Theaterveranstaltungen, die bisher dort stattfanden, weiterhin ihren Platz in der Festung finden.

Karin Dalla Torre hat erläutert, wie die im Herbst von der Landesregierung eingesetzte Arbeitsgruppe der fünf Kulturabteilungen und des Bautenressorts inklusive anderer Fachleute ein Rahmenkonzept erarbeitet hat. Es legt fest, welche Themen das Museum vermitteln soll, nämlich:

1. Grenze/Grenzräume, Begegnungsraum, Südtiroler Geschichte der Migrationen, Transit
2. Autonomie, Umgang und Bewältigung von Vielfalt, Diversität
3. Die Festung selbst als Bauwerk, inklusive der neuen Architektureingriffe.

image„Es war schön zu sehen, wie dieser Funke von der Arbeitsgruppe auf die Politik übergegangen ist“, sagte sie. Aus einem europaweiten Wettbewerb soll die Arbeitsgruppe 2017 Ideen erhalten, wie diese Themen am besten transportiert werden können. Die Ergebnisse werden dann 2018 in der Festung ausgestellt und von der Arbeitsgruppe ins Konzept eingearbeitet.

„Wichtig ist es, dass es kein Nebeneinander gibt, sondern die Inhalte und die Festung zu einem organischen Ganzen verschmelzen, damit ein wirklicher Mehrwert entsteht“, sagte Dalla Torre. Schon 2017 soll es Ausstellungen geben, die in die Richtung zeigen, in die sich die Franzensfeste in Zukunft bewegt.

Das Rahmenkonzept sieht eine dynamische und ganz neue Form der Umsetzung der Inhalte vor: Rund um einen Schwerpunkt mit Dauerausstellungscharakter entstehen weitere Module: beispielsweise Sonderausstellungen, Denkwerkstätten, Tagungen, didaktische Werkstätten, zum Beispiel zur Konfliktbewältigung. „Es entsteht kein Museum im klassischen Sinn, vielmehr eine neue Form. Das großzügige Raumangebot in der Festung kommt dieser Planung entgegen“, sagte Dalla Torre.

Das kulturelle Angebot in der Franzensfeste soll besonders an die Bedürfnisse von Familien und Kindern angepasst werden. Die neuen Inhalte sollen so inszeniert werden, dass der Erlebnischarakter im Vordergrund steht und die Besucher interaktiv eingebunden werden.

Querschnittthema in der Festung bleibt die moderne und zeitgenössische Kunst in all ihren Ausdrucksformen. Dieses Thema ist in der Festung schon etabliert. Schon heute sind Werke der Künstler Fellin, Bornefeld, Mayr und Bosisio ausgestellt.

Geplant seien eine barrierefreie Erschließung, die weitere Instandsetzung der Festung und der Nebengebäude. „Es ist dennoch nicht Ziel, das gesamte Areal der Festung zu verplanen“, erklärte Dalla Torre.

Das Museumskonzept soll auch nicht an der Außenmauer der Festung enden. Das ganze Umfeld solle vom neuen Museum profitieren, deshalb sei es wichtig, dass die lokalen Akteure einbezogen werden, so auch der Verein Oppidum, der die Führungen durch die Festung macht. So könne man sich später auch erwarten, dass das Umfeld das neue Landesmuseum stützt. So waren auch zahlreiche Bürgermeister des Umfeldes der Einladung zur Pressekonferenz gefolgt.

„Die Arbeitsgruppe hat das beste Gespür für die effektiven Chancen der Festung“, betonte anschließend der Landeshauptmann. Nicht umsonst hat sie schon jetzt an einen Picknickplatz gedacht. Sie orientiert sich vor allem an den zukünftigen Gästeschichten.“

 

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