„Totale Zerstückelung“
Der Streit um die Nutzung des Areals rund um das alte Eisstadion spitzt sich zu. Bürgermeister Roland Griessmair über schwierige Eigentumsverhältnisse, Wohnungsnot in Bruneck und den Konflikt mit der Fraktion.
TAGESZEITUNG Online: Herr Bürgermeister, in Bruneck Ost streiten sich Fraktionsverwaltung und Gemeinde um die Nutzung des Areals. Wie kann das sein?
Roland Griessmair: In der Zone Bruneck Ost finden wir eine totale Zerstückelung der Eigentumsverhältnisse vor. Das allermeiste gehört der Fraktion oder der Gemeinde. Das Problem ist: In den vergangenen Jahrzehnten ist in dieser Zone alles sehr konzeptlos gewachsen. Durch die Verlegung des Eisstadions stehen jetzt wiederum viele Veränderungen an, etwa was die Parkplätze oder andere Sportstätten betrifft. Deshalb macht in unseren Augen ein Ideenwettbewerb Sinn.
Welches Ziel verfolgen Sie?
Alles in allem sprechen wir hier von einem sechs Hektar großen Areal. Die Frage ist nun: Wie soll sich diese Zone so entwickeln, damit die Bürger in Zukunft die bestmögliche Situation vorfinden? Gemeinde und Fraktion sollten die Grenzen des Eigentumsdenkens sprengen, schließlich handelt es sich bei beiden um öffentliche Verwaltungen.
Die Fraktion will Freizeitanlagen, die Gemeinde will eine Zone für den geförderten Wohnbau. Lässt sich das vereinen?
Der Gemeindeverwaltung ist die Freizeitanlange genauso wichtig, auf einer Fläche von sechs Hektar hat sehr viel Platz. An dieser Stelle möchte ich einiges zurechtrücken: In Bruneck besteht Wohnungsbedarf. Derzeit vergeben wir im geförderten Wohnbau 23 Einheiten pro Jahr. 41 Familien stehen momentan auf der Rangordnung, dazu kommt eine Warteliste von noch einmal 50 Ansuchen beim KVW.
Dabei hat die Gemeinde bereits im vergangenen Jahr zwei Verfahren für neue Wohnbauzonen gestartet, zwei weitere kommen jetzt hinzu, eine davon ist die Zone Eisstadion. Damit decken wir den Bedarf von rund vier Jahren. Immer wieder ist hier in Bruneck die Rede von leer stehenden Wohnungen…
Warum können diese leeren Wohnungen nicht belegt werden?
Weil jene, die echten Bedarf haben, keinen Zugriff auf diese Wohnungen haben. Die Gemeinde will im Areal Eisstadion nicht den höchsten Preis herausschlagen, vielmehr baut sie zu 100 Prozent geförderte Wohnungen. Diese kommen Bruneckern und Menschen aus der Umgebung zugute, die sich ein Eigenheim schaffen wollen.
Eine ähnliche Situation finden wir bei Sozialwohnungen vor. 2015 hatte das Wobi in Bruneck eine Liste mit 110 gültigen Ansuchen, nur 15 davon kommen zum Zug. Deshalb müssen wir auch darüber nachdenken, wie das Wohnbauinstitut noch zusätzliche Wohnungen errichten kann. Der Bedarf ist sowohl im geförderten als auch im sozialen Wohnbau mehr als gegeben.
Was planen Sie in der Zone Bruneck Ost?
Im Bauleitplan der Gemeinde sind insgesamt 115 geförderte Wohnungen vorgesehen, 30 davon in Bruneck Ost. Das heißt: Hier geht es nicht um eine riesengroße Wohnbauzone, sondern um eine Zone, die durchaus verträglich ist. Auf diese Weise scheint es sinnvoll, Wohnbaufläche unterzubringen. Daneben haben wir noch sehr große, zusammenhängende Areale für Naherholungszonen. Es gibt bereits einen Mehrheitsbeschluss des Gemeinderates, der das Areal des Eisstadions als Wohnbauzone definiert. Aber diesen Beschluss wollen wir nicht punktgenau umsetzen, weil ein Mehr an Attraktivität für die gesamte Zone möglich ist.
Sie schlagen einen Ideenwettbewerb für das gesamte Areal vor. Was soll das bringen?
Es geht hier nicht nur um Naherholung und Wohnen, sondern um noch viel mehr – wie etwa Parkplätze und kleine Zufahrten. Das müsste man alles neu und sinnvoll ordnen, deshalb der Ideenwettbewerb. Wir haben in der Vergangenheit für mehrere Problemfelder solche Wettbewerbe gemacht und durchaus positive Erfahrungen gesammelt. Wir wollen die beste Lösung finden und laden deshalb Fachleute ein, die danach suchen sollen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich die beiden öffentlichen Verwaltungen treffen.
Am Mittwoch (heute, Anm. d. Red.) und am Donnerstag finden Bürgerabende statt. Werden dabei Entscheidungen gefällt?
Es ist nicht die Aufgabe einer Bürgerversammlung, Entscheidungen zu treffen, dafür sind politische Gremien zuständig. Allerdings legen wir großen Wert auf den partizipativen Prozess, an dem sich alle beteiligen können.
Interview: Silke Hinterwaldner
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