Besuch von oben
Zwei Mal im Jahr kommt Salvatore Caputa nach Sexten – und mit ihm die Muttergottes mit einer Botschaft an das Gefolge. Das alles passiert ohne große öffentliche Aufmerksamkeit. Die Kirche distanziert sich.
von Silke Hinterwaldner
Unzählige Augenpaare richten sich auf den Mann in der Mitte. Salvatore Caputa steht da, ein gedrungener Mann mit weißen Haaren und etwas dunklerem Schnauzbart, ein Kreuz um den Hals und einen Rosenkranz an der Hand. Immer wieder blickt er gen Himmel. Er wartet.
Und mit ihm eine ganze Heerschar an Anhängern und Neugierigen. Plötzlich fällt er auf die Knie, die Spannung steigt. Jetzt, das wissen alle Anwesenden, wird die Muttergottes ihre Botschaft an Salvatore schicken. So sieht es das Programm vor.
Wenn Maria erscheint, dann spricht sie nur zu Salvatore Caputa und nur auf Italienisch, aber die Botschaft wird anschließend übersetzt. Darin enthalten sind Sätze wie:
„Ich komme vom Himmel, um euch den Weg zu zeigen, welchen ihr gehen sollt, jenen des Gebetes und der Buße.“
„Meine Kinder, ich segne euch mit meinem mütterlichen Segen und dem Segen des auferstandenen Jesus. Betet, betet, betet.“
Dann erklärt der Mann, der den Ruf empfangen hat, auch noch wie die Madonna gekleidet war und wie viele Engel sie begleitet haben. Manche der Anwesenden bei derlei Erscheinungen wirken beeindruckt, aber bleiben trotzdem misstrauisch. Andere wiederum scheinen voll und ganz in den Bann gezogen von dieser Veranstaltung.
Salvatore Caputa ist in Südtirol kein Unbekannter. Der Mann aus Sizilien war im November 2008 in Völser Aicha zu Gast. Vor dem Altar der örtlichen Kirche war er auf die Knie gefallen und hatte nachher in der Sakristei die Botschaft der Muttergottes diktiert. Eine zweite Erscheinung war bereits geplant:
Am 30. Mai 2009 sollte Salvatore Caputa noch einmal nach Völser Aicha kommen, aber soweit kam es dann doch nicht. Der Generalvikar schaltete sich ein und machte dem Pfarrer deutlich klar, dass die katholische Kirche diese Marienerscheinungen nicht anerkenne und deshalb die Kirche von Völser Aicha nicht zur Verfügung stehen dürfe.
Die Muttergottes wurde so kurzerhand wieder ausgeladen – das alles passierte unter den Augen der zum Teil amüsierten und zum anderen Teil empörten Öffentlichkeit.
Weil in Völser Aicha nicht mehr erwünscht, konzentrierten sich die Erscheinungen des Salvatore Caputa daraufhin auf andere Ortschaften im deutschen Sprachraum. In Walpertskirchen in Bayern gab es immer wieder Aufregung rund um den „Seher“ Salvatore. Näher ist den Südtirolern aber der Erscheinungsort im Lavanttal in Kärnten.
Umgekehrt kommen auch viele Kärtner nach Südtirol, wenn hier wieder einmal eine Erscheinung auf dem Programm steht. Denn: Die öffentliche Aufregung rund um Salvatore ist zwar abgeklungen, aber nach wie vor kommt er immer wieder nach Südtirol, um die Botschaften der Mutter Gottes zu empfangen.
Der Zielort ist Sexten. Vor einigen Jahren hatten besonders fromme Sextner eine private Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes errichten lassen. Und dorthin laden sie Salvatore Caputa immer zwei Mal im Jahr ein. Einmal im Frühjahr und noch einmal im Herbst kommen dann grob geschätzt knapp 100 Anhänger und Neugierige nach Sexten, um zu schauen, was Maria zu sagen hat. Die Kirche hat sich bislang nicht eingemischt, auch weil diese Termine weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.
Selbst Sextens Bürgermeister Fritz Egarter ist überrascht als die TAGESZEITUNG ihn fragte, was denn dort vorgehe. „Das ist mir neu“, sagt er, „man hat zwar schon etwas gehört, aber nichts Genaues. Es sind halt sehr gläubige Leute.“
Zur Person
Salvatore Caputa ist gebürtiger Sizilianer (Jahrgang 1944) und wohnt in Ponti sul Mincio bei Mantova. Seit 1986 erscheint ihm nach seinen Angaben die Muttergottes. Im Jahr 1997 errichtete Salvatore Caputa auf einer Lichtung des Monte Casale, einem kleinen Hügel unweit der Ortschaft Ponti sul Mincio ein kleines „Erscheinungszentrum“.
Der Hügel in Ponti sul Mincio ist im Laufe der Zeit ein kleines Medjugorje geworden. Viele „Gläubige“ pilgern alljährlich dorthin, um den Marienerscheinungen beizuwohnen, zumindest indirekt. Denn leider bekommt nur Salvatore die Muttergottes in einer Art „Entrückung“ vor sein Angesicht.
Dazu hat es bereits Untersuchungen der bischöflichen Kurie von Mantova mit folgendem Ergebnis gegeben: Nichts spricht für ein objektives Denken an Erscheinungen, Visionen und außerordentliche Fakten. Einige Ausdruckselemente der angeblichen Phänomene und manche Aspekte von Begleiterscheinungen stellen eher objektive Kontraindikationen dar. Gleichzeitig wird aber auch darauf hingewiesen, dass jeglicher Respekt gegenüber jener Person zu wahren sei, die sich als angeblicher Seher bezeichnet; jedoch sind seine Erfahrungen ausschließlich subjektiver Natur.
Es folgen weitere Erscheinungsorte: S. Vito di Flavòn, Val di Non; Völser Aicha; St. Leonhard im Lavanttal, Kärnten oder Walpertskirchen in Bayern.
LESEN SIE AM MONTAG: Was die Kirche von Salvatore Caputa hält
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