„15 Minuten unter Wasser“
Der 19-jährige Toni Öhler aus Oberinn ist am Freitag mit seinem Fiat Punto in den Wolfsgrubner See gestürzt. Wie der Hotelier Karl Clementi den schwerverletzten Fahrer zu retten versuchte.
Von Thomas Vikoler
Karl Clementi saß am Freitag in seiner Wohnung im derzeit geschlossenen Hotel Wolfsgrubner See, als er gegen 08.00 Uhr einen lauten Knall hörte.
Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm, was passiert war. Ein grauer Fiat Punto war in den See gestürzt und sank kopfüber langsam in die Tiefe. Die dünne Eisschicht konnte es nicht aufhalten.
Der Wirt des Hotels Wolfsgrubner See wusste sofort, was er zu tun hatte: „Ich bin in meine Werkstatt gerannt und habe ein Seil geholt. Dann bin ich zum See, habe mich angebunden und bin ins Wasser“, rekapituliert Karl Clementi im Gespräch mit der TAGESZEITUNG.
Ein junger Mann aus Oberinn, Toni Öhler, der Fahrer des Fiat Punto, war schwerverletzt mit dem Pelikan-Hubschrauber ins Krankenhaus von Innsbruck geflogen worden.
Obwohl die Bergungsaktion, auch dank eines glücklichen Zufalls, rasant abgewickelt wurde, schwebt der Verunglückte in Lebensgefahr. Er musste 15 Minuten, eingeklemmt in seinem Fahrzeug, im eisigen Wasser des Wolfsgrubner Sees verbringen. Mit entsprechend eingeschränkter Sauerstoffzufuhr.
Der Hotelier Karl Clementi versuchte verzweifelt, den 19-Jährigen aus seinem Auto zu befreien. Er rüttelte unter Wasser an den Türen des Fiat Punto, die sich aber nicht öffnen ließen.
Die Zentralverriegelung!
„Das Fenster an der Tür des Beifahrersitzes war offen, doch es gelang mir nicht, das Fahrzeug von innen zu öffnen. Der Fahrer hing kopfüber und bewusstlos am Gurt“, schildert Clementi seinen dramatischen Bergungsversuch.
Nicht sein erster: Vor einigen Jahren hatte der Wirt seinen im Eis eingebrochenen Hund aus dem eisigen Wasser gerettet. „Ich wusste also, wie ich mit der Situation umzugehen hatte“, betont er.
Und dann kam Hilfe von außen. Ein Kranwagen der Baufirma Rottensteiner fuhr an der Unfallstelle vorbei, die Mutter Clementis hielt ihn auf. In wenigen Minuten zog der Kran den Fiat Punto aus dem Wasser.
Der im kalten Wasser in Straßenkleidung schwimmende Wirt hatte die Kette am Fiat Punto befestigt.
Die Türen des Wagens wurden schließlich gewaltsam von der Feuerwehr geöffnet. Der Fahrer wurde vom Notarzt erstversorgt und in den Hubschrauber verfrachtet.
Im Einsatz waren außerdem die Freiwilligen Feuerwehren von Unterinn und Oberbozen, die Berufsfeuerwehr und eine Tauchermannschaft des Bezirks Bozen, die nach etwaigen verschollenen Mitfahrern suchte.
„Die Bergung hätte nicht schneller gehen können“, sagt Reinhard Lintner, Kommandant der FF Unterinn.
Ob damit das Leben des jungen Autofahrers gerettet werden konnte, wird sich erst zeigen.
Die Ursache des Unfalls ist im Moment ungeklärt.
Der Fiat Punto war in Fahrrichtung Oberbozen vor der Kurve am See ohne Bremsmanöver nach links ausgebrochen und in den See gestürzt. Möglicherweise eine Unachtsamkeit oder eine Ablenkung.
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