Frauen-Power in Igls
Die 2. Tiroler Landesfrauenversammlung hat sich am Freitag in Igls mit dem Thema „Lebensraum Gemeinde – Frauen auf dem Land“ befasst.
Die Tiroler Frauenlandesversammlung ist ein Austausch- und Vernetzungstreffen für politisch interessierte Frauen, das die Südtiroler Landesrätin für Chancengleichheit Martha Stocker und die Tiroler Frauenlandesrätin Christine Baur im vergangenen Jahr 2015 ins Leben gerufen hatten.
Am Freitagnachmittag haben sich die politischen Vertreterinnen aus Tirol, Südtirol und erstmals auch dem Trentino zum zweiten Mal getroffen, um sich auszutauschen, sich zu vernetzen und gemeinsame Anliegen auf verschiedenen Ebenen voranzubringen.
Vielfältige politische Herausforderungen auf dem Land
Im Mittelpunkt der 2. Tiroler Landesfrauenversammlung im Congresspark in Igls stand das Thema „Lebensraum Gemeinde – Frauen auf dem Land.“ Ausgangslage für die Diskussion waren dabei aktuelle Zahlen, Daten und Fakten über die Frauenpräsenz in der Politik vor Ort:
In Südtirol werden knapp 9 Prozent und in Tirol knapp 6 Prozent der 116 bzw. 279 Gemeinden von Bürgermeisterinnen geführt, es gibt 23 bzw. 19 Prozent Vizebürgermeisterinnen und 35 bzw. 25 Prozent Gemeinderätinnen.
Die Diskussion um die vielfältigen politischen Herausforderungen für diese Frauen auf dem Land wurde von einem Impulsreferat der ehemaligen Landesrätin für Umweltschutz in Tirol und ehemaligen Europaparlamentarierin Eva Lichtenberger ergänzt.
Die Bürgermeisterin von Lienz und Tiroler Landtagsabgeordnete Elisabeth Blanik, die Südtiroler Parlamentarierin Renate Gebhard, die ehemalige Gemeinderätin von Stanzertal Kathrin Hörschlager, die Bürgermeisterin von St. Martin in Passeier Rosmarie Pamer, die Bürgermeisterin von Jungholz Karina Konrad und die Vizebürgermeisterin von Rodeneck Irgmard Santer Testor berichteten im Anschluss über ihre konkreten Erfahrungen mit Projekten für Frauen auf dem Land, wie etwa die Arbeitsgenossenschaften Sinfotel und die ARGE in Rodeneck in Südtirol.
Frauen übernehmen Verantwortung für attraktiven ländlichen Raum
„Frauen übernehmen gerade im ländlichen Raum eine wichtige Rolle und tragen mit ihrem gesellschaftlichen und politischen Engagement zu lebendigen Dorfgemeinschaften bei“, hob Landesrätin Stocker bei der Landesfrauenversammlung hervor.
„Frauen übernehmen dadurch auch Verantwortung dafür, dass unsere peripheren Gebiete ein attraktiver Lebensraum bleiben und junge Familien nicht abwandern“, so Stocker. Daher gelte es nicht nur das weibliche politische Engagement zu fördern, sondern auch bessere Voraussetzungen für Familien auf dem Land zu schaffen: durch flexible Arbeitsplätze und medizinische Versorgung vor Ort, ausreichend Kinderbetreuungs- und Freizeitangebote, Pflegeeinrichtungen und altersgerechtes Wohnen, Bildung, Schule und Kultur.
In dieselbe Kerbe schlug auch ihre Tiroler Amtskollegin Baur, die den immensen Beitrag von Frauen zur nachhaltigen Entwicklung besonders in ländlichen Gebieten hervorhob. „Für sie müssen wir die Lebensumstände so gestalten, dass sie gerne dort leben und Berufstätigkeit, Freizeit und Familie gut vereinbaren können“, betonte Landesrätin Baur.
Gerade aus diesem Grund sei der Zusammenschluss von Frauen dies- und jenseits des Brenners besonders wichtig und wertvoll: Bei der Frauenlandesversammlung können Best-Practice-Beispiele ausgetauscht und Netzwerke gebildet werden.
Resolution: Mobilität, soziale Infrastruktur, Frauen in der Politik
In einer gemeinsamen Resolution legten die Teilnehmerinnen der Frauenlandesversammlung ihre Anliegen fest, die auf den verschiedensten Entscheidungsebenen vorangetrieben werden sollen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Themen Mobilität, soziale Infrastruktur und politische Beteiligung.
Die Mobilität wird in dem verabschiedeten Dokument als bedeutendes Element für die Integration am Arbeitsmarkt, die Teilhabe an Bildung, Kultur und anderen Dienstleistungen definiert. Hinsichtlich der sozialen Infrastruktur hielt die Frauenlandesversammlung fest, dass Kinderbetreuungsangebote und Angebote zur Betreuung von pflegenden Angehörigen nicht nur die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern, sondern auch zu einer höheren Chancengleichheit in der Bildung beitragen. Neben Versorgungs- und Betreuungsinfrastrukturen wirken Freizeit- und Kulturangebote Abwanderungstendenzen entgegen.
Die politischen Vertreterinnen der Länder Tirol, Südtirol und Trentino zeigten sich am heutigen Freitagnachmittag einig, dass mehr Frauen auf allen politischen Ebenen und in allen Gremien nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit sei, sondern auch zu besseren Ergebnissen der Politik führe. Die Beteiligung von Frauen in der Politik müsse daher verstärkt und ausgebaut werden.
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