Laaser Marmor in New York
Der Bahnhof des spanischen Star-Architekten Santiago Calatrava mitten in New York ist ein spektakuläres Gebäude und es steckt eine Menge Laas darin. 40.000 Quadratmeter der Sorte Lasa Bianco Nuvolato hat die Firma „Lasa Marmo“ nach New York geliefert. Vergangene Woche spendierte die Firma ihren Arbeitern eine Reise in den Big Apple.
von Heinrich Schwazer
Gutes braucht Zeit und kostet Geld. Viel Geld. Fast 50 Meter hoch und strahlend weiß ist die Halle des neuen Bahnhofs neben den einstigen Zwillingstürmen des World Trade Centers in New York. Fast 4 Milliarden Dollar hat das spektakuläre Bauwerk des spanischen Star-Architekten Santiago Calatrava gekostet, doppelt so viel als veranschlagt, zwölf Jahre wurde daran gebaut, sieben Jahre länger als geplant.
„Oculus“ heisst das im März dieses Jahres eröffnete Gebäude, das von außen dem Stachelpanzer eines urzeitlichen Reptils gleicht (es stellt eine Friedenstaube dar) und innen weiß wie ein frisch geschliffener Eislaufplatz strahlt. Der Bahnhof soll täglich mehr als 200.000 Pendler aufnehmen und damit der drittgrösste Verkehrsknotenpunkt von New York werden.
Auch wenn man es dem Gebäude mitten in Manhattan nicht ansieht, es steckt eine Menge Südtirol darin. Genauer gesagt: Es steckt eine Menge Laas darin. Der Grund: Den blütenweißen Marmor für das neue architektonische Wahrzeichen in New York hat zur Gänze die Laaser Firma „Lasa Marmo“ geliefert.
40.000 Quadratmeter der Sorte Lasa Bianco Nuvolato haben die Laaser nach New York transportiert. Das sind 70.000 verschiedene Teile mit einem Gewicht von etwa 3.000 Tonnen. Sämtliche Wand- und Bodenplatten, sämtliche Treppenstufen, Handläufe und Sockelleisten wurden in Laas zugeschnitten und montagefertig in den Big Apple verschifft. Die Komplexität des 20 Millionen schweren Auftrags bestand genau darin: Nicht nur das Material Marmor zu liefern, sondern die fertigen Bestandteile. Erich Tscholl, Betriebsdirektor der Lasamarmo: „Wir haben hier in Laas alles so ausgelegt, wie es in New montiert werden sollte. Ein Inspektor hat die Ware kontrolliert und erst dann wurde sie verladen.“
Für Lasa Marmor war es nicht nur ein Prestigeprojekt, es war vor allem ein riskantes Riesenprojekt. Tscholl: „Der Bahnhof war das weltweit größte Projekt für einen einzigen Bruch und ein einziges Material. Es gibt zwar größere Bauprojekte, aber dabei kommen mehrere Brüche und verschiedene Materialien zum Einsatz. Das ist an die Substanz gegangen. Es hat viele Überstunden gebraucht, um das pünktlich abzuliefern.“
Zwischen 20 und 25 Leuten waren seit der ersten Lieferung im Mai 2012 ständig mit dem New York-Projekt beschäftigt. Zu Beginn der Lieferungen versprach die Geschäftsleitung den Arbeiten bei Abschluss der Arbeit eine Reise nach New York. Tscholl: „Die Arbeiten sollten sehen, wie es in der Realität ausschaut, was sie in den vergangenen Jahren alles abgebaut, geschnitten und geschliffen haben.“
Vergangene Woche war es soweit. Von den derzeit 72 fix angestellten Arbeitern sind 49 mit auf die New Reise gegangen, insgesamt waren es mit Begleitpersonen 69 Personen. Tscholl: „Es ist beeindruckend und es ist auch eine Genugtuung zu sehen, dass die Leute sich im Bahnhof auf den Boden legen, um zu fotografieren.“
Blütenweiß strahlt der Marmor Lasa Bianco Nuvolato, aber er ist nur die zweite Qualität. „Er ist ein bisschen grauer im Hintergrund als die erste Qualität“, sagt Tscholl. Die Kosten dafür liegen zwischen 100 Euro bis 500 Euro. Die teuerste Qualität kostet bis zu 800 Euro pro Quadratmeter.
Sorgen, dass der Marmor in nächster Zeit zur Neige gehen könnte, müssen die Laaser sich nicht machen. Der Bruch gilt als das weltweit größte Vorkommen von weißem Marmor und sollte bei der derzeitigen Abbaugeschwindigkeit laut Schätzungen noch zwischen 300 und 500 Jahren das weiße Gold hergeben. „Wir sind erst 500 Meter im Berg und sind damit geologisch gesehen am Ende des Marmorberges. Wir kratzen gerade ein bisschen daran“, sagt Tscholl.
Das New Yorker Prestigeprojekt hat bereits Folgeaufträge gezeitigt. Als die Firma 2008 übernommen wurde, waren 36 Arbeiter beschäftigt, jetzt stehen mehr als 70 Fixangestellte im Sold der Firma. „Die Auftragsbücher sind voll“, sagt Tscholl. „Momentan haben wir ein sehr interessantes Projekt in London. Es handelt sich um eine Lobby im Herzen der Stadt, die zur Vorzeigelobby werden soll.“
Die Hauptmärkte liegen im arabischen Raum, in Russland, Deutschland, Nordamerika und Österreich, wo Lasa Marmo gerade die Badausstattung für eine Luxusvilla in Kitzbühl liefert. Häufig weiß man in Laas aber gar nicht, wo das 400 Millionen Jahre alte Gold aus dem Weißwasserbruch auf 1.555 Metern überall verbaut wird, weil viele Händler nur die Platten kaufen.
Egal. Wichtig ist, dass der New Yorker-Auftrag glänzend gelaufen ist. Einen besseren Werbeträger könnte die Laaser Firma sich nicht wünschen. „Ich glaube, wir können zu Recht ein bisschen stolz sein“, resümiert Tscholl.
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