„Gibt’s in Welsberg ein Bordell?“
Welsberg will mit dem Bild einer schönen, jungen Frau Touristen anlocken. Einigen im Dorf ist die Botschaft auf dem Plakat zu zweideutig.
von Silke Hinterwaldner
„Welsberg ist so reich an Kulturgütern. Das Dorf hat eine Burg, Paul Troger, viele Brunnen, Kirchen und Veranstaltungen. Es wäre wirklich ein Leichtes dafür eine schönes und passendes Werbeplakat zu gestalten.“
Die junge Frau, die das sagt, muss jeden Tag an Welsberg vorbeifahren, um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen. Und jedes Mal, wenn sie das Werbeplakat am Eingang des Dorfes sieht, ärgert sie sich ein bisschen mehr.
Auf einer großen Leinwand lächelt ihr eine hübsche Frau entgegen, tadellose Beine lugen unter dem Tisch hervor, einer davon steckt in einem hochhackigen Schuh. Sie trinkt ein Glas Wein und genießt ihr Essen mit einem verführerischen Gesichtsausdruck. Dazu der Spruch: „Prendo tutto“.
„Wer nimmt hier was oder wen? Genießt sie oder wird sie genossen?“, fragt sich die empörte Autolenkerin. Und weiter mit einem provokativen Augenzwinkern in Richtung Tourismusbüro: „Gibt es in Welsberg jetzt etwa ein Bordell?“
Das unglückliche Werbeplakat ist an und für sich Tourismuswerbung der Initiative für Welsberg, der örtliche Verschönerungsverein, wie man früher gern sagte.
Wo das Dorf Welsberg doch so viel Schönes zu bieten hat, greift der Tourismusverein auf die sexy Frau als Werbebotschafterin zurück. „Dass man hier wie so oft leider den Frauenkörper missbraucht und derlei zweideutige Botschaften entsenden muss, das ist beschämend“, sagt die Autolenkerin.
Weit weniger aufgeregt zeigt sich Vizebürgermeisterin Paula Mittermair.
Sie sagt: „Bei mir hat noch niemand wegen dieses Plakates Beschwerde eingelegt. Ich habe auch sonst nichts Negatives gehört.“
Und sie selbst, was hält die Gemeindepolitikerin von dieser Werbebotschaft für ihr Dorf? Paula Mittermair: „Mich persönlich stört das nicht.“
Und was, liebe UserInnen, sagen Sie?
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