Die Ernte-Bilanz
Die Ernte von Beeren und Gemüse in Südtirol ist zufriedenstellend bis gut ausgefallen – trotz einiger Schwierigkeiten mit dem Wetter. Die Details.
Die Gemüse- und Beerenernte auf Südtirols Feldern ist nahezu abgeschlossen. Insgesamt ziehen die Verantwortlichen eine gute Bilanz für das heurige Jahr: „Wir haben heuer bei den Obstversteigerungen mit 173 Tonnen Erdbeeren die Vorjahresmenge um 33 Prozent steigern können, während Himbeeren und vor allem Kirschen stark unter den Frühlingsfrösten gelitten haben“, sagt Markus Tscholl, Versteigerungsleiter der Egma Obstversteigerung in Vilpian.
Dazu kamen noch die Ausfälle durch die Kirschessigfliege, sodass laut Tscholl letztendlich nur 15 Tonnen Himbeeren (-44 Prozent im Vergleich zu 2015) und 33 Tonnen Kirschen (-72 Prozent) angeliefert wurden. Die Preise waren allerdings deutlich über jenen des Vorjahrs.
Im Vinschgau ist die Erdbeerernte heuer mit etwa 400 Tonnen um 20 Prozent schwächer ausgefallen als im Vorjahr. Gerhard Eberhöfer, Geschäftsfeldleiter VI.P Beeren, sieht die Vermarktungssaison aber positiv: „Der Markt war bereits ab Juni sehr aufnahmefähig, es gab kaum Überschneidungen mit anderen großen Anbaugebieten und das Preisniveau war gut.“
Die VI.P verkauft einen großen Teil ihrer Erdbeeren vor Ort im Martelltal, im Vinschgau und im restlichen Südtirol. „Dieser Markt“, so Eberhöfer, „schätzt die Qualität der Sommerfrucht aus dem Martelltal schon seit vielen Jahren.“ Während der Sommer 2015 sehr heiß war und die Reife dadurch viel zu schnell voranschritt, erwiesen sich die diesjährigen gemäßigteren Temperaturen als vorteilhafter. „Der Reifeprozess verlief gleichmäßig und die Ernte zog sich im Vergleich zum Vorjahr in die Länge“, so Eberhöfer.
Sowohl was das Aroma als auch was die Fruchtgröße betrifft, war die Erntequalität gut, einzig die Regentage sorgten für Druckstellen und geringere Haltbarkeit. „Grundsätzlich sind wir mit der Erdbeerernte 2016 sehr zufrieden“, schließt Eberhöfer. „Allerdings erhoffen wir uns für die kommenden Jahre wieder größere Mengen, um entsprechend wettbewerbsfähig zu sein.“
Wie auch Markus Tscholl, kann Reinhard Ladurner, Geschäftsfeldleiter VI.P Gemüse und Kirschen, der Kirschernte im Vinschgau kein positives Fazit abgewinnen: „Zwei Faktoren haben die Kirschensaison 2016 besonders negativ beeinflusst: die Frühjahrsfröste und das massive Auftreten der Kirschessigfliege.“ Bereits nach der Blüte habe sich eine Halbierung der Vorjahresmengen abgezeichnet. Aus den geschätzten 180 Tonnen wurden am Ende lediglich 160, denen dann eben auch noch die Kirschessigfliege zusetzte.
Dass trotzdem ein guter Teil der befallenen Ernte gerettet werden konnte, ist unter anderem der wichtigen Investition in eine Sortiermaschine zu verdanken. Ladurner: „Mit freiem Auge hätten die Produzenten die geschädigten Früchte nicht aussortieren können. Dieses System hingegen sortiert die befallenen Kirschen konsequent als Industrieware aus.“
Auch die Gemüseernte steht in Südtirol kurz vor dem Abschluss. Der Blumenkohl macht im Vinschgau wieder über 95 Prozent der Gemüseproduktion aus. Die Erntemenge konnte laut Reinhard Ladurner, um etwa 25 Prozent auf 2.900 Tonnen gesteigert werden, die größte Menge seit sechs Jahren. So konnte die VI.P Lieferengpässe vermeiden. Blumenkohl aus dem Vinschgau wurde in diesem Jahr wieder ausschließlich auf dem italienischen Markt platziert.
„Von Anfang Juni bis Ende Oktober belieferten wir einerseits Kunden auf allen wichtigen italienischen Großmärkten täglich mit frischem und qualitativ hochwertigem Gemüse, andererseits haben wir auch die Zusammenarbeit mit dem modernen Lebensmitteleinzelhandel intensiviert“, so Ladurner. Trotz großer Konkurrenz aus anderen europäischen Anbaugebieten konnten die Südtiroler Gemüseproduzenten aufgrund des hohen Qualitätsniveaus und der intensiven Marktbearbeitung also ein sehr gutes Ergebnis erzielen.
Mengenmäßig etwas schwächer als im Vorjahr ist in diesem Jahr auch die Kartoffelernte ausgefallen: Trotz gleichbleibender Anbaufläche ist die Menge von etwa 6.000 auf 5.330 Tonnen gesunken. Als Grund dafür gibt Hanspeter Felder, Direktor der Pustertaler Saatbaugenossenschaft, das Wetter an. So war es in wichtigen Phasen des Wachstums nass und kalt, was dazu führte, dass die Kartoffeln eher klein ausfielen. Auch auf die Lagerfähigkeit hatte der Regen im Sommer einen negativen Einfluss, das gute Wetter bei der Ernte machte allerdings einiges wieder wett.
Hanspeter Felder: „Glücklicherweise war es im Herbst zur Erntezeit trocken. So konnten die Bauern ihre Kartoffeln bei günstigen Witterungsbedingungen einlagern.“
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