Unschuldiger Turnusarzt
Der Arzt Alfonso Pecoraro wird am Landesgericht vom Vorwurf der Amtsverweigerung freigesprochen. Mit Zweifeln.
Dario Giannelli ist verständlicherweise verärgert. Soeben hat der Richtersenat unter Vorsitz von Carla Scheidle ein Urteil gefällt, das er nicht teilen kann. „Ich nehme das Urteil zu Kenntnis und empfehle allen Bürgern, im Notfall nicht den Turnusarzt zu rufen, sondern die Nummer 118 zu wählen“, kommentiert der frühere RAI-Journalist.
Das Gericht hat den Turnusarzt Alfonso Pecoraro etwas überraschend vom Vorwurf der Verweigerung im Amt freigesprochen. Mit der Zweifelsformel nach Artikel 530, Absatz 2 der Strafprozessordnung.
Pecoraro war vorgeworfen worden, im Jahre 2012 einer telefonischen Aufforderung Giannellis, seiner schwerkranken Mutter bei ihr zu Hause ein Schmerzmittel zu spritzen, nicht nachgekommen. Staatsanwältin Donatella Marchesini beantragte gestern acht Monate Haft für Pecoraro.
Für das Gericht lässt sich der Inhalt des Telefonats offenbar nicht zweifelsfrei rekonstruieren. Der Turnusarzt hatte gestern in einer spontanen Erklärung klar gestellt, dass es darin nie um Morphium gegangen sei. Giannelli behauptet das Gegenteil und wirft Pecoraro vor, anstatt einen Hausbesuch vorzuneh,em, ihn aufgefordert zu haben, in der Apotheke ein Schmerzmittel zu besorgen. „Das hätte ich ohne Rezept nie bekommen“, betont der Journalist.
Ein im Prozess eingeholtes Gutachten hat allerdings ergeben, dass die telefonische Beratung eine von drei Möglichkeiten der Intervention des Turnusarztes ist.
Staatsanwältin Marchesini, die demnächst ans Oberlandesgericht wechselt, wird aller Voraussicht nach ebendort Berufung gegen den Freispruch einlegen.
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