„Stur wie Gandhi“
2000 Personen nahmen an der Sepp Kerschbaumer-Gedenkfeier in St. Pauls teil. Der Gastredner forderte die Freiheit der Pusterer Buam.
„Wie alle Jahre stehen wir auch heuer wieder hier am Friedhof von St. Pauls, um eines der Besten zu gedenken, der das vergangene Jahrhundert unseres Landes in markanter Weise mitgeprägt hat. Mit dem Namen von Sepp Kerschbaumer ist die jüngere Geschichte unseres Landes verwoben, mit ihm und seinen Mitstreitern, die eingetreten sind für Freiheit und Gerechtigkeit in unserem Lande“, so der Gedenkredner Oskar Niedermair am Donnerstag bei der heurigen Sepp-Kerschbaumer-Gedenkfeier.
Der Rittner Niedermair war der jüngste politische Häftling. Er musste damals mit 17 Jahren für drei Jahre ins Gefängnis und lernte Kerschbaumer nach der Feuernacht von 1961 im Gefängnis kennen.
52 Jahre ist es her, dass Sepp Kerschbaumer im Kerker von Verona mit nur 51 Jahren gestorben ist. Schon mit 23 brachte ihm sein Widerstand gegen die Italianisierung eine Verbannung nach Süditalien ein.
In den 1950er und 1960er Jahren war er der Mitbegründer und nachher der Chef des Befreiungsausschusses Südtirol, als es um den Kampf für die Freiheit Südtirols ging.
Niedermair erklärte den Anwesenden, wofür Sepp Kerschbaumer eintrat:
„Sepp ging den Weg des Widerstandes gegen das Unrecht, unter dem unser Land litt. Zuerst in einer Form, die mich an den passiven Widerstand und die Sturheit eines Mahatma Gandhi erinnert. Und später, als all das Rufen nach Gerechtigkeit, nach Einhaltung der Versprechen und Vereinbarungen nichts nützte, verlor er die Geduld, scharte Gleichgesinnte um sich und beschritt den Weg des aktiven Widerstandes.“
Niedermair meinte, Kerschbaumer würde die Südtiroler heute auffordern, etwas zu unternehmen, um die Rückkehr der Pusterer Buam als freie Menschen in ihre Heimat zu erwirken. „Es ist an der Zeit, dass Rom endlich Einsicht zeigt und einen Schlussstrich zieht. Politiker, ganz egal welcher Partei oder Strömung, sind aufgefordert, sich für die Rückkehr einzusetzen“, bekräftigte Oskar Niedermair seine Worte.
Begrüßt wurden die 2000 Teilnehmer vom Obmann des Südtiroler Heimatbundes Roland Lang.
Dieser ging auf die aktuelle politische Situation ein und verurteilte den Staat Italien, der bis heute versuche, aus Südtirol eine italienische Provinz zu machen. „Die leidvolle Erfahrung der Südtiroler mahnt zur Vorsicht vor Gefälligkeitsgesten gegenüber dem italienischen Staat“, so Lang.
Gedacht wurde neben Sepp Kerschbaumer auch seiner Mitstreiter Kurt Welser, dessen Tod sich heuer zum 50. Mal jährt, sowie Jörg Klotz, Toni Gostner, Franz Höfler und Luis Amplatz.
„Nehmen wir die Worte des Gedenkredners mit nach Hause. Sie sollen uns in der Arbeit für unsere Heimat begleiten, denn das Werk und Ansinnen, das die Freiheitskämpfer von damals begonnen haben, ist nie zu Ende. Es heißt immer wachsam zu sein und für die Heimat einzustehen“, schloss Elmar Thaler, der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes die Gedenkfeier, bevor die Landeshymne und die österreichische Nationalhymne erklangen.
Vorausgegangen war dem Gedenken an die Freiheitskämpfer ein Gottesdienst, welcher von Pater Reinald Romaner umrahmt wurde. In seiner Predigt blickte er zurück auf Sepp Kerschbaumer.
„Von ihm wissen wir, dass er ein tiefgläubiger Mensch gewesen ist. Ohne Wenn und Aber. Er ist es auch im Kerker geblieben. Sein Herz hat für das Land und den Glauben geschlagen.“ Heimatliebe und Glaubensliebe seien für Sepp Kerschbaumer unbedingt eins gewesen. Dies solle ein Denkanstoß für die Anwesenden sein.
Musikalisch umrahmt wurde die Feier von der Musikkapelle Girlan. Eine Ehrensalve feuerte die Schützenkompanie „Sepp Kerschbaumer“ Eppan ab.
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