„Hochtalentierte Jungköche“
18 Restaurants wurden in Südtirol mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Warum man in Südtirol so erfolgreich ist.
Tageszeitung: Herr Steger, Südtirol ist ein 23-Sterne-Land. Sind wir so gut?
Reinhard Steger (Präsident Köcheverband): Die Südtiroler Küche hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Eine der entscheidenden Schlüsselstellen ist die Ausbildung, wo wir ein hohes Niveau erreicht haben. Zusätzlich hat sich der Beruf Koch von einem Aussteigerberuf mit schlechtem Image in den 80er Jahren, zu einem innovativen, kreativen und vielseitigen Beruf entwickelt. Im Tourismusland Südtirol gibt es eine große Nachfrage nach Köchen, weil viel investiert wurde und wir hohe Qualität anbieten können. Gleichzeitig haben wir auch das Glück, dass wir hochtalentierte junge Köpfe ausbilden können.
Die Anzahl von guten Restaurants in Südtirol hat sich in den letzten Jahren erhöht. Glauben Sie nicht, dass dadurch die Gefahr entsteht, dass es zu viel Angebot gibt?
Natürlich könnte das passieren, aber die Betriebe operieren auf dem freien Markt und der Tourismus spielt diesbezüglich eine große Rolle. Viele unserer Restaurants leben vom Tourismus und man sieht daher auch eine parallele Entwicklung. Tatsache ist, dass es früher nie denkbar war, dass Südtiroler Weine in internationalen Restaurants präsent sind, genauso wie es unmöglich schien, dass Franzosen bei uns Urlaub machen.
Das ist nun allerdings Realität…
Diese Entwicklung hat mit zwei Faktoren zu tun: Einerseits hat sich der Wein stark verbessert und ergänzend dazu natürlich auch die Gastronomie und die Küche. Wichtig ist aber, dass kein Neid entsteht. Diese Betriebe müssen jeden Tag absolute Spitzenleistungen aufbringen.
Streben junge Köche nach einem Michelin-Stern oder gibt es mittlerweile neue Ziele?
Der Kochberuf ist in den letzten Jahren sehr vielfältig geworden. Roland Trettl beispielsweise hat viele Jahre lang absolute Spitzenleistungen gebracht. Nun arbeitet er in TV-Shows, aber er ist heute noch immer ein ganz wichtiger Botschafter für Südtirol.
Wie wichtig oder gefährlich sind Internetportale mit Bewertungsmitteln für die lokalen Restaurants?
Wir können uns diesen Portalen nicht verschließen. Wir wissen oft nicht ob und wann Bewertungen im Netz zirkulieren, aber andererseits ist die Kommunikation für uns ein Glücksfall, weil über die Lokale berichtet wird. Ohne diese intensiven Berichterstattungen und Bewertungen würden wir sicher nicht eine so große Rolle spielen, wie wir es gerade tun. Wir haben uns in Südtirol einen enormen Vorteil aufgebaut: Es gibt niemanden, der das Alpine und das Mediterrane so gut bespielen kann, wie wir. Das heißt aber nicht, dass wir präpotent werden dürfen – wir müssen jeden Tag unser Bestes geben und junge Menschen für unseren Beruf begeistern. Nur so gibt es Zukunft.
Bei der Generalversammlung des SKV am heutigen Samstag werden die sechs besten Jungköche ausge- zeichnet. Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus?
Wir sind über die Nachwuchszahlen sehr glücklich, weil unser Beruf wieder viele junge Menschen anspricht. Der Kochberuf ist der meistgewählte praktische Beruf in Südtirol. Wir haben eine tolle Mischung und viele hochtalentierte junge Köche.
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