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„Überhaupt nicht lustig“

clown-erich-meranerDer Verein „Medicus Comicus“ hat jahrelang an einem positiven Clown-Image gearbeitet. Jetzt drohen die Grusel-Clowns alles zu zerstören. Präsident Erich Meraner über die Folgen des aus den USA übergeschwappten Phänomens.

TAGESZEITUNG Online: Herr Meraner, in Deutschland fürchtet die Vereinigung „Rote Nasen“ wegen der Horror-Clowns ernsthaft um ihr Image. Erschwert dieses Phänomen die Arbeit der Klinikclowns?

Erich Meraner: Je länger ich darüber nachdenke: ja, diese Horrorclowns schaden unserer Arbeit nachhaltig. Es ist schade, dass solche Modeerscheinungen aus den USA auch bei uns Fuß fassen. Ich bin daher schon etwas in Sorge. Diese Clowns haben in keinster Weise etwas mit unserer therapeutischen Arbeit zu tun. Unsere Aufgabe ist es, mit Humor zum Heilungsprozess von Patienten beizutragen. Etwas anderes ist es, als hässlich maskierter Gruselclown seinen Trieben freien Lauf zu lassen und andere Menschen zu ängstigen.

Ihre Clowns treten im Krankenhaus meist vor Kindern auf. Wie reagieren diese?

Sehr gut. Es kommt aber auch vor, dass sich Kinder vor uns ängstigen, deshalb sind wir immer zu zweit unterwegs. Alleine kann man diese Furcht nicht abfedern. Ein Clown alleine bedeutet eine direkte Konfrontation. Zwei Clowns dagegen können dagegen dem Kind eine Show bieten, die Angst thematisieren und ihm so die Furcht nehmen.

Sie sind also „nette Clowns“?

Wir schminken unsere Clowns bewusst nicht, weil wir erfahrungsgemäß wissen, dass Kinder vor Schminke und Masken Angst haben. Unsere Clowns tragen nur eine rote Nase und dazu ein passendes Kostüm. Wir tragen auch keinen Arztkittel, weil wir keine Mediziner, sondern Künstler sind, die eigens zum Klinikclown ausgebildet wurden. Auf die Schulung legt unser Verein großen Wert, wir geben auch viel Geld dafür aus. Unsere Clowns sind empathische Menschen, die für jede Situation eine Szene im Repertoire haben und sehr viel Feingefühl besitzen. Sie wissen, wann sie sich wie verhalten müssen.

Sie sind auch häufig in Schulen zu Gast, um über die Tätigkeit des Vereins zu informieren. Haben Sie dort bereits über die Horror-Clowns gesprochen?

Ja, erst kürzlich in einer Mittelschule. Die Schüler sind gespalten: einerseits wirken Verkleidungen und Maskierungen anziehend, auch weil Halloween vor der Tür steht. Die Jugendlichen finden das ein bisschen auch cool. Aber generell wird das Erschrecken von unbeteiligten Menschen auf der Straße schon distanziert betrachtet.

Was wünschen Sie sich im Umgang mit Horror-Clowns?

Das Beste ist wahrscheinlich präventiv zu arbeiten und den Menschen klar zu machen, dass die Horror-Clowns mit uns nichts zu tun haben. Ansonsten bin ich der Meinung, dass diese Leute zu bestrafen sind. Wir möchten mit Humor zur Heilung beitragen. Diese Horror-Clowns sind dagegen überhaupt nicht lustig.

Interview: Karin Gamper

Der Verein

Die Begeisterung über die Wirksamkeit der Clowntherapie veranlasste im Jahr 1998 den Grödner Pauli Demetz mit vier Freunden den gemeinnützigen Verein Medicus Comicus zu gründen. Seit April 2016 heißt der Verein mit Sitz in Brixen „Comedicus“. Er finanziert die wöchentlichen Visiten der Clowndoktoren in sieben Südtiroler Krankenhäusern (Bozen, Meran, Brixen, Sterzing, Schlanders, Innichen, Bruneck).

comedicus-comicus-adventsaktion-sicher-spendenZiel von Medicus Comicus ist es, die Leiden der kleinen und großen Patienten in den Krankenhäusern und in den Alten- und Pflegeheimen Südtirols mit humoristischen Einlagen von “Clown-Doktoren” zu lindern – nach dem Motto “Lachen ist gesund”.

Die Clown-Doktoren sind speziell für Krankenhäuser ausgebildete Freiberufler und Artisten, die von Medicus Comicus für die Arbeit in den Krankenhäusern ausgewählt wurden.

Die Voraussetzungen für die Ausübung des Clown-Doktors unterliegen klaren Richtlinien, die sie von herkömmlichen Clowns unterscheiden. Im Verein arbeiten mehrere selbstständige Clown-Doktoren, die für ihre künstlerische Leistung honoriert werden. Zudem werden bei außerordentlichen Veranstaltungen auch ehrenamtliche Leistungen von ihnen erbracht. Präsident ist Erich Meraner.

 

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